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Caravan

Titel: Caravan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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den Leuten zuhörte. Auch mir. Okay, ich gebe zu, er war nicht
     besonders gebildet, doch er war eindeutig nicht dumm. Aber war er der Richtige? Beim ersten Mal muss man sich ganz sicher
     sein.
    Und so lag ich da und lauschte seinem Atem und fragte mich, ob er auch wach war und meinem Atem lauschte. Und gerade als ich
     am Einschlafen war, kam der Hund zurück und weckte uns mit seinem Gebell vor der Tür. Andrij stand auf, um ihn hereinzulassen,
     und gab ihm etwas Wasser – schlürf, schlürf, schlürf   –, und dann breitete er die alte Decke aus dem Landrover bei der Tür aus, damit der Hund sich darauflegen konnte. Der Hund
     schlief fast sofort ein und schnarchte und pfiff dabei – sss! hrr! sss! hrr!   –, dass wir lachen mussten. Danach konnte ich ewig nicht einschlafen. Mein Herz wollte einfach nicht langsamer schlagen. Die
     ganze Zeit musste ich an all die Dinge denken, die passiert waren, seit ich von zu Hause weggegangen war, und an ihn, der
     so nah in der Dunkelheit lag, und ich fragte mich, was er dachte.
    »Andrij. Schläfst du schon?«
    »Nein. Du?«
    »Nein.«
    »Wir sollten schlafen. Morgen müssen wir lange arbeiten.«
    »Okay.«
    In der Ferne hörte ich die Geräusche der Stadt, ein rastloses, pochendes Summen, das nie aufhört, wie wenn man sich eine Muschel
     ans Ohr hält und das Rauschen des Meeres hört, obwohl man weiß, dass es nur das eigene Blut ist, das durch den Kopf rauscht.
    |260| »Andrij. Schläfst du schon?«
    »Nein.«
    »Erzähl mir von Sheffield.«
    »Weißt du, Sheffield ist eine der schönsten Städte in England. Vielleicht auf der ganzen Welt. Aber das wissen nur wenige.«
    »Und wie sieht es dort aus?«
    »Die ganze Stadt ist aus weißem Stein erbaut, mit prachtvollen Kuppeln und Türmen. Sie liegt auf einem Hügel, und man sieht
     sie schon von weitem – sie schimmert und funkelt im Licht, wenn man sich ihr nähert.«
    »Wie das Höhlenkloster in Kiew?«
    »Ja, so ähnlich. Und jetzt schlaf.«
     
    ICH BIN HUND ICH BIN BÖSER HUND ICH LAUFE MEIN MANN ISST HUNDEFUTTER LAUF FANG DIR EINE TAUBE SAGT MEIN MANN ICH LAUFE ICH
     KOMME AN EINEN PLATZ MIT VIELEN TAUBEN ÜBERALL TAUBE TAUBE TAUBE ICH SPRINGE ICH FANGE EINE TAUBE ICH FRESSE FASERIGES FLEISCH
     MAUL VOLL FEDERN NICHT GUT HIER IST FLEISCH MENSCHENESSEN RIECHT GUT MANN SITZT AUF BANK UND ISST FLEISCHBROT LEGT FLEISCHBROT
     AUF BANK ICH SPRINGE ICH FANGE ICH FRESSE BÖSER HUND SAGT DER MANN ICH LAUFE ICH BIN BÖSER HUND ICH BIN HUND
     
    Tellerwäscher! Wie ist das passiert, Andrij Palenko? Dein Plan war eindeutig, die beiden in London abzusetzen und dann nach
     Sheffield zu fahren. Und jetzt bist du nicht nur Tellerwäscher, sondern Mädchen für alles: Topfschrubber, Lastenträger, Handlanger
     und so weiter. Am schlimmsten sind die Füße dran. Wenn der Boden nicht so schmierig wäre, würdest du am liebsten barfuß gehen.
     Ja, vom ersten |261| Wochenlohn musst du dir unbedingt ein Paar Turnschuhe kaufen, solche, die aussehen wie ein Raumschiff.
    In der Mittagspause sind sie durch die Straßen gewandert, was nicht sehr schlau war, denn bis die Nachmittagsschicht anfängt,
     tun ihnen die Füße noch mehr weh. Es ist sehr heiß in der Küche, und es geht sehr hektisch zu. Mach dies! Hol das! Schneller!
     Schneller! Die ganze Zeit sind seine Hände nass und glitschig von dem scharfen Spülmittel, seine Ärmel sind klitschnass, mit
     den Schuhen rutscht er auf dem schlüpfrigen Boden aus, und mit jedem Atemzug inhaliert er Dampf und Fett.
    Gilbert, der Koch, ist Australier, ein großer, schwerer Mann, der sich schnell aufregt, aber in der Küche ist er ein Zauberer,
     wie er die großen Messer schwingt, wie er hackt und schneidet, es ist Magie. Das Kochen   – Andrij hat es immer für Frauenarbeit gehalten, aber wenn er sieht, wie Gilbert mit der Klinge über ein Stück Fleisch herfällt
     und es schließlich in eine rauchende Pfanne schleudert, dass es zischt – das sieht interessant aus. Vielleicht lernt er sogar
     noch was. Gilbert hat zwei Assistenten aus Spanien – oder Kolumbien vielleicht   –, die auf seinen kleinsten Wink hin springen, und ein ganzes Team von Gemüseschneidern, Soßenrührern und Zutatensammlern.
     Dann ist da noch Dora, die einzige Frau in der Küche, die für die Desserts zuständig ist. Und es gibt die Tellerwäscher –
     ihn selbst und Huan   –, sie kratzen die Reste von den Tellern, spülen das Geschirr, wischen verschüttetes Zeug auf und schleppen die großen Säcke
    

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