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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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es
nicht erstaunlich«, fragte Carina sanft, »daß wir so gute Freunde geworden
sind? Es ist, als ob wir zur gleichen Zeit die gleichen Gedanken hätten.«
    »Ich
glaube, es liegt daran, daß ich genug von albernen, kichernden weiblichen
Wesen habe«, sagte Guy. »Ich bewundere Frauen mit Verstand. Ich muß gestehen,
daß Ihre Schwester, Annabelle, mich durch ihre Schönheit blendete, aber das
war, bevor ich Vernunft angenommen hatte.«
    »Ja«, stimmte
Carina mit mäßiger Begeisterung zu. Sie hätte es lieber gehabt, wenn Mr.
Wentwater gesagt hätte, er sei von ihrer Schönheit und ihrer Klugheit
gleichermaßen geblendet.
    »Oh, Mr.
Wentwater«, sagte Carina, blieb auf dem mondhellen Weg stehen und ergriff seine
beiden Hände, »ich muß es Ihnen erzählen. Es ist etwas Furchtbares passiert.«
    Der Wind
seufzte über ihren Köpfen, und ein Schauer von nassen Blättern rieselte auf sie
herab.
    »Erzählen
Sie's mir. Warum war Ihr Vater hinter Ihnen her? Wenn ich irgendwie helfen
kann?« sagte Guy und drückte dabei ihre Hände an seine Brust.
    »Papa hat
eine Heirat für mich arrangiert. Ich soll morgen nach London fahren und bei
Lady Godolphin bleiben, damit mich irgend so ein Mensch namens Lord Harry
Desire begutachten, meine Zähne kontrollieren und am Ende sagen kann, ob er
mich will oder nicht.«
    »Das ist
unerhört! Ihr Vater hat bereits zwei Töchter reich verheiratet. Wozu noch
mehr?«
    Carina
seufzte, und der Wind, der über die hohen Hecken zu beiden Seiten des Weges strich,
schien ihren Seufzer aufzunehmen und über die kahlen herbstlichen Felder zu
tragen. »Wir sitzen finanziell schon wieder auf dem trockenen«, sagte sie.
»Papa gibt sehr viel Geld für die Jagd aus. Dieser Lord Desire muß heiraten, um
in den Besitz der Erbschaft seines Onkels zu kommen; er braucht eine Frau, Papa
braucht das Geld, ich bin das Opfer.«
    Er ließ
ihre Hände los und wandte sich ein wenig von ihr ab, so daß sein Gesicht im
Schatten war. Carina wartete angespannt darauf, daß er sagte, er wolle sie
selbst heiraten.
    »Ich hatte
gehofft«, sagte er schließlich, »daß wir uns besser kennenlernen würden ... daß
ich mich in der Grafschaft niederlassen könnte und von Ihrer Familie
akzeptiert würde.«
    Er stieß
ein verlegenes Lachen aus. Carina fröstelte und zog ihren Mantel enger um die
Schultern.
    »Aber«,
meinte er lebhaft, »es ist nicht gesagt, daß dieser Lord Harry Sie heiraten
will. Dann können Sie nach Hause zurückkehren, und es geht uns allen wieder
gut.« Er lachte genüßlich. »Ich bin sicher, daß Sie genau wissen, wie Sie sich
bei ihm unbeliebt machen können. Eine intelligente Frau wie Sie ...«
    »O Guy!
Unsere Gedanken sind wirklich immer dieselben«, rief Carina aus und vergaß
darüber ihre Enttäuschung über ihn. »Das ist genau das, was ich plane.«
    »Sie müssen
nach Hause gehen«, sagte er, nahm ihren Arm in seinen und führte sie zurück zum
Pfarrhaus. »Ich möchte nicht, daß Ihr Vater seine Meute auf mich hetzt und mich
wieder aus der Grafschaft jagt.«
    »Was?« Carina blieb stehen, und Guy
verfluchte sich wegen seiner vorübergehenden Unaufmerksamkeit. Sie wußte
offensichtlich nichts von der Demütigung, die er von seiten ihres Vaterserlitten
hatte. Sie durfte nie erfahren, wie sehr er ihren Vater haßte für den Tag, an
dem er buchstäblich von Hunden gehetzt die sommerlichen Straßen entlang fliehen
mußte, dicht gefolgt von der Meute des Vikars, die nahe daran war, ihn zu
zerreißen. Sie durfte nie ahnen, wie er Rache geschworen und Pläne dafür
entwickelt hatte. Sie durfte noch viel weniger ahnen, daß ihre Anziehung für
ihn vor allem darin bestand, daß er in ihr ein Instrument für diese Rache sah.
    »Papa tat was?« Carina bestand auf einer Antwort.
    Er lachte
und zog sie am Arm, so daß sie gezwungen war, mit ihm Schritt zu halten. »Sie
haben mich mißverstanden. Ich meinte, daß ich hoffe, daß Mr. Armitage mich
nicht wegjagt. Nur ein Scherz, wissen Sie.«
    Die Lampen
im Wohnzimmer waren bereits gelöscht, und das Haus lag im Dunkeln. Es ist noch
schwieriger zurückzukommen, dachte Carina. Diesmal wußte sie nämlich nicht, wo
ihr Vater war.
    Aber der
Zauber von Guys Gegenwart gab ihr Mut. Sie blickte hinauf auf seine ausgeprägte
Kinnlinie, das untadelige Weiß seines Hemdes und sein edles Profil und fühlte
sich einer solchen Begleitung beinahe unwürdig. Er war Welten entfernt von
ihrem großsprecherischen, vulgären Vater und seinen kleinkarierten

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