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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Machenschaften.
    »Gute
Nacht«, sagte er zärtlich, hielt ihr das Tor auf und zog es leise hinter ihr
zu.
    Sie drehte
sich um und schaute ihn durch die Gitterstäbe des großen Tors an; dabei spürte
sie die Kälte des Eisens an ihren bloßen Händen. »Gute Nacht«, erwiderte sie
ebenso zärtlich.
    Er lehnte
sich vorwärts, und sie tat das gleiche. Er küßte sie ganz zart durch die
Gitterstäbe hindurch; es war ein leichter, keuscher Kuß.
    Carinas
Gesicht strahlte vor unverhüllter Liebe und Bewunderung, und Guy merkte,
während er sie aufmerksam beobachtete, wie ein Gefühl von Macht in ihm aufkam.
    Carina
schwebte ins Haus und merkte nicht einmal, daß die Haustür immer noch offen
war; sie versuchte auch gar nicht, leise die Stufen hinaufzuschleichen.
    Wäre ihr
Vater ihr in diesem Augenblick begegnet, hätte Carina ihm sicher ihre Liebe
gestanden, und ihr Idyll mit Guy Wentwater wäre bestimmt zu Ende gewesen.
    Aber
niemand begegnete ihr auf der Treppe, und sie erreichte unbemerkt ihr Zimmer.
    Lange Zeit
saß sie traumverloren am Fenster.
    Morgen
würde sie nach London fahren. Am Montag würde sie Lord Harry Desire treffen.
    Und wenn
sie ihre Karten richtig ausspielte, war sie sehr bald danach wieder zu Hause,
ungebunden und frei, ihre Romanze mit Guy weiterzuspinnen.
    Nach einem
solchen Fehlschlag war ihr Vater sicherlich froh, sie überhaupt verheiraten zu
können.

Drittes
Kapitel
    »Wenn du
mir nicht hilfst,
Betty«, sagte Carina Armitage streng, »werde ich dafür sorgen, daß du bis ans
Ende deiner Tage im Pfarrhaus schuftest und als alte Jungfer stirbst.«
    »Wenn Sie
nicht tun, was der Herr Vikar sagt«, schniefte das Mädchen Betty, »dann werden
Sie auch nicht heiraten, und was ist dann mit Mr. Armitage, der kein Geld hat,
wo doch Miss Minerva und Miss Bella bei den Heiden sind.«
    »Für dich
immer noch Lady Sylvester und Lady Peter, Miss«, sagte Carina bissig. »Sei kein
Frosch, Betty«, fuhr sie in schmeichlerischem Ton fort. »Alles wird gut
werden, wenn Minerva und Bella aus Paris zurückkommen – Paris ist nicht
heidnisch, Betty. Denk nur an die Hüte! – und ich werde dafür sorgen, daß Papa
dich deinen John heiraten läßt. Aber wenn du Papa dabei unterstützt, mich zu
zwingen, diese schreckliche Perücke zu tragen, dann werde ich alles in meiner
Macht Stehende tun, ihn darin zu bestärken, daß
wir es uns nicht leisten können, John Summer mehr Lohn zu bezahlen.«
    »Aber ich
werde dafür geschimpft!« jammerte Betty.
    In wenigen Minuten
sollte Carina Lord Harry Desire vorgestellt werden. Carina hatte Lady Godolphin
erzählt, daß Betty sich sehr gut als Kammerzofe eigne. Betty war aufgetragen
worden, eine von Lady Godolphins zweitbesten, nußbraunen Perücken aufzudrehen
und zu kämmen und dafür zu sorgen, daß nicht eine verräterische rote Locke
hervorblitzte.
    Das Kleid,
das ihr Vater und Lady Godolphin für Carina ausgesucht hatten, war aus weißem,
mit Rosenknospen besticktem Musselin, ein Meisterstück der Schneiderkunst, das
äußerst geschickt Unschuld mit Raffinesse verband. Das Mieder war am Rücken mit
Fischbein verstärkt und saß vorne so eng, daß Carinas Brüste wie zwei Äpfelchen
in dem tiefen Ausschnitt lagen. Der Rock war so kurz, daß ihre Fesseln fast
ganz zu sehen waren.
    »Ich weiß,
was ich mache«, sagte Carina. »Ich lasse die Perücke ins Waschbecken fallen und
sage, daß sie mir vom Kopf gefallen ist, als ich mein Gesicht gewaschen habe.
Dann werde ich geschimpft. Komm jetzt, ich will dieses skandalöse Kleid
anziehen.«
    Betty wußte
nichts von der Abneigung Seiner Lordschaft gegen rotes Haar. Deshalb lächelte
sie plötzlich, nachdem sie voller Zweifel Carinas Haar und die Perücke genau
miteinander verglichen hatte, und meinte, sie sei überzeugt davon, daß Lady
Godolphin nicht ganz bei Troste war, als sie ihre Anweisungen gab. Jedermann
könne doch sehen, daß Carina mit ihren eigenen Haaren viel besser aussehe, auch
wenn es schade war, daß die Rosenknospen auf ihrem Kleid gar so rosa waren,
ganz zu schweigen von der breiten rosa Schärpe, die um ihre Taille geschlungen
war.
    Normalerweise
hätte Carina schreckliches Lampenfieber gehabt, weil sie gewissermaßen der
Ehrengast des Abends war. Aber ihre schmerzliche, zarte, kostbare Liebe zu Guy
Wentwater gab ihr ein Gefühl, als könne sie alles ertragen.
    Statt mit
sich ins Gericht zu gehen wegen der Schnelligkeit, mit der sie sich in einen
Mann von zweifelhaftem Ruf verliebt hatte, war sie sogar noch

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