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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Beruf er hat. Auch du konntest bis dahin nichts
Unrechtes an ihm finden, mein lieber Mann.«
    »Das ist
Blödsinn. Ich ...« Der Pfarrer unterbrach sich und starrte ganz verwirrt an die
Decke. »Wie kann es hier heruntertropfen? Lauft hinauf und schaut, ob die
Schlafzimmer unter Wasser stehen.«
    »Es ist
nicht der Regen«, sagte Carina. »Es ist Betty. Sie weint«, fügte sie hinzu, als
das Mädchen aus dem Eßzimmer rannte.
    »Was hat
sie zu heulen?«
    »Weinen ist
sehr gut für die Augen«, warf Mrs. Armitage mit plötzlichem Enthusiasmus ein.
»Es trainiert die Retina.«
    »Betty
weint«, sagte Carina laut und deutlich, »weil ihr vor zwei Jahren versprochen
worden ist, daß sie uns verlassen und John Summer heiraten kann.« John Summer
war der Kutscher des Pfarrhauses. Er war gleichzeitig Stallbursche,
Hundeführer und Hundepfleger.
    »Nun, dann
muß sie eben noch warten«, meinte der Vikar gereizt. »Ich kann keine
Bediensteten brauchen, die heiraten wollen. So etwas habe ich noch nie gehört.
Wir können es uns im Augenblick nicht leisten, noch eine Magd einzustellen, und
wir können es uns auch nicht leisten, John Summer genug zu bezahlen, daß er
einen eigenen Hausstand gründen kann. Also, was soll's!«
    Carina
dachte bitter an die Unsummen, die zum Kauf neuer Hunde und Pferde ausgegeben
worden waren, und öffnete ihren Mund, um einen beißenden Vorwurf zu machen.
Aber dann erinnerte sie sich an ihren Plan und blieb still.
    Schließlich
war man mit dem Abendessen fertig, und die Mädchen nahmen ihre Bettkerze vom
Tisch in der Halle und stiegen die Treppe hinauf in ihre Zimmer.
    Seitdem
Minerva und Annabelle aus dem Haus waren, hatten Daphne und Carina ein eigenes
Zimmer, während Diana und Frederica sich immer noch ihr altes Zimmer teilten.
    Der Sturm
war abgeflaut. Carina öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus. Die kühle
frische Luft roch nach feuchten, vermodernden Blättern und Immergrün.
    Hinter der
hohen Hecke, die den Pfarrgarten umgab, tauchte die Gestalt eines Mannes auf,
dessen Stock weißlich in der Dunkelheit schimmerte.
    »Guy«,
flüsterte Carina, und ihr Herz begann gegen ihre Rippen zu pochen.
    Sie warf
sich einen Mantel über und schlich sich aus ihrem Zimmer und langsam die Treppe
hinunter; dabei ging sie auf den Zehenspitzen, um ja keinen Lärm zu machen.
    Die dröhnende
Stimme ihres Vaters und die hohe Stimme ihrer Mutter drangen durch die Tür des
Wohnzimmers.
    Sie stand
ganz still in der Halle. Betty und die Köchin waren bestimmt noch in der Küche.
Die Haustür war noch nicht abgeschlossen und verriegelt. Sie mußte versuchen,
auf diesem Weg hinauszugelangen, und beten, daß sie keinen Lärm machte, und daß
ihr Vater nicht zufällig aus dem Fenster schaute, wenn sie die Auffahrt
hinunterlief.
    Die
Haustüre öffnete sich mit einem Knall wie von einem Pistolenschuß. Carina
erstarrte und dachte sich bereits Ausreden aus. Aber im Wohnzimmer unterhielt
man sich weiter, und in der Küche klapperte das Geschirr.
    Sie
schlüpfte leise hinaus und bemühte sich, die Türe langsam und sorgfältig hinter
sich zu schließen. Dann lief sie im Schatten der Eiben die Auffahrt hinunter,
denn ein verräterischer Mond tauchte alles in ein silbriges Licht.
    Das
Eisentor kreischte wie ein böser Geist, aber Carina konnte sich nicht mehr
zwingen, auf mögliche Auswirkungen zu warten. Sie ließ das Tor krachend hinter
sich zufallen und rannte auf die Straße hinaus, in beide Richtungen schauend.
    Niemand.
    Sie stieß
einen Laut der Enttäuschung aus und dann einen voller Angst, als sich ein Arm
von hinten um ihre Taille legte. Sie wirbelte herum. »Guy!«
    »Ich habe
mir gedacht, daß Sie mich vielleicht sehen und nachmir
schauen«, flüsterte er. »Gehen Sie ein Stückchen mit mir spazieren. Wird man
Sie vermissen?«
    Carina
schüttelte den Kopf, und es entging ihr nicht, wie gut Guy im Mondlicht aussah
mit seinen schimmernden weißen Zähnen und den Augen, die aufregend glänzten.
    Die
Bemerkung ihres Vaters vom Fuchs, der nach Hühnern Ausschau hielt, kam ihr in
den Sinn, und sie sagte nervös: »Ich hasse diese heimlichen Treffen. Ach, ich
wünschte, Sie könnten mich im Pfarrhaus besuchen und Papa wäre vernünftig.«
    »Ich bin
gekommen, weil mir jemand erzählt hat, daß Ihr Vater mit der Peitsche hinter
Ihnen her war«, sagte er mit leiser ernster Stimme. »Ich konnte nicht schlafen.
Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Glauben Sie mir, ich mag diese heimlichen
Treffen auch nicht.«
    »Ist

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