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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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sich und strich ihre Röcke glatt. »Ich bin bereit, jetzt
heimzugehen. Ich konnte nicht schlafen. In dem Brief steht alles, wissen Sie.«
    Die
Hutschachteln! mahnte sie eine innere Stimme. Du hast die Hutschachteln
dortgelassen!
    »Keine
Hutschachteln diesmal?« fragte Lord Harry, als könnte er ihre Gedanken lesen.
    Carina ging
die Straße mit ihm hinunter. Sie fühlte sich sehr, sehr müde. Sie wollte ihren
Vater nie wiedersehen.
    Und es gab
nur eine Möglichkeit für eine Tochter aus gutem Hause, sich zu befreien:
Heirat.
    »Ich möchte
Sie heiraten«, sagte sie unvermittelt.
    Lord Harry
ging schweigend weiter. O Gott, dachte Carina, nicht einmal dieser Dummkopf
will mich.
    Dunkle
Gestalten huschten hierhin und dorthin durch das Dorf. »Was ist los?« fragte
Carina.
    »Sie sind
die Ursache«, lächelte Lord Harry. »Mr. Armitage hat die Feuerglocke geläutet.«
    Er rief
eine der Gestalten herbei. Ein Dorfjunge kam zu ihnen gerannt.
    Lord Harry
griff in seine Tasche und gab dem Jungen einen Schilling.
    »Geh und
erzähl überall herum, daß Miss Carina gefunden worden ist«, sagte er. Der Junge
grabschte die Münze und rannte davon, von einem zum anderen die Nachricht
weitergebend.
    Der Vikar
begegnete ihnen auf der halben Wegstrecke zum Pfarrhaus.
    Selbst im
Mondschein konnte man sehen, daß sein Gesicht dunkel vor Zorn war.
    Lord Harry
legte seinen Arm um Carinas Taille, als sie sich für die Schimpfpredigten, die
jetzt kommen mußten, rüstete.
    Bevor noch
der Vikar seinen Mund öffnen konnte, sagte LordHarry
schnell: »Gratulieren Sie mir, Mr. Armitage. Ihre Tochter hat mir die große
Ehre erwiesen, meine Hand anzunehmen.«
    Der Vikar
öffnete und schloß seinen Mund abwechselnd wie ein Kabeljau an Land. Der Zorn
wich Freude, die ebenso schnell Kummer Platz machte.
    Wollte
Carina diese Ehe überhaupt? Oder war sie einfach unter dem äußeren Druck
zusammengebrochen?
    »Wunderbar«,
sagte er. »Aber wohin in aller Welt bist du mitten in der Nacht gegangen,
Mädchen? Ich habe mich furchtbar um dich gesorgt.«
    Schon
wieder eine Lüge, dachte Carina müde.
    »Ich wollte
einen Spaziergang machen, um mit mir ins reine zu kommen«, sagte sie und
vermied es dabei, ihren Vater anzusehen. »Lord Harry hat mich gefunden, und ich
habe ihm meinen Entschluß mitgeteilt.«
    Der Vikar
schaute sie genau an. Er glaubte nicht ein Wort davon. Carina sah nicht aus wie
ein Mädchen, dem gerade von einem begehrenswerten Mann ein Heiratsantrag
gemacht worden war. Sie sah so aus, als hätte sie jegliches Gefühl in sich
abgetötet.
    Mrs.
Armitage hatte einen ihrer berühmten Anfälle gehabt, kam aber bemerkenswert
schnell auf die Beine, als sie die Neuigkeiten hörte. Die Mädchen waren alle
hocherfreut und drängten sich in ihren Nachthemden und Lockenwicklern
schüchtern um Lord Harry.
    Carina ließ
sich umarmen und küssen und trank Champagner und wünschte doch die ganze Zeit,
sie könne zu Bett gehen.
    Sie war
überzeugt davon, daß der wahre Grund für ihre Nachtwanderung irgendwie bald
aufkommen würde.
    Sie hatte
diese verflixten Hutschachteln dortgelassen. Wenn Guy sie nicht versteckt
hatte, fanden Lady Wentwaters Diener sie und sie konnte nicht erklären, daß das
Kleider für die Armen seien, wo es doch ihre allerbesten Sachen waren.
    Nur jemand,
der so dumm wie Lord Harry war, konnte ihr Glauben schenken.
    »Ich möchte
morgen früh mit dir sprechen, Carina«, sagte der Vikar, und Carina nickte
gleichgültig.
    Als sie
schließlich die Treppe hinauf ins Bett ging, fingen ihre Zähne bei der
Erinnerung an den Brief auf dem Nadelkissen buchstäblich an zu klappern. Sie
ging schneller und stürzte mit kocherhobener Kerze in ihr Zimmer.
    Und da war
der Brief. Genau da, wo sie ihn hingelegt hatte. Sie riß ihn an sich und zerriß
ihn in Fetzen, die sie in die schwache Glut warf.
    »Ich habe
ihn nicht gelesen«, kam eine sanfte Stimme von der Tür. Daphne stand da und
beobachtete sie.
    »Das hätte
nichts gemacht«, sagte Carina, sich zu einem Lachen zwingend. »Es war nur ein
Einkaufszettel, den ich Mama morgen geben wollte.«
    »Ich bin
froh«, antwortete Daphne und kam herein. »Als du weg warst und ich die
Alarmglocke geläutet hatte, sah ich den Brief, und ich dachte, du wärst von zu
Hause weggerannt. Aber Briefe sind so endgültig. Ich dachte, wenn sie dich
finden und zurückbringen, dann wäre alles noch einmal gutgegangen.«
    »Was für
eine blühende Phantasie du hast, Daphne«, sagte Carina mit einem Lachen, das

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