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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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sagte sie und
ging sehr aufrecht zur Tür.
    »Wart ein
bißchen!« rief Bill Wilson. »Guy ist vielleicht zu anspruchsvoll, aber Benjie
und ich haben nichts gegen einen kleinen Spaß mit einem Rotkopf einzuwenden.«
    Er umfaßte
ihre Taille mit seinem muskulösen Arm und näherte sein großes rotes Gesicht dem
ihren.
    Guy
Wentwater lächelte träge und schloß die Wohnzimmertür. »Ihr habt recht,
Freunde, sie ist nicht nach meinem Geschmack«, sagte er betont lässig, »aber
laßt euch durch mich ja nicht euren Spaß verderben.«
    Entsetzt
befreite sich Carina durch einen Ruck aus Bills Umarmung. Benjie eilte zur
Tür, um den Fluchtweg zu verstellen. Guy setzte sich auf einen Stuhl, nahm sein
Glas und lehnte sich mit dem Blick des Kenners, der gleich ein gutes
Theaterstück sehen wird, genüßlich zurück.
    Carina
hatte jetzt einen Gesichtsausdruck wie der Fuchs, dem sie in der Phantasie
ihres Vaters schon immer ähnelte. Mit funkelnden grünen Augen ging sie
rückwärts zum Kamin.
    Neben
diesem war ein Ständer voller alter Zeitungen.
    Sie nahm
blitzschnell eine, setzte sie in Brand und warf die brennenden Blätter voll auf
Guy, der auf seinem Stuhl so heftig zurückwich, daß er das Gleichgewicht verlor
und zu Boden stürzte. Dabei versuchte er, sich das brennende Papier von der
Brust zu zerren.
    »Zurück!«
zischte Carina, als die beiden anderen sie einkreisten. Warum kamen die Diener
nicht? Sollte sie schreien? Nein! Etwas wußte Carina ganz genau: Niemand durfte
wissen, daß sie biergewesen war.
    Bill und
Benjie kamen näher. Carina bewegte sich möglichst unauffällig auf einen
Messingständer zu, in dem Reitpeitschen, Polostöcke, Schirme und Schwerter
steckten.
    Sie ergriff
ein Schwert, und es gelang ihr, es aus der Scheide zu ziehen, bevor Bill Mut
gefaßt hatte und ihre Hand ergreifen konnte.
    Sie ließ
die Klinge schwungvoll durch die Luft sausen und hielt die Männer ab, bis sie
die Tür erreicht hatte.
    Sie riß sie
auf und rannte einem Instinkt folgend zum Frühstückszimmer. Das war ihr Glück.
Denn die große Tür am anderen Ende der Halle war nachts verriegelt und
versperrt, und bis sie alle Schlösser geöffnet und alle Riegel zurückgeschoben
hätte, wären sie längst über sie hergefallen.
    Sie floh
die Hopeminster Straße hinunter, die von Lady Wentwaters
Besitzung in das Dorf Hopeworth führte. Sie hörte nicht auf zu rennen, bis sie
das Tor des Herrenhauses erreicht hatte, entschlossen, den Torhüter zu wecken,
falls jemand sie verfolgte. Denn Carina hatte jetzt das Gefühl, daß ihre
Erniedrigung und Dummheit sowieso entdeckt werden würden.
    Aber kein
Geräusch drang an ihre Ohren. Die Nacht war kalt, ruhig und still. Carina sank
auf einem Grasbüschel neben dem Tor nieder und vergrub ihr Gesicht in den
Händen.
    Nie wieder
würde sie an Gott glauben. Er hatte sie betrogen, dachte sie ganz unlogisch,
und machte sich damit eine weitverbreitete Argumentation zu eigen – »Er hat
mir nicht geholfen, deshalb glaube ich nicht mehr an ihn.«
    Und Liebesheirat!
Quatsch! Und Männer! Schlimmer. Manche hatten bessere Manieren und waren besser
angezogen als andere, aber im Grunde waren sie alle gleich; groß, haarig,
selbstsüchtig; gierige Satyrn mit heißen Händen.
    Von dem
ganzen Pack haßte sie ihren Vater am meisten. Wenn er sich wie ein wahrer Vater
benommen hätte, wäre das alles nicht geschehen. Nichts ist tröstlicher, als
jemand anderem die Schuld zuzuschieben, und so steigerte sich Carina immer mehr
in Wut.
    »Sie
scheinen die Gewohnheit zu haben, am Straßenrand herumzusitzen«, ertönte es
mitfühlend über ihr.
    Carina fuhr
zusammen und schaute auf. Untadelig gekleidet und wohlerzogen wie immer, stand
Lord Harry Desire lächelnd im Mondlicht.
    Carina sah
ihn mit düsterer Miene an. »Sind Sie gekommen, um sich über mich lustig zu
machen und mich zu quälen?« fragte sie.
    »Nein«,
sagte er liebenswürdig, »nur um Sie zu finden. Daphne ist aufgewacht, hat Ihr
leeres Bett gesehen und das ganz Haus in Aufruhr versetzt. Betty hat gesagt,
daß sie Sie schon heute früh mit zwei Hutschachteln gesehen hat. Der gute Vikar
war der festen Meinung, daß Sie von zu Hause weggelaufen seien.«
    Wenn ich
doch nur, dachte Carina in höchster Not, die Dummheit mit Guy geheimhalten
könnte!
    »Ich habe
einen Brief hinterlassen«, sagte sie. »Ich denke, bis jetzt hat ihn noch
niemand gefunden«, antworteteer.
    Ich muß
zurück und ihn zerreißen, dachte Carina.
    »Danke«,
sagte sie dann, erhob

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