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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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anderen, die sich in eine der hinteren Bänke schoben. Alexis schleppte sich, von ihren Freundinnen umringt, nach vorn und ließ sich auf einer der mittleren Bänke nieder, als wäre sie die trauernde Witwe. Ethan war nirgends zu sehen. Sydneys Eltern saßen wie starre Strichmännchen in der Mitte der ersten Bank. Ein überdimensionales Bild von Sydney in einem freizügigen Kleid – Cara erkannte es als Ausschnitt aus dem Gruppenfoto des letzten Abschlussballs – stand vorn auf einer Staffelei, umrahmt von üppigen Blumenarrangements mit lilafarbenem Rittersporn.
    Dad eilte den Mittelgang hinauf, während Cara von Mom in eine der Kirchenbänke geschoben wurde. Sie setzte sich brav zwischen ihre Eltern. Die Gegenwart der beiden schien sie regelrecht zu bedrängen. Ein bieder wirkender junger Mann mit Brille erhob sich von seinem Stuhl neben dem Altar und öffnete ein großes schwarzes Ringbuch. Er war anscheinend der Pfarrer, obwohl er einen ganz normalen Anzug mit Krawatte trug. Respektvolle Stille senkte sich über die Trauergemeinde.
    Hinter ihnen öffnete sich eine der großen Türen. Cara drehte sich um und entdeckte Ethan, der hastig den Mittelgang hinunterschritt, die Haare feucht vom Duschen und extrem attraktiv in seiner beigen Stoffhose und dem hellblauen Hemd. Ein leises Murmeln ging durch die Menge, als er sich neben Alexis in die Bank schob und seinen Arm um sie legte. Sie vergrub ihr feuchtes Gesicht in seiner Schulter.
    Der Pfarrer begann seine Ansprache. »Liebe Familie, liebe Freunde, wir haben uns heute hier versammelt, um uns von einer außergewöhnlichen jungen Frau zu verabschieden, die uns leider viel zu früh verlassen hat.«
    Cara rutschte auf ihrem Platz hin und her, um auf der harten Holzbank eine bequemere Sitzposition zu finden, während der Pfarrer über Sydneys sogenannte Lebenslust sprach, über ihre Liebe zur Familie, zu ihren Freunden, der Schule, der Welt. Verwandte und Mitschüler marschierten der Reihe nach vorn und verschwanden wieder. Lippen formten Worte der Trauer und Bestürzung, beschworen Erinnerungen an Sydney am Rand des Footballfelds, auf Familienfeiern, am Welthungertag, als sie die örtliche Tafel mit Lebensmitteln bestückte. Cara spürte, wie sich die harte Kante der Holzbank in ihre Oberschenkel bohrte und ihre Beine allmählich taub wurden. Ein Hauch von Zugluft schlang sich um ihre Fußgelenke. Sie warf einen Seitenblick auf ihre Mutter, die heimlich ihren Blackberry studierte. Schuldbewusst blickte sie zu ihr auf und ließ das Handy zurück in die offene Handtasche zu ihren Füßen gleiten.
    »Lasst uns beten.« Der Pfarrer neigte sein Haupt. Cara starrte die abgeknabberten Nägel ihrer Finger an, die sie im Schoß zusammengelegt hatte. Die Nagelhaut war ausgefranst, ihre Handrücken waren rau. Sie musste sich dringend angewöhnen, regelmäßig Handcreme zu benutzen.
    »Amen.« Der Pfarrer blickte auf. Die Trauergäste erhoben sich und begannen sich leise zu unterhalten, während sie ihre Handtaschen und Jacken zusammenrafften. Mehrere Gruppen gingen nach vorn, um Sydneys Eltern zu umarmen.
    Cara rappelte sich mit ächzenden Knien auf und streckte ihren Rücken durch.
    »War das nicht ein schöner Gottesdienst?« Mom klang, als hätte sie den Autopiloten eingeschaltet.
    »Sehr schön«, wiederholte ihr Vater.
    Cara konnte die nächsten Worte ihrer Mutter geradezu mitsprechen. »Ich überlege gerade, ob wohl genug Zeit ist, noch kurz in der Kanzlei vorbeizuschauen.«
    Cara nickte. »Sicher, Mom.« Sie hatte nichts dagegen, ihre Mutter so schnell wie möglich loszuwerden. Cara folgte dem anthrazitgrauen Rücken ihres Vaters, der alle paar Schritte stehen blieb, um andere Trauergäste vorzulassen, die ebenfalls aus ihren Reihen in den Vorraum drängten.
    Der Geräuschpegel stieg kontinuierlich an, so als hätte man die Versammlung gerade aus dem Schulunterricht entlassen. Cara entfernte sich von ihren Eltern, die mit Madeline Brazeltons Eltern plauderten, und steuerte auf den Trinkwasserbrunnen in der Ecke zu. Sie betätigte den glänzenden Metallhebel, um sich in tiefen Zügen zu erfrischen, bis ihr Durst einigermaßen gestillt war. Dann fuhr sie sich mit dem Handrücken über ihr tropfendes Kinn und drehte sich um, wobei sie versehentlich gegen eine andere Person stieß, die unmittelbar hinter ihr wartete.
    »Oh, Entschuldigung!«, platzte Cara heraus. Vor ihr stand Sarit, die ein graues Strickkleid und hohe braune Stiefel trug.
    Sie grinste. »Kein Problem. Es

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