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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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hasse es nur, mich zu verstellen.
    Vorne räusperte sich Dad. Cara bekam gerade noch mit, wie ihre Eltern einen vielsagenden Blick wechselten.
    »Was?«, fragte sie, mit einem Mal alarmiert.
    Mom drehte sich zu ihr um. Ihre roten Lippen hoben sich wie ein Paradiesapfel von ihrer frisch gepuderten Haut ab. Zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine zarte Falte gebildet. Sie räusperte sich. »Liebling, ähm, Dad und ich, wir haben uns gefragt …« Sie hielt inne und kniff nervös die Lippen zusammen.
    Caras Blick ging von einem Elternteil zum anderen. »Was ist los?« Ihr Herz verkrampfte sich. Sie mussten irgendeinen Hinweis auf Zoe gefunden haben. Irgendein T-Shirt oder so. Oder schlimmer noch – die Polizei hatte angerufen. Sie kamen ihr allmählich auf die Schliche. Caras Stirn war mit einem Mal feucht von Schweiß.
    Vom Fahrersitz aus meldete sich ihr Vater zu Wort. »Wir wollten nur fragen, ob es dir in letzter Zeit gut geht, Cara. Deiner Mutter ist aufgefallen, dass du sehr blass geworden bist.«
    »Mir geht’s gut«, erwiderte Cara vorsichtig. War das etwa eine Falle, damit sie von sich aus zugab, Zoe bei sich versteckt zu halten?
    Mom seufzte und warf Dad einen weiteren Blick zu. Er nickte stumm. Sie wandte sich erneut um. »Liebling, ich finde, du hast letzte Woche außergewöhnlich viel Zeit in deinem Zimmer verbracht.« Ihre blauen Augen wirkten groß und besorgt. »Dad und ich haben uns gefragt, ob du vielleicht in der Schule zu sehr unter Stress stehst. Vielleicht solltest du die Leichtathletik auf nächstes Jahr verschieben.«
    Cara ließ sich zurück in ihren Sitz sinken, während die Anspannung aus ihr herausströmte wie ein Fluss. Sie atmete aus, ohne sich bewusst zu sein, dass sie den Atem angehalten hatte. »Nein, Mom. Gott, ist das etwa alles? Mir geht’s gut, okay? Leichtathletik ist toll.« Sie wusste, dass sie wie wild drauflosquatschte, aber irgendwie konnte sie nicht aufhören. »Macht euch wegen der Schule keine Sorgen. Ich komme besser klar als je zuvor. Manche Mädels aus meinem Jahr sind echt nett.« Ihre Stimme wurde fester.
    Ihre Mutter schien immer noch skeptisch. »Sicher?«
    »Mom! Ganz sicher!« Cara hatte Mühe, ihre Stimme nicht übermäßig scharf klingen zu lassen. »Ehrlich«, sagte sie etwas ruhiger.
    Ihre Mutter seufzte und drehte sich wieder nach vorn. Dad tätschelte ihr Knie, während er in eine viel befahrene Einkaufsstraße einbog. Cara konnte die gelbliche Klinkerfassade der Kirche erkennen, die von einem Autohändler und einem Chili-Restaurant flankiert wurde. »Ich nehme an, der Gottesdienst wird wohl ziemlich gut besucht sein«, sagte Dad.
    »Das arme Mädchen«, seufzte Mom. »So jung. Es war schrecklich, sie so da liegen zu sehen. Ich kann gar nicht glauben, dass das bei uns nebenan passiert ist.«
    Dad hielt direkt vor dem Kirchengebäude, einem gedrungenen Flachdachbau, der von einem hässlichen Parkplatz umrahmt wurde. Ein paar dürre Büsche säumten die Front des Gebäudes. Über dem gläsernen Eingangsportal verkündete eine schlichte schwarze Tafel: »Methodisten«. Das Gebäude glich eher einer Bank als einem Gotteshaus. »Ich werde hier vorn garantiert keinen Parkplatz bekommen«, sagte Dad. »Marge, ich lass euch beide schon mal raus. Vielleicht ist hinter der Kirche noch etwas frei.«
    Cara und ihre Mutter kletterten aus dem Auto. Ein scharfer Wind wehte ihnen um die Beine, Cara hielt ihr Kleid mit beiden Händen fest. Elegant gekleidete Personen in Mänteln und Anzügen hatten sich vor dem Eingang zu kleinen Gruppen zusammengeschart und unterhielten sich. Cara entdeckte Sarit in einer Gruppe von Mitschülern. Sie lächelte und nickte, aber Sarit sah sie nicht oder wollte sie nicht sehen. Cara ließ sich von ihrer Mutter am Ellbogen durch die Menge führen, bis sie den überhitzten Vorraum der Kirche erreichten.
    Die Kirchenglocke schlug einmal, und die Trauergäste strömten herein. Die Luft im Eingangsbereich wurde erfüllt vom Geruch feuchter Wolle. Die Gespräche gingen leise, doch unvermindert weiter. Cara spürte, wie sich die Geräusche durch ihre Gehörgänge in ihr Hirn fraßen, um sich in ihrer Stirn festzusetzen wie ein Schwarm Bienen. Sie ließ sich von der Menge in den großen, luftigen Kirchenraum tragen, dessen Buntglasfenster von abstrakten Mustern geziert wurden. Die Methodisten hatten keinerlei grausame Kruzifixe, lediglich ein schlichtes, helles Holzkreuz erhob sich vorn über dem Altar.
    Cara entdeckte Sarit, Julie und die

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