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Caravan

Titel: Caravan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Arm in den Wagen, wo sich das Mädchen gerade in eine zu enge Jeans zwängt, und gibt ihr einen Klaps auf
     den Hintern.
    »Das mein neue Freundin. Eh, Lena? Dir gefällt Vulk?«
    Sie quietscht verspielt.
    »Wo ist Irina?« Andrij beugt sich vor und fragt das Mädchen leise auf Ukrainisch. »Hast du sie gesehen?«
    Das Mädchen sieht nicht älter aus als fünfzehn. Ihre Augen sind vollkommen leer, unergründlich. Sie zuckt die Schultern. »Irina,
     die redet doch mit niemand. Die denkt, sie ist eine bessere Klasse Mensch als andere Ukrainer.« Ihre Stimme ist mädchenhaft,
     atemlos, mit starkem Charkiwer Akzent. Ihre Augen wandern nach unten, zur Seite, weichen seinem Blick aus.
    »Kleine Schwester, komm mit mir.« Er streckt dem Mädchen die Hand hin. »Das hier ist nicht gut für dich. Ich bringe dich zurück
     zur Erdbeerfarm.«
    Die dunklen Augen zucken kurz nach oben, mit einem Blick irgendwo zwischen Angst und Verachtung.
    »Wer bist du, Mister Clever-Clever, dass du deine neugierige Nase in das Leben anderer Leute steckst?« Erst jetzt riecht er
     den Hauch von Wodka. »Wer hat dich gerufen?«
    »Schwester, du bist zu jung für dieses Spiel. Du gehörst in die Schule.«
    »Ich bin siebzehn. Älter als du glaubst.« Sie ist aus dem Geländewagen ausgestiegen und knöpft sich die Bluse zu. Sie ist
     kaum größer als einen Meter fünfzig. Ihre atemlose Stimme hat einen trotzigen Ton angenommen. »Und das Spiel kenne ich, seit
     ich zwölf bin.« Die toten Tümpel ihrer Augen glimmen dunkel im Dämmerlicht. »Zuerst mein Onkel |213| . Und dann die anderen. Du denkst, du bist so clever. Du denkst, du weißt alles. Was weißt du vom Leben einer Frau in Jasnogorka?«
    Er denkt an seine Mutter, an ihr verhärmtes Gesicht mit fünfundvierzig, daran, wie sie die Bahngleise nach herabgefallenen
     Kohlen abgesucht hat, und an seine Schwester, die sich Tag und Nacht abrackert, um ihren versoffenen Ehemann zu unterstützen,
     und ihm, wenn sie von der Arbeit kommt, auch noch das Abendessen auf den Tisch stellt.
    »Schwester, du allein weißt, wie dein Leben aussieht. Aber du kannst versuchen, es besser zu machen.«
    »Genau das versuche ich. Das hier ist mein Freund.« Sie streichelt Vulk über den Pferdeschwanz, das Gespenst eines Lächelns
     auf ihren Lippen. »Er gibt mir Geld. Er gibt mir einen neuen Job. Besser als Erdbeerpflücken. He, Vultschik?«
    Andrij möchte die Kleine mit beiden Händen packen und schütteln – ihr das schreckliche Lächeln aus dem Gesicht schütteln,
     ihr das Tote aus den Augen schütteln. Was passiert mit seinem Land? Es verwandelt sich in eine menschliche Wüste.
    »Schwester, dieser neue Job ist Sex für Geld.«
    Ihr Lächeln flackert.
    »Sex für Geld. Sex ohne Geld. Was ist besser, he, Mister Clever-Neugierig?«
     
    ICH BIN HUND ICH SUCHE JUNGE SCHLEIFENHALSBAND-GERUCH-FRAU FÜR MEINEN KNOBLAUCH-UND-LIEBE-PISSE-MANN ICH RIECHE FRAU ICH SCHNUPPER
     FRAU IST HIER FRAU RENNT DICKER RAUCHSTINK-MANN JAGT FRAU ICH BELLE HAARR HAARR ICH SPRINGE ICH SCHNAPPE ICH BEISSE MANN INS
     BEIN ICH BEISSE MANN |214| IN DEN ARM ICH RIECHE SCHLECHTES BLUT HAARR HAARR MANN SCHREIT BLEIBT STEHEN FRAU LÄUFT WEG ICH HINTERHER WUFF FRAU BLEIBT
     STEHEN ICH BLEIBE STEHEN FRAU DREHT SICH UM UND LÄUFT FRAU LÄUFT ICH LAUFE HINTERHER WUFF WUFF SIE LÄUFT IN DIE FALSCHE RICHTUNG
     LÄUFT ZU SCHNELL ICH LAUFE VOR FRAU ICH SITZE ICH HALTE NASE AN DEN BODEN WUFF FRAU BLEIBT STEHEN ICH KOMME NÄHER WUFF WUFF
     SIE WEISS NICHT IN WELCHE RICHTUNG JUNGE FRAU IST DÜMMER ALS EIN SCHAF WUFF WUFF FRAU DREHT SICH UM UND LÄUFT IN DIE ANDERE
     RICHTUNG ICH LAUFE VOR FRAU NASE AUF DEN BODEN WUFF FRAU BLEIBT STEHEN DREHT SICH UM LÄUFT IN DIE ANDERE RICHTUNG RICHTIGE
     RICHTUNG ENDLICH FRAU LÄUFT IN DIE RICHTIGE RICHTUNG ICH LAUFE HINTERHER FRAU LÄUFT NICHT SCHNELL WENN SIE STEHENBLEIBT KOMME
     ICH SCHNAPP SCHNAPP DANN LÄUFT SIE WEITER LÄUFT ZUM RÄDERHAUS FRAU LÄUFT ICH LAUFE ICH BIN HUND
     
    Liebe Schwester,
    heute wurde ich mit der freudigen Chance gesegnet, bei Fleischerlust zusehen zu dürfen, dank des guten Mzungu Andree, der
     mich mit brüderlicher Liebe überschüttete, weil er fürchtete, ich hätte so etwas nie besehen, dabei habe ich mehr als einmal
     bei der Fleischerlust zugesehen, da sie in Limbe sehr verbreitet ist, aber nicht bei den Nonnen.
    Als Satans Spross aufschrie und seine aufgerichtete Männlichkeit verfluchte, musste ich an Joel, den einäugigen Viehtreiber
     denken, den wir sieben Knaben aus

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