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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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nach dem Angreifer und riss tiefe Löcher in seinen Rücken, doch das Biest ließ nicht locker.
    Gefährliche Sonnenstrahlen tasteten sich durch die offene Wand der Kirche und krochen auf die Kämpfenden zu. Der Lichtträger streckte eine Hand nach den rettenden Strahlen aus, doch das Biest hatte ihn in eine Ecke gedrängt und hielt ihn dort mit Zähnen und Klauen an die Wand genagelt.
    Sein gesundes Auge zuckte suchend umher und fand mich. Der silberne Spiegel glühte mit einer verzweifelten Hoffnung, die mich wanken ließ. „Cara“, atmete er und sank in sich zusammen. Seine Gestalt flackerte, löste sich auf und erlosch, als hätte es ihn niemals gegeben. Sein Flügel splitterte und fiel, in tausend Stücke zerbrochen, klirrend zu Boden.
    Das Biest brach über den Resten des Lichtträgers zusammen.
    „Arun!“
    Eine künstliche Dunkelheit ballte sich um den Körper des Biestes. Es gab ein Geräusch, als würden Knochen brechen und Haut reißen, dann richtete sich der Dämon aus der Dunkelheit auf.
    Schatten klammerten sich an ihn, hingen um seine verwundete Gestalt, als gäbe die Nacht ihr Äußerstes, ihn vor dem angebrochenen Tag zu schützen. Sein schwarzer Umhang formte sich aus dem Nichts und legte sich sacht über seine Schultern. Arun schwankte und fiel auf Hände und Knie. Aus einem tiefen Schnitt über seinem Auge sickerte schwarzes Blut und lief ihm übers Gesicht.
    Ich stolperte über die Trümmer zu ihm hin. Als ich bei ihm ankam, gaben meine Beine unter mir nach. „Arun.“
    Er hob den Kopf und zog mich in seine Arme. Die Umarmung war kurz, heftig und schmerzhaft für uns beide.
    „Schnell“, sagte er uns ließ mich wieder los. „Wir müssen die Scherben einsammeln.“
    Ich nickte schwach. Seine Hände nestelten mit dem Verschluss seines Umhangs. Zitternd breitete er ihn auf dem Boden aus. „Hier hinein.“
    Ich arbeitete so schnell ich konnte, klaubte Scherben um Scherben zusammen und schüttete sie auf den Umhang. Evajas Irrlicht legte ich in die Mitte der glänzenden Stücke. Arun gab sich Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen, doch seine Bewegungen wurden immer langsamer und fahriger. Außerdem schnitten die Glassplitter ihm in die Hände.
    Endlich hatten wir genug beisammen. „Nimm das.“ Ich drückte Arun den behelfsmäßigen Beutel mit den Flügelscherben in die Hand und sandte ein Dankgebet zu Evaja.
    Der Varuh war aschfahl im Gesicht, der Schnitt an seiner Stirn blutete noch immer und jedes Mal, wenn ein Lichtstrahl ihn streifte, zuckte er wie unter Schmerzen zusammen. Seine Kleidung verhüllte zwar die übrigen Wunden, doch ich wusste, dass sie grausam sein mussten.
    „Du musst zurück in den Wald“, drängte ich ihn. „Geh! Ich werde nachkommen.“
    Er schien protestieren zu wollen, verbiss es sich jedoch und nickte. Mühevoll schulterte er den Beutel und verließ die Kirche durch das Loch in der Wand, das er als Biest geschlagen hatte. Besorgt sah ich ihm nach, doch bevor ich ihm folgen konnte, gab es noch etwas, das ich tun musste.
    Dunkle Gestalten huschten zurück in ihre Häuser, als ich die Kirche verließ, verriegelten Türen und Fenster. Ich schenkte ihnen keine Beachtung. Meine gesamte Aufmerksamkeit galt dem Körper, der in einem Haufen aus rötlichem Schnee vor den Stufen der Kirche lag.
    Er war zerschunden und bis zur Unkenntlichkeit zerrissen, als habe der Lichtträger ihn mit seinem Flügel aufgespießt und mehrmals durch die Luft geschleudert. Seine Haare waren versengt, das halbe Gesicht rußverschmiert. Sein einst helles Gewand hing in blutigen Fetzen und seine Brust – ich erschrak. Sie bewegte sich. Er lebte noch!
    Ich eilte zu ihm und fiel neben ihm auf die Knie.
    Blut lief aus seinem Mundwinkel, über seinen Nacken und tropfte in den aufgewühlten Schnee. Er versuchte zu sprechen, doch mehr als ein Röcheln drang nicht aus seiner Kehle. Seine Augen schrien förmlich nach mir und ich ahnte, dass er mir etwas sagen wollte, bevor er starb. Ich lehnte mich nahe an seinen Mund und legte meine Hand auf seine Brust. Seine Stimme war weniger als ein Flüstern. „Dein Vater … wäre stolz.“
    Blut sprudelte über Walums Lippen. Er bäumte sich auf, die Augen liefen ihm vor Tränen über, doch keine Luft drang mehr in seine Lungen. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich krampfhaft und dann lag er plötzlich still.
    Ich starrte auf ihn hinab. Mein Vater … Sinnloserweise sammelten meine Hände Haufen von Schnee und breiteten ihn über seiner blutigen Brust

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