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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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und traf auch nicht feste
Abmachungen, um mit ihr durchzubrennen, und vergaß es dann einfach.
    Nein.
Irgendwelche unvorhersehbaren Umstände mußten ihn daran gehindert haben. Und
deshalb war sie auf dem Weg zu ihm. Wieder hatte sie ihre Hutschachteln dabei und
einen Brief an ihre Mutter zu Hause auf dem Nadelkissen hinterlassen.
    Carina
hatte vor, zur Rückseite des Hauses zu gehen und nachzusehen, ob Guy die Tür
zum Frühstückszimmer offengelassen hatte. Sie mußte versuchen, sein
Schlafzimmer zu finden.
    Sie sagte
sich ganz überzeugt, daß er begeistert über ihr Kommen sein würde. Denn hatte
nicht Gott selbst mit ihr gesprochen und ihr die Erlaubnis gegeben, mit Guy
durchzubrennen, und sehnteGuy sie
nicht gerade in diesem Augenblick herbei? Jede Faser ihres Wesens sagte ihr,
daß es so war.
    Zu ihrer
Erleichterung war die Tür zum Garten nicht verschlossen. Sie öffnete sie
vorsichtig und schlüpfte ins Haus.
    Als sie die
Tür des Frühstückszimmers öffnete, die in die Halle führte, stand sie ganz
still und lauschte angespannt. Gelächter und männliche Stimmen drangen aus dem
Wohnzimmer. Dann hörte sie Guys Stimme: »Meine Güte, ist das eine Freude, euch
zu sehen. Natürlich könnt ihr bleiben. Die Tante hat jede Menge Zimmer.«
    Die zwei
Hutschachteln an sich gepreßt, schlich Carina durch die Halle. Die
Wohnzimmertür stand offen, und ein gelbes Lichtoval durchbrach die Dunkelheit.
Carina spähte hinein.
    Guy saß
bequem mit einem gefüllten Glas Brandy auf dem Sofa. Zwei Freunde saßen ihm
gegenüber am Feuer. Sie wirkten irgendwie ungeschliffen, gar nicht wie
Gentlemen, aber seltsamerweise beunruhigte Carina das nicht. Ihre
überraschende Ankunft mußte der Grund dafür sein, daß Guy sie sitzengelassen
hatte.
    Sie waren
so fröhlich und locker miteinander. Sie gehörten alle zu dieser faszinierenden
Welt der Männer – einer Welt, die Carina mit ebensoviel Neid wie Furcht
erfüllte.
    Manchmal
ärgerte sie sich darüber, daß sie eine Frau war und dem seichten Geschwätz der
anderen Frauen zuhören mußte. Sie sehnte sich danach, über Philosophie und
Politik und das, was in der Welt geschah, zu reden. Guy hatte sie als
ebenbürtig akzeptiert. Daraus konnte sie folgern, daß seine Freunde das auch
tun würden.
    Sie holte
tief Atem und betrat das Zimmer, die zwei Hutschachteln immer noch in der
Hand.
    Guy saß mit
dem Gesicht zur Tür. Er schaute sie direkt an, und als er seine Überraschung
überwunden hatte, dämmerte es ihm. Seine blauen Augen funkelten vor
Betrunkenheit und Bosheit.
    Seine
Freunde folgten seinen Blicken.
    Der eine,
ein dicklicher, kräftiger Mensch mit fettigen, pomadisierten Locken, die seine
niedrige Stirn völlig bedeckten, fuhr herum. „Potztausend!« rief er aus. »Was
soll das bedeuten?«
    »Ein Drama
aus Astleys Amphitheater«, sagte Guy gedehnt. »Die Jungfer
vom Pfarrhaus verläßt ihr trautes Heim. Erlaubt mir, daß ich euch Miss Carina
Armitage vorstelle.«
    Beide
Männer erhoben sich und machten eine Verbeugung. Der dickliche wurde ihr als
Mr. Benjamin Rowse und sein dünner Kamerad als Mr. Bill Wilson vorgestellt. Sie
waren alle zwei nicht mehr die Nüchternsten. »Das sieht mir doch ganz nach
einer Geschichte aus«, freute sich der eine, der Bill hieß. »Erzähl, Guy. Was
hast du wieder angestellt?«
    Guy erhob
sich und ging zu Carina hinüber. Er streckte seine Hand aus, und einen seligen
Augenblick lang war für Carina die Welt wieder in Ordnung, als sie dachte, er
wolle sie in die Arme nehmen. Aber statt dessen packte er sie am Oberarm und
zog sie zum Kamin.
    »Schauen
Sie in den Spiegel, Miss Carina«, lachte er. Er faßte sie jetzt an den
Schultern und hob ihren Kopf nach vorne. Carina starrte ihr Spiegelbild an. Ihr
Hut saß schief, auf ihrer Nase war ein Fleck, und unter ihren Augen waren
dunkle Schatten.
    »Mit dir
kann man wohl keinen Staat machen, was meinst du?« spöttelte Guy.
    »Guy!«
schrie Carina auf und befreite sich aus seinem Griff. »Was ist über dich
gekommen? Was ist geschehen? Ich verstehe nicht, warum du so grausam bist. Du
hast gesagt, daß du mich liebst. Du hast versprochen, mit mir fortzulaufen.«
    Ihre Augen
wurden sanft und flehend: »Ich – ich bin hier, Guy, und ich habe meine Sachen
mitgebracht.«
    »Oooh, wir
rührend!« sagte Guy und trippelte geziert mit einer Hand in die Seite gestemmt
im Zimmer herum, während seine Freunde vor Lachen brüllten.
    Carinas
Gesicht wurde hart und verschlossen. »Guten Abend, meine Herren«,

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