Caravan

Schritte im Wald,
     ich wusste nicht, wie weit hinter mir. Er hatte noch nicht aufgegeben. Ich rannte weiter, jählings, taumelnd, stolpernd.
Nicht so schnell. Vorsichtig. Wenn du hinfällst, ist es das Ende.
    Genau so fühlt sich ein gehetztes Tier, dachte ich, du ringst nach Atem, und das Grauen strömt durch deine Sinne, bis du fast
     darin ertrinkst. Ich fand eine Lücke in der Hecke und |80| zwängte mich durch, Dornen rissen an meinen Kleidern. Auf der anderen Seite war Sternenlicht, und ein langes gepflügtes Feld.
     Keuchend stolperte ich durch die Furchen. Dann blieb ich stehen, kauerte mich hin, lauschte. Stille. Keine Schritte. Keine
     Pistole. Nichts.
    Ein Stück weiter kehrte ich auf den Weg zurück und lief weiter, diesmal langsamer. Mein Herz flatterte wie ein wilder Vogel im Käfig.
Ist es vorbei? Ist er fort? Wie kann ich sicher sein? Das letzte Mal hat er gewartet, bis du dachtest, er wäre weg, und dann
     ist er zurückgekommen.
    Als ich den Hügel hinauflief, wurde es heller. Dann konnte ich nicht mehr rennen und ging langsamer weiter. Immer weiter,
     ohne stehen zu bleiben. Schließlich fand ich ein Loch in der Erde, wo ein großer Baum entwurzelt worden war. Ich machte mir
     ein Bett aus trockenem Laub und tarnte die Höhle mit ein paar Ästen, damit ich vom Weg aus unsichtbar war. Ganz leise legte
     ich mich hinein und wartete, dass mein Herz sich beruhigte – bumm, bumm   –, während ich zusah, wie der Tag anbrach, rosa und pfirsichfarben, mit kleinen Wolken wie Engelsflügel.
     
    Andrij wacht als Erster auf. Er spürt etwas Warmes, Schweres auf seinen Beinen. Zuerst denkt er, es ist Emanuel, der in der
     Nacht auf ihn gerollt ist. Aber als er ihm einen sanften Schubs geben will, fühlt er warmes Fell und sehnige Muskeln. Heiliger
     Bimbam! Das Vieh ist riesig und haarig und es schnauft im Schlaf. Er setzt sich auf und reibt sich die Augen. Auch der Hund
     setzt sich auf und sieht ihn aus seinen sanften braunen Augen an, mit einem Blick, der vollkommen hingebungsvoll ist. Es ist
     ein großer, schöner Hund mit kurzem schwarzem Fell, und er hat ein paar weiße Haare an der Schnauze und am Bauch, die ihm
     ein reifes, würdevolles Aussehen geben.
    |81| »Wuff!«, sagt er und klopft mit seinem kräftigen Schwanz gegen die Wagenwand.
    »Hallo, Hund«, sagt Andrij und krault ihn hinter den Ohren. »Was machst du denn hier?«
    »Wuff!«, sagt der Hund.
    Emanuel wacht als Nächster auf, geweckt vom rhythmischen Klopfen des Hundeschweifs gegen die Wagenwand, und er scheint sich
     nicht besonders über die Anwesenheit des Hundes zu freuen.
    »Ist okay, Emanuel. Ist guter Hund. Beißt nicht.«
    »Auf Chichewa haben wir ein Sprichwort.
Wo der Hund pisst, stirbt das Gras.«
    »Wuff!«, sagt der Hund höflich, und Andrij kann sehen, dass Emanuel trotz seiner Vorbehalte recht angetan ist von dem begeisterten
     Schwanzwedeln und der langen Zunge, die nass und rosa zwischen den scharfen weißen Zähnen heraushängt.
    Doch am leidenschaftlichsten fällt die Begrüßung zwischen Tomasz und dem Hund aus – es ist eine wahre Orgie von Fußkuscheln,
     Gesichtlecken, Schwanzwedeln, Hochspringen und Auf-dem-Boden-Wälzen. Am Ende gerät der Hund völlig in Ekstase, als er Tomasz’
     Turnschuhe auf der Motorhaube findet, und obwohl Tomasz versucht, ihn daran zu hindern, rennt er mit einem Schuh im Maul davon
     und zerkaut ihn in Stücke. Ein ausgezeichneter Hund, denkt Andrij. Je schneller diese Turnschuhe verschwinden, desto besser.
     Und ein Hund mit einer so guten Nase kann vielleicht auch dabei helfen, eine vermisste Person aufzuspüren.
     
    ICH BIN HUND ICH BIN FROHER HUND ICH LAUFE ICH PISSE ICH RIECHE ICH FINDE GUTE MÄNNER SIE PISSEN IN DEN WALD MÄNNERPISSE RIECHT
     GUT EIN MANN NACH MOOS UND FLEISCH UND KRÄUTERN GUT EIN |82| MANN NACH KNOBLAUCH UND LIEBESHORMON AUCH GUT ABER LIEBESHORMON IST ZU STARK SAURE PISSE ABER DIE FÜSSE RIECHEN GUT ICH RIECHE
     NOCH ANDERE MENSCHENGERÜCHE IM WALD KOTZE UND MÄNNERRAUCH MASCHINENÖL ICH RIECHE KEINEN HUNDEGERUCH ICH MACHE HUNDEGERUCH
     ICH LAUFE ICH PISSE ICH BIN FROHER HUND ICH BIN HUND
     
    Jola findet, dieser Hund zeigt eindeutig zu viel Begeisterung, wie er ihr einfach so die Schnauze unter den Rock steckt, das
     erinnert sie an   … Nein. Sie ist eine reife und achtbare Frau, und es gibt ein paar Geheimnisse, die sie nicht mit irgendwelchen neugierigen
     Buchlesern teilen wird.
    Außerdem zeigt er großes Interesse an Pipi. Als die Frauen