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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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zurückzuweichen, doch seltsamerweise schien sie unfähig, sich zu bewegen. Der raue Scheunenboden bohrte sich schmerzhaft in ihre Knie. Sie spürte, wie Zoes Lippen noch fester gegen ihre drängten, und plötzlich zuckte Zoes Zungenspitze hervor, wie ein winziger Stromschlag.
    Cara verschluckte sich und wich abrupt zurück. Mühsam rappelte sie sich auf. Von oben herab starrte sie ihre Freundin an, die immer noch auf der Decke hockte, die Hände auf ihre nackten Knie gestützt, und Cara gelassen anlächelte. Sie schien in der Finsternis der Scheune regelrecht zu strahlen, so als hätte jemand ein Licht in ihr entzündet.
    »Und? Was sagst du?«, fragte Zoe. Ihre Stimme klang freundlich und gelassen, so als hätte sie Cara gefragt, was sie von dem neuesten Kinofilm hielt. »Fühlst du dich jetzt ein bisschen sicherer? Wenn du Ethan das nächste Mal allein triffst, bist du bestens vorbereitet, stimmt’s?«
    Cara erwiderte nichts. Zoe starrte sie an.
    »Stimmt’s?«, fragte sie hartnäckig.
    »Stimmt«, hörte Cara sich flüstern. Ihre Stimme klang irgendwie weit entfernt.
    Zoe nickte, offenbar zufrieden mit der Antwort. Sie stand auf und ergriff mit ihrer warmen Hand Caras eiskalte Finger. »Na, komm schon, mir ist saukalt. Lass uns gehen.«
    Cara ließ sich von Zoe hinaus in den Regen führen. Der Himmel hatte sich verdunkelt, und tiefschwarze Wolken hingen über ihren Köpfen. Es donnerte, und im Osten zuckte ein greller Blitz über den Himmel. Cara wechselte einen Blick mit Zoe, und sie kreischten, nur um im nächsten Moment in wildes Gelächter auszubrechen.
    »Komm schon!«, rief Zoe gegen den Wind. Sie packte Caras Hand. Gemeinsam rannten und stolperten sie über die Felder. Die feuchten Haare klebten ihnen im Gesicht. »Wir werden klatschnass!«, rief Zoe keuchend.
    Wie die Ereignisse eines Traums, aus dem man langsam erwacht, schienen die Erinnerungen an die vergangenen Minuten immer mehr zu verblassen und zusammen mit der stillen Scheune zwischen den Bäumen zu verschwinden.

Kapitel 11
    K annst du dich an die noch erinnern?« Cara streckte ihren Finger aus. »Die hat sich im Unterricht immer die Handflächen abgeleckt!«
    Zoes dunkles Haupt beugte sich tiefer über das Jahrbuch der vierten Klasse, das offen auf ihrem Schoß lag. Sie blinzelte die Seite an. »Vage. Wie hieß die noch mal? Leila?«
    »Leah. Die hat immer nach getrockneter Spucke gestunken.« Cara schauderte bei dem Gedanken und blätterte rasch um. Dann zog sie sich die zerknitterte Bettdecke höher über den Schoß. Es war vier Uhr nachmittags, und sie hatte das Zimmer noch nicht verlassen – von ihren diversen Hähnchensandwich-Raubzügen einmal abgesehen. Auf dem Laptop hinter ihnen lief leise Die Faust im Nacken . Cara wollte Zoe unbedingt beweisen, wie sehr Ethan dem jungen Marlon Brando ähnelte.
    »Oh, ich hab die vierte Klasse so was von gehasst«, sagte Zoe und streckte die Arme über dem Kopf aus. »Das war zu der Zeit, als ich das erste Mal versucht habe abzuhauen, weißt du noch? Danach ist mein Stiefvater noch schlimmer geworden.«
    »Ja, ich weiß.« Cara verlagerte nervös das Gewicht. Damals hatte sie des Öfteren mit Jill Westerfeld gespielt. Sie hatten zusammen Kreidezeichnungen in Jills Einfahrt gemalt und versucht, so weit wie möglich von der Veranda herunterzuspringen. Zoe hatte nicht allzu viel davon gehalten. Um nicht zu sagen, gar nichts. Cara erinnerte sich noch an ihre Panik, als Zoe gebrüllt hatte, sie würde abhauen, weil Cara sie anscheinend nicht mehr bräuchte – sie hätte ja jetzt Jill. Cara hatte sich an Zoes Rucksack geklammert und ihn ihr von den Schultern gerissen, während sie ihre Freundin heulend anflehte zu bleiben. Schließlich hatte man Zoe in einem Müllcontainer hinter dem McDonald’s an der Autobahn gefunden, wo sie sich versteckt hatte. Als Zoe zwei Tage später wieder aufgetaucht war, hatte sie Cara die ganze Geschichte erzählt. Ihr Stiefvater hatte sie das Ganze nie wieder vergessen lassen. Und Cara hatte aufgehört, sich mit Jill zu treffen – Kreidezeichnungen und Pyjamapartys waren es nicht wert, Zoe zu verlieren. Nichts war es wert, Zoe zu verlieren.
    Zoe rutschte vom Bett und setzte sich neben den Stapel alter Zeitschriften auf den Boden. Sie schnappte sich eine InStyle und blätterte darin herum. »Sieh mal, das hier könntest du mit deinem neuen Haarschnitt auch machen.« Sie hielt die Zeitung hoch, und Cara beugte sich vor, um sich ein Model mit feucht glänzend

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