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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Weihe stattfinden würde. Ich erinnerte mich kaum, an die letzte Zeremonie, die in unserem Dorf abgehalten worden war. Ich wusste nur, dass es etwas damit zu tun hatte, dass man aus der Nacht kam, durchs Feuer ging und mit dem neuen Tag wiedergeboren wurde. Nun, ich hatte nicht die Absicht, neu geboren zu werden.
    Das gesamte Dorf war versammelt. Sie kauerten um den Kreis herum, drückten sich aneinander wie verschreckte Kinder. Meine Mutter konnte ich nirgends unter ihnen entdecken und ich wusste nicht, ob es mir lieber so war, ob ich enttäuscht war, oder Angst um sie hatte. Ich wischte den Gedanken konsequent beiseite und konzentrierte mich auf die drei Gestalten, die in der Mitte des Feuers auf mich warteten: die Priester.
    Es war unerwartet, alles so vorzufinden, wie es sein sollte. Es machte mich misstrauisch. Ich öffnete und schloss meine Fäuste, fühlte den feinen Schutz der Mondgöttin auf meinen Handflächen und ging entschlossen weiter.
    Der Horizont verfärbte sich gräulich an den Rändern, die ersten Sterne verblassten zwischen den Wolken. Nicht zum ersten Mal wünschte ich, ich hätte die Macht, die Nacht festzuhalten, ihre samtene Decke zurück über den Himmel zu ziehen, um den Anbruch des Tages hinauszuzögern. Doch die Sonne näherte sich unaufhaltsam dem Horizont und in ihrem Kommen verscheuchte sie Sterne, Mond und Dunkelheit. Einzig die Wolken, die die Erde über Nacht mit mehr Schnee beschenkt hatten, hielten sich hartnäckig am Himmel. Wenigstens würde es kein klarer Tag werden.
    Die Reihen der Dörfler teilten sich vor mir. Ich sah sie kaum, sie hätten auch eine Ansammlung Vogelscheuchen sein können. Mit klopfendem Herzen schritt ich zwischen ihnen hindurch und betrat den Kreis.
    Bardorack rieb seine Knochenfinger aneinander und starrte mir mit einer Mischung aus Begehren und Abneigung entgegen, dass es mir unmöglich war, vorauszusagen, welchem Impuls er nachgeben würde. Ich traf seinen Blick mit all der Verachtung, die ich für den Mann empfand, der meine Mutter misshandelte und der Vater meines ermordeten Halbbruders war.
    Kessandra stand schräg hinter Bardorack. Ihre Kiefer mahlten unablässig aufeinander, während ihr Blick zwischen mir und Bardorack hin und her wechselte wie der Stachel eines Skorpions, der nicht wusste, wo er zuerst zustechen sollte.
    Walum wartete rechts von mir. Er hatte die Schweinsäuglein zusammengekniffen und leckte sich ständig über die Lippen. Der fette Priester schwitzte sogar in dieser Kälte, doch der Blick, den er mir zuwarf, war frei von jeglicher Feindseligkeit. Seine Augenbrauen waren leicht zusammengezogen und er wirkte nachdenklich. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte. Was brachte den Priester in diesem Moment zum Grübeln?
    Plötzlich stellten sich alle Haare an meinem Körper auf, meine Haut prickelte. Ich hob gerade noch rechtzeitig eine Hand vor die Augen, bevor ein Blitz aus den Wolken niederfuhr und am äußeren Rand des Feuerkreises einschlug.
    Erschrocken japste ich nach Luft, taumelte unter der Druckwelle und stolperte einen Schritt rückwärts. Den Priestern und Dörflern außerhalb des Kreises erging es nicht besser. Die meisten hatten sich mit einem Angstschrei zu Boden geworfen, einige flehten um Gnade. Ihre Reaktion schürte meinen Widerstand und so sank ich nicht auf die Knie, als der Lichtträger nur wenige Schritt vor mir aus dem verblassenden Lichtkegel trat.
    Seine Augen, glatt und ausdruckslos wie Spiegel, verbissen sich in meinem Blick. Mit einer Haltung, als sei er über alles und jeden erhaben, schritt er über den Schnee auf mich zu. Trotz seines zweifellos enormen Gewichtes sank er nicht ein, hinterließ nicht einmal Fußstapfen im Schnee. Der Hauch eines Lächelns umspielte seine makellos gemeißelten Züge.
    Er schritt langsam auf mich zu, als genieße er den Moment. Ich stand nicht deshalb aufrecht, weil ich ihm trotzen wollte, sondern, weil ich starr vor Angst war. Meine Glieder wollten mir nicht mehr gehorchen, meine Gedanken stoben auseinander wie ein Schwarm aufgepeitschter Vögel und verteilten sich in alle Windrichtungen. Das Lächeln des Lichtträgers vertiefte sich. Er breitete die Flügel aus, reckte sie hinter seinen Körper und schlug zwei dreimal mit den Schwingen. Eine gewaltige Windböe erfasste mich, wühlte den Schnee auf und verbannte die Welt hinter den plötzlichen weißen Nebel.
    Einer der Priester packte meinen Arm und riss mich mit sich in den Schnee.
    „Neig den Kopf, wenn dir das

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