Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
aufgebaut war. Lady Godolphin stritt
sich gerade erbittert in einer Ecke mit Colonel Brian und schien gar nicht zu
merken, daß Mr. Anstey Lady Chester angelegentlich den Hof machte.
    Lord Harry
knüpfte ein Gespräch mit der Sopranistin an. Er schien vergessen zu haben, daß
Carina Armitage überhaupt existierte. Carina sah, wie sich ihr Vater näherte
und begann hastig eine Unterhaltung mit dem alten Earl of Derham.
    Derart um
seine Beute betrogen, wandte sich der Vikar Lord Harry zu, der sich gerade von
der Diva entfernte.
    Während
Carina mit Lord Derham über die Wirkung von Essig und Wasser auf die Milz
plauderte, sah sie, wie Lord Harry seinen hübschen Kopf leicht zur Seite
neigte, als er ihrem Vater zuhörte. Darauf lächelte er und sagte etwas. Der
Vikar sah erfreut aus, klopfte ihm auf die Schulter und drückte seine Hand.
    »Um Himmels
willen!« dachte Carina entsetzt. »Dieser unglaubliche Dummkopf hat Papa
wahrscheinlich erzählt, daß wir heiraten. Nichts anderes würde Papa so
erfreuen.«
    Sie
beendete die Konversation mit dem Earl überstürzt und ging auf ihren Vater zu.
Er sah sie kommen und strahlte sie an.
    »Du bist
ein vernünftiges Mädchen«, sagte er liebevoll. »Ich habe immer gewußt, daß du
ein Schlauköpfchen bist. Als Desire mir von deiner Idee erzählte, daß er mit
uns nach Hopeworth fahren und so lange bleiben soll, bis ihr euch besser
kennengelernt habt, war ich ganz überrascht. Ich hätte nicht gedacht, daß du so
vernünftig bist, wirklich wahr.«
    »›Seele,
du hast gut vorgesorgt für viele Jahre; ruh dich nun aus, iß, trink und sei
fröhlich«‹, zitierte der Pfarrer freudig und griff an Carina vorbei nach
einem Teller. »Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht, daß ich mich fast zu Tode
gehungert hätte. Aber heute beende ich mein Fasten.«
    Carina
wandte sich ab, um die blinde Wut auf ihrem Gesicht zu verbergen. »Der
verdammte Narr!« wütete sie innerlich und verfluchte Lord Harry. Aber
wenigstens bin ich morgen wieder zu Hause, und Guy braucht diesen Idioten nur
zu sehen, um zu wissen, daß er mich retten muß. Wirklich, dieser Lord Harry
ist solch ein Hornochse, daß er nicht einmal merkt, daß ich ihn gar nicht
besser kennenlernen will! So ein Narr war ja wohl noch nie da!

Viertes
Kapitel
    Nie
zuvor hatte das
Pfarrhaus so klein gewirkt. Die Ankunft von Lord Harry schien es zu reduzieren,
obwohl es ein ansprechendes Gebäude mit Eßzimmer, Wohnzimmer, Salon und
Arbeitszimmer im Erdgeschoß, sechs Schlafzimmern im ersten Stock und den
Dachzimmern war. Carina und Daphne mußten sich, wie früher, ein Zimmer teilen,
um Lord Harry Platz für ein Schlafzimmer zu machen, da ihm das Schlafzimmer der
Jungen als Ankleideraum diente. Die Dienerschaft mußte ebenfalls
zusammenrücken, um seinem Diener Platz zu machen.
    Den extrem
eleganten Lord Harry als Gast zu haben war, als ob man ein besonders schönes
Möbelstück gekauft hätte, um dann festzustellen, daß die Vorhänge verblichen
und der Teppich abgetreten war.
    Carina
fand, daß er ihr Heim schäbig, düster und erbärmlich machte.
    Sie hatte
es bis jetzt sorgfältig vermieden, allein mit ihm zu sein. Als Sir Edwin und
seine Frau von seiner Anwesenheit erfuhren,baten sie
die ganze Familie zu einem Gartenfest, um sich die Teilnahme von Lord Harry zu
sichern. Sie waren nämlich immer noch begierig, eine gute Partie für eine ihrer
Töchter zu arrangieren, und wußten, daß bis jetzt von einer offiziellen
Verlobung mit Miss Carina Armitage keine Rede war. Carina betete um Regen. Sie
mochte ihren Onkel und seine kalte Frau nicht, und deren dumme, boshafte
Töchter noch weniger.
    Doch dann
hörte sie zufällig, wie ihr Vater mit Mr. Pettifor darüber schimpfte, daß Mr.
Wentwater auch eingeladen war, und von diesem Augenblick an konnte Carina den
Samstag, an dem das Gartenfest stattfinden sollte, kaum mehr erwarten.
    Sie waren
am Mittwoch morgen aus London gekommen. Es war bereits Freitag, und bis jetzt
hatte Carina von Guy Wentwater weder etwas gesehen noch gehört.
    Sie hatte
am Mittwoch- und Donnerstagabend am Fenster gesessen, in der Hoffnung, ihn
spazierengehen zu sehen.
    Sie wußte
nicht, daß er gleichzeitig mit ihr in London gewesen war, und ihre Vision, wie
er in der Bibliothek von ihr träumte, hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt.
Überdies hatte sie Gott um Rat gebeten, und wenn dieser ihr auch einen
unerwarteten Schlag versetzt hatte, indem er Lord Harry ermöglichte, zu Besuch
zu kommen, war sie immer noch der

Weitere Kostenlose Bücher