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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wollte, und ging
mit ihr zu Lord Harry hinüber.
    Lord Harry
erhob sich aus seiner gemütlichen Lage und machte eine untadelige Verbeugung.
    Carina
musterte ihn unter ihren Wimpern hervor mit großem Vergnügen. Das ging ja viel
besser, als sie gedacht hatte. Er war ein sehr gut aussehender Mann, überlegte
sie, aber die schiere Dummheit seines Ausducks beraubte ihn jeder Anziehung,
die er sonst vielleicht ausgeübt hätte.
    Er stand da
und lächelte sie leer und liebenswürdig an.
    »Setz dich,
setz dich!« sagte der Vikar betont herzlich.
    Er gab
seiner Tochter, die ihn zur Weißglut gebracht hatte, einen kräftigen Schubs,
und sie fiel beinahe auf das Sofa. Lord Harry setzte sich anmutig neben sie und
schaute sie höflich und umgänglich an.
    Carina
spielte mit ihrem Fächer.
    »Ich war
neulich im Theater«, begann Lord Harry liebenswürdig. »Ich habe Mrs. Siddons
als Queen Catherine gesehen.«
    Schweigen.
    Der Vikar,
der an Carinas anderer Seite wachte, zischte: »Du dumme Pute, frag ihn doch,
wie es ihm gefallen hat!«
    »Wie hat
Ihnen das Stück gefallen, Mylord?« fragte Carina pflichtschuldig.
    »Sehr gut«,
antwortete Seine Lordschaft nach reiflicher Überlegung. »Ich habe meine
Halskrause so getragen, wie es meinem Stil entspricht. Petersham meinte, sie
sähe aus wie ein gefrorener Wasserfall. Aber, obwohl ich mich über das
Kompliment gefreut habe,fand ich es
nicht sehr zutreffend. Gemeißelter Schnee wäre besser gewesen, finden Sie nicht
auch?«
    »Nein«,
sagte Carina. »Ich habe an Mode überhaupt nicht das geringste Interesse. Ich
hätte mich dem Theaterstück gewidmet.«
    Ein Zug von
fast teuflischer Schadenfreude glitt über Lord Harrys schönes Gesicht, aber als
Carina aufschaute, um die Wirkung ihrer ungezogenen Bemerkung zu sehen, zeigte
sein Gesicht schon wieder diesen korrekten, unverbindlichen Ausdruck.
    »Wissen
Sie, warum Sie hier sind?« fragte Lord Harry, als der Vikar resigniert die
Schultern zuckte und sich außer Hörweite begab.
    »Ja«, sagte
Carina. »Ich bin hier, um Sie kennenzulernen.«
    »Wissen Sie, warum es so wichtig
ist, mich kennenzulernen?«
    »Ich glaube, daß mein Vater mich verheiraten
möchte«, erwiderteCarina
geradeheraus. »Aber, wie Sie sehen, würden wir natürlichüberhaupt
nicht zusammenpassen.«
    »Und warum
nicht, bitteschön?«
    Die Antwort
darauf wäre gewesen: Weil Sie ein absoluter Dummkopf sind und ich nicht, aber
Carina fand, daß sie schon unhöflich genug gewesen war.
    Sie ließ
ein kurzes Lachen hören. »Um nur mal anzufangen – Sie werden ja bemerkt haben,
daß ich rote Haare habe. Mein Vater hat mir gesagt, daß Sie rote Haare nicht
ausstehen können.«
    »Hat er das
gesagt?« rief Lord Harry aus. »Bei Gott, das stimmt, das habe ich gesagt.
Wissen Sie, rotes Haar bei Damen hat auf mich eine verheerende Wirkung. Ich
verliebe mich in rothaarige Damen ... wie soll ich es sagen ... sozusagen auf
den ersten Blick.«
    »Dann
genügt es wohl zu sagen, daß ich den Ruf habe, ein Blaustrumpf zu sein«, sagte
Carina schnell. »Das wird Ihnen ja sicher eine gewisse Abneigung gegen mich
einflößen.«
    »Das würde
es sicherlich, wenn es wahr wäre«, entgegnete Lord Harry ernsthaft. »Aber Sie
können in dieser Hinsicht ganz beruhigt sein, Miss Carina, denn ich finde Sie
überhaupt nicht intelligent.«
    Carina
schnappte entrüstet nach Luft, aber die entsprechend scharfe Entgegnung erstarb
ihr auf den Lippen, weil der Sopran angefangen hatte zu singen.
    Es war
Madame Vallini, sie besaß eine laute, durchdringende Stimme, sehr zum Entzücken
der hinteren Reihen auf der Galerie, die sich damit brüsten konnten, jeden Ton
zu hören.
    In einem
Privatsalon war die Wirkung dagegen entsetzlich.
    Unter den
faszinierten Blicken von Carina brachte Lord Harry aus den Tiefen seiner
Frackschöße eine Schnupftabaksdose zum Vorschein. Er ließ sie aufschnappen und
nahm ein weißes Wachskügelchen heraus. Dann holte er aus einer anderen Tasche
ein Taschenmesser, schnitt das Wachs feinsäuberlich entzwei, rollte jede
Hälfte zwischen den Fingern und stopfte sich dann feierlich die entstandenen
Wachszäpfchen in die Ohren. Er lehnte sich bequem zurück und ließ offenbar
seine Gedanken schweifen.
    Wie Guy
lachen wird, wenn ich ihm von diesem Gecken erzähle, dachte Carina belustigt.
    Dann
übermannte sie eine Welle der Traurigkeit.
    Guy.
    Ach, wenn
sie doch schon wieder in Hopeworth wäre und die Wege gehen könnte unter dem
reinen weiten Himmel und dabei seine Stimme

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