Caravan
wie die Jünger Brot und Fisch. Aber ich war
noch immer unbefriedigt und erkundigte mich: Andree Bruder, kennst du die Fleischerlust?
Nach einigen Weilen sagte er: Emanuel, warum fragst du mich so was?
Und ich legte ihm meinen Aufruhr dar, indem ich ihm erklärte, wenn ich die Fleischerlust wähle, wandele ich im dunklen Tal
des Todes. Andree schüttelte den Kopf, und mit besorgter Stimme sagte er zu mir: Freund, warum hast du so ernste Gedanken?
Warum redest du immer von den Fleischern? Warum denkst du immer an Tod? Du bist zu jung für diesen Gedanken. Heute ist unsere
einzige große Frage: Wo ist Irina?
ICH BIN HUND ICH LAUFE ICH SCHNUPPER MEIN MANN SAGT GEH FINDE FÄHRTE VON SCHLEIFENHALSBAND-FRAU ICH SCHNUPPER ICH FINDE BAUMHÖHLE
MIT FRAUENGERUCH ABER FRAU IST FORT ICH FINDE MENSCHENESSEN-PAPIER VON STINKMANN MIT FRAUENGERUCH ICH SAGE MEINEM MANN MEIN
MANN VERSTEHT MICH NICHT LAUF SUCH SCHNUPPER SAGT MEIN MANN ICH SCHNUPPER ICH LAUFE ICH BIN HUND
|205| Warum rennt dieser nutzlose Hund im Kreis herum und schnüffelt an alten Pommestüten und Zigarrenstummeln herum, statt ihre
Fährte zu verfolgen? Heißt das, sie ist nicht mehr hier? Andrij fühlt einen kalten Griff um sein Herz. Wo war die andere Erdbeerfarm,
von der Vulk gesprochen hat – Sherbury? Vielleicht sollten sie dort nach ihr suchen.
Die Abzweigung nach Sherbury ist ein paar Kilometer weiter. Als die Straße ansteigt, wird er langsamer und schaltet vorsichtig
in den Ersten. Sie kommen an dem Rastplatz mit den Pappeln vorbei, und da hinten sieht er ihr altes Erdbeerfeld, den Container
mit der verriegelten Tür, den Männerwohnwagen – sogar der Duschvorhang der Frauen, den er konstruiert hat, ist noch da. Es
wirkt alles so vertraut und doch so fern, wie die Stätten einer Kindheit. Am Fuß des Feldes ist das Tor, wo ein anderer, sorgenfreier
Andrij Palenko früher gestanden hat, um vorbeifahrenden Wagen nachzusehen und von einer blonden Frau im Ferrari zu träumen.
Wenn sie noch am Leben ist und sich versteckt, überlegt er, kommt sie vielleicht hierher. Er dreht um, fährt durch das Tor
und parkt vor dem Container. Das Feld sieht vernachlässigt aus. Man sieht, dass hier seit einer Weile keiner mehr Erdbeeren
gepflückt hat. Viele sind überreif und verschimmeln am Boden. Unkraut wächst zwischen den Pflanzenreihen.
Emanuel springt aus dem Wagen und holt alle Schüsseln aus dem Wohnwagen, dann fängt er unten am Feld an, Erdbeeren zu pflücken.
Für jede Erdbeere, die er in die Schüssel legt, steckt er sich eine in den Mund. Soll Andrij versuchen, ihn davon abzuhalten?
Egal. Wenn er irgendwann Bauchweh kriegt, ist es ja nicht das Ende der Welt.
Zwar hat jemand den Männerwohnwagen wieder auf die |206| Ziegelsteine gestellt, aber drinnen wirkt er trostlos und verlassen – tote Fliegen unter den Fenstern, Spinnweben, ein modriger,
muffiger Geruch, der ihm nie aufgefallen ist, solange er hier gewohnt hat. Er sieht sich seine alte Koje an, die schmutzige,
schweißfleckige Matratze. Auch das ist ihm nie aufgefallen. Der Andrij Palenko, der hier geschlafen hat, war ein anderer –
er ist ihm entwachsen wie einem Paar Schuhe. Es ist so schnell gegangen.
Hm. Es gibt auch Spuren von kürzlicher Aktivität: ein paar Gläser in der Spüle, die noch leicht nach Alkohol riechen, und
ein benutztes Kondom auf dem Boden neben dem Doppelbett. Anscheinend hat sich heimlich ein Liebespaar hier getroffen. Er lächelt.
Dann nimmt er das Kondom, wickelt es in ein Stück Papier und wirft es in den Mülleimer, bevor Emanuel es sieht. Aber Emanuel
ist in seine alte Hängematte geklettert, und dort liegt er jetzt mit einem seligen Ausdruck im Gesicht und schaukelt hin und
her. Nur für einen kleinen Moment streckt sich Andrij auf dem Doppelbett aus und sieht durch das Fenster hinauf zu der Stelle,
wo der Frauenwohnwagen gestanden hat. Ein verschwommenes Gefühl kommt über ihn. Er schließt die Augen.
Heiliger Strohsack! Auf einmal ist es Viertel nach sechs! Er rüttelt Emanuel wach.
»Komm, mein Freund. Wir hauen ab!«
Um die Dinge zu beschleunigen, koppeln sie den Wohnwagen vom Landrover ab und lassen ihn stehen, um ihn später abzuholen.
Leise, ohne Emanuel etwas davon zu sagen, nimmt er den Revolver mit den fünf Kugeln aus dem Rucksack und verstaut ihn in seiner
Hosentasche.
Zur Erdbeerfarm in Sherbury sind es von hier nur ein paar Kilometer. Das Ganze sieht eher wie eine Fabrik aus als wie ein
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