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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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stolz auf
›ihre Liebe auf den ersten Blick‹, wie so manch verblendeter Liebender vor
ihr. Und wie viele vor Liebe blinde Mädchen war sie davon überzeugt, daß die
Übereinstimmung ihrer und Guys Seelen ein seltenes und kostbares Phänomen war.
    Sie ließ es
geduldig geschehen, daß Betty sie anzog und ihr Haar raffiniert in griechischem
Stil frisierte, was sie von Annabelles Zofe gelernt hatte.
    Es
befriedigte sie, daß die Kombination von weißem Musselin und rosa Rosenknospen
mit ihrem flammend roten Haar so abstoßend war, und um noch ein übriges zu
tun, legte sich Carina eine rosafarbene Seidenstola um die Schultern.
    »Ich sehe
ziemlich schrecklich aus, Betty«, sagte sie schadenfroh, als sie vor dem großen
Wandspiegel herumwirbelte.
    Betty sah
ihre junge Herrin prüfend an. Im stillen dachte sie, daß Carina noch nie besser
ausgesehen habe. Die Pomade, die sie auf ihr Haar aufgetragen hatte, ließ
dieses tiefroter erscheinen, und das rosa-weiße Kleid brachte ihren makellosen
Busen und ihre zarten Fesseln wunderbar zur Geltung. Die ungewöhnliche
Kombination von Rosa und Weiß mit ihrem roten Haar und den grünen Augen machte
aus Carina eine ungewöhnlich aufregende, exotische Erscheinung. Betty kam zu
dem Schluß, daß es nicht gut sei, Miss Carina Armitage zu bewundern. Zuviel
Eitelkeit hätte Miss Annabelle beinahe verdorben, und Miss Daphne war auf dem
besten Weg dazu.
    »So geht es
schon«, war alles, was Betty sagte, und Carina ging befriedigt darüber, daß sie
ganz gräßlich aussah, nach unten.
    Lord Harry
Desire hatte auf einem Sofa Platz genommen. Es war nicht möglich, aus der
schönen Ausdruckslosigkeit seines Gesichts seine Gedanken zu erraten.
    Einmal hob
er sein Monokel und blickte verblüfft im Raum umher – aber das war auch alles.
    Mit
Ausnahme der noch nicht anwesenden Carina und Mr. Anstey, dem albernen
Liebhaber von Lady Godolphin, war keiner der Anwesenden unter fünfzig Jahren.
    Lady
Godolphin hatte nicht gewollt, daß Seine Lordschaft oderauch Carina
durch irgend jemanden abgelenkt wurden. Selbst der Sopran, der der Star des
heutigen Abends sein sollte, war dick, ausufernd und fünfzig, und ihr Begleiter
drehte die Seiten des Notenheftes mit zitternder Hand, die mit Altersflecken
bedeckt war, um.
    Lord Harry
erkannte die alte Lady Chester, die aussah und roch, als wäre sie für diese
Gelegenheit ausgemottet worden.
    Brüchige,
vor Alter hohe Stimmen sprachen über Gicht, Rheuma und Depressionen. Lady
Godolphin sah am jüngsten von allen Anwesenden aus. Sie genoß es, daß ihr all
diese alten Leute ein Gefühl der Verjüngung vermittelten.
    Aber sie
beteiligte sich dennoch mit Vergnügen am Wettstreit der Krankheiten, indem sie
ausführte, ihr Arzt habe ihr gesagt, sie leide an Rheumatismus, sie sei aber
überzeugt, daß es Arthritis sei. Sie war gerade dabei, ihre Krampfadern lebhaft
zu beschreiben, als sich die Tür öffnete und Miss Carina Armitage hereinkam.
    Lady
Godolphin sprang mit erstaunlicher Behendigkeit von ihrem Stuhl auf. Der Vikar
stieß einen lauten Fluch aus, der ein schockiertes Gemurmel und ein heftiges
Rascheln von Fächern auslöste.
    »Ich tue
so, als ob sie jemand anderes wäre«, dachte Lady Godolphin, als sie durch das
Zimmer eilte, »und bringe sie so schnell wie möglich nach oben, um ihr die
Perücke aufzusetzen.«
    Aber direkt
hinter Carina tauchte Colonel Arthur Brian auf.
    Lady
Godolphin errötete wie ein Schulmädchen unter ihrer Schminke. Sie öffnete und
schloß ihren Mund, aber kein Laut war zu hören.
    Carina
lächelte die Gesellschaft holdselig an, machte ihren Knicks und ging auf einen
einzelnen Stuhl zu, der in der äußersten Ecke des Zimmers stand.
    »Heh!«
herrschte der Vikar sie an und trat ihr in den Weg. Seine kleinen Knopfaugen
glitzerten so hart wie Straß, aber er zwang sich zu einem jovialen Lächeln.
»Komm, mein Mädchen. Da ist ein schöner junger Mann, der es kaum erwarten kann,
deine Bekanntschaft zu machen.«
    »Ich bin entzückt,
Papa«, antwortete Carina untertänig und knickste beflissen vor einem
voreiszeitlichen Gentleman namens Mr. Sothers.
    »Der doch
nicht, du dummes Gänschen«, klagte ihr Vater. Darauf folgte peinliches
Schweigen, und der Vikar schaute zornig um sich. »Ha, ha, ha«, machte er und
entblößte seine Zähne zu einem schrecklichen Grinsen. »Das sind so unsere
kleinen Familienscherze. Meine Carina ist ein unartiges Kätzchen.« Er ergriff
seine Tochter entschieden am Oberarm, als ob er sie abführen

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