Caravan
jung für mich. Aber ich sehe es so: Weisheit
und Schönheit in einem Individuum vereint zu finden, ist sehr selten. Doch in der Ehe lässt sich beides kombinieren.«
»Sie denken daran, sie zu heiraten?«
»Natürlich. Zwangsläufig.«
Zwangsläufig? Was hat Irina zu ihm gesagt? Vielleicht ist sie doch nicht so unschuldig, wie sie tut. Dieses Lächeln – wen
grinst sie sonst noch an? Was für ein Idiot bist du, Andrij Palenko, wenn du denkst, dieses Lächeln gäbe es nur für dich.
»Aber Sie haben auch Mrs. Gayle einen Antrag gemacht, und zwei weiteren Damen. Und alle haben ja gesagt.«
»Ach«, er wedelt mit der Hand und lächelt zahnlos, »das waren doch nur kleine Abenteuer.«
»Mr. Majevski, es ist nicht die feine Art, so vielen Damen die Heirat anzutragen.«
»Hm.« Er zuckt mit einem so selbstgefälligen kleinen Grinsen die Schultern, dass Andrij dem alten Schwerenöter am liebsten
eins auf die Nase gegeben hätte. Reiß dich zusammen, Palenko. Sei ein Mann.
»Frauen sind schwache Geschöpfe, sie lassen sich zu leicht in Versuchung führen. Es ist nicht die feine Art, ihre Schwäche
auszunutzen.«
Der alte Mann grinst immer noch. »Sehen Sie, in unserer Situation gibt es keine anderen Männer, in die sich diese törichten
Geschöpfe verlieben könnten. Jetzt Sie, natürlich. Übrigens sind mir diesbezüglich auch schon Gerüchte zu Ohren gekommen,
junger Mann.«
»Gerüchte über mich?« Andrij spürt einen Anflug von Panik.
|321| »Eine der Damen erzählt, ein geheimnisvoller ukrainischer Besucher habe um ihre Hand angehalten. Genau genommen handelt es
sich um ebendiese Mrs. Gayle. Meine Exverlobte. Gestern Abend hat sie das freudige Ereignis mit einer Flasche Whisky gefeiert. Sogar ihre Familie
ist bereits unterrichtet.«
Seine Panik wird stärker. Er hat das Gefühl, er könnte riechen, wie sich der Kaninchenstall immer enger um ihn schließt.
»Aber das ist einfach nicht wahr.«
»Sie würden eine gute Partie machen. Papiere. Arbeitserlaubnis. Erbschaft. Ein großes Haus«, fährt der alte Mann begeistert
fort. »Nur die Familie könnte Schwierigkeiten machen. Genau wie bei mir. Kinder, die ihre neugierigen Nasen in die Liebesdinge
ihrer Eltern stecken.«
Heiliger Bimbam! Das wäre ein überraschendes Ende dieser Geschichte – er heiratet Mrs. Gayle, Mr. Majevski heiratet Irina, und alle leben glücklich in Peterborough, Ende, aus.
»Mr. Majevski, falls es Missverständnisse über meine Absichten gegeben hat, werde ich mein Bestes tun, alle Beteiligten über den
wahren Sachverhalt aufzuklären. Aber das Gleiche müssen auch Sie tun. Sie müssen den Damen sagen, dass es nur ein Abenteuer
für Sie war und Sie nicht die Absicht haben zu heiraten. Und falls Sie sich weigern, nehme ich Ihnen das Getriebe wieder ab.«
»Meine liebe Francis Barnett! Wir hatten schöne Zeiten zusammen.« Der alte Mann schiebt die Unterlippe vor, als würde er gleich
anfangen zu weinen. »Ist es so falsch, sich nach Liebe zu sehnen?«
»Mr. Majevski, Sie sind ein alter Mann. Es ist das Beste für alle, wenn Sie Ihr Getriebe lieben und die Damen ihren Torheiten überlassen.«
Der alte Mann betrachtet das Getriebe. Dann nickt er.
|322| »Möglicherweise war ich zu verschwenderisch mit meiner Liebe.«
Andrij nimmt ein Kleenex aus der Schachtel auf dem Nachttisch, wischt ein paar Ölreste von der Maschine und stellt sie auf
den Nachttisch.
»Sie müssen mir versprechen, dass Sie den Damen sagen, Sie hätten ein Keuschheitsgelübde abgelegt, und von Heiraten wird nicht
mehr geredet. Und jetzt zum nächsten Problem: Wo verstecken wir das Getriebe, damit es die Oberschwester nicht findet und
wieder wegnimmt?«
Mr. Majevski tippt sich an die Nase. »Die Oberschwester ist sehr neugierig. Falls sie auch nur eine Spur meines Getriebes entdeckt,
lässt sie es garantiert entfernen. Lassen Sie mich nachdenken. In der untersten Schublade …«, er senkt die Stimme und zeigt auf ein ramponiertes Sperrholzmöbel, »… bewahre ich meine eigens angefertigte Spezialunterhose auf. Aber ich darf sie nicht tragen, und daher schaut auch niemand
dort hinein. Vielleicht können wir das Getriebe dort verstecken, unter der Unterhose, damit ich es von Zeit zu Zeit herausnehmen
und mit ihm sprechen kann.«
Andrij zieht die Schublade auf. Darin liegt ein Etwas aus zerknülltem gräulichem Baumwollstoff und langen Gummibändern, die
mit schwarzem Garn daran
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