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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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unheimliches Glück bestimmt nicht noch
länger andauern könne. Deshalb war es besser, die Sache hinter sich zu bringen.
    Lady
Wentwater empfing sie im Salon. Nichts ließ auf die lautstarken
Auseinandersetzungen der vergangenen Nacht schließen. Alles war dunkel und
düster und still. Das Sonnenlicht wurde durch die raschelnden Efeublätter
gefiltert, die die Fenster fast völlig bedeckten, so daß man den Eindruck
hatte, in einer Höhle zu sein.
    »Ich freue
mich, daß Sie gekommen sind«, keuchte Lady Wentwater. Die kleinen Rosinenaugen
waren das einzige Lebenszeichen in der teigigen Masse ihres Gesichts. »Es ist
so still geworden, seitdem Guy weg ist. Auf der anderen Seite bin ich froh
darüber. Er und seine Freunde haben ja so einen Lärm gemacht bis in die Nacht
hinein. Nicht daß ich sie gehört hätte – ich schlafe so fest –, aber meine Zofe
hat gesagt, daß die Diener dachten, eine ganze Armee sei eingefallen; es wurde
immer schlimmer, und irgendwann meinte sie sogar, eine weibliche Stimme zu
hören. Aber das kann nicht sein, da es hier ja keine leichten Mädchen gibt, mal
abgesehen von Maggie Trumper, die, wie jedermann weiß, nicht so ist, wie sie
sein sollte. Aber Guy hat allen Dienern streng verboten, hereinzukommen, wenn
er Besuch hat; doch meine Zofe hat erzählt, daß sie irgendwann einen der Gäste
wie wahnsinnig um Hilfe schreien hörten, und sie mußten sich sehr
zusammennehmen, um nicht hineinzulaufen und nachzusehen, was los war.«
    »Mr.
Wentwater ist abgereist?« fragte Carina mit einem trockenen und tauben Gefühl
im Mund.
    »Ja, heute
früh ist er abgereist. Er wird mir fehlen, aber ich wollte, er würde sich in
besserer Gesellschaft bewegen. Diese Freunde von ihm! Wie sie aussehen! Ihre
Gesichter waren ganz aufgeschwollen. Sie prügeln sich wohl gegenseitig, wenn
sie betrunken sind.«
    »Hat er was
über ... über mich gesagt?« fragte Carina so leise, daß Lady Wentwater sich
anstrengen mußte, sie zu verstehen.
    »Nicht ein
Wort«, sagte Lady Wentwater boshaft. »Aber er ließ Miss Emily oben im
Herrenhaus grüßen.«
    Sie wandte
sich Lord Harry zu und verwickelte ihn in ein Gespräch, während Carina wie
betäubt dasaß.
    Sie war
frei! Frei von öffentlicher Demütigung. Durch eine Reihe von merkwürdigen
Zufällen war sie der Schande entgangen. EinDiener von
Lady Wentwater mußte die Hutschachteln gefunden und sie kommentarlos zum
Pfarrhaus gebracht haben.
    Was für ein
Wunder!
    Sie saß vor
Erleichterung ganz benommen da, bis es Zeit war, zu gehen. Sie merkte nicht
einmal richtig, daß Lady Wentwater ihr zu ihrer Verlobung gratulierte.
    Als sie
ganz gemächlich die Straße entlangfuhren, trafen sie Lord Harrys erste Worte
wie ein Blitz aus heiterem Himmel. »Ich möchte sehr bald heiraten«, sagte er.
    »Oh«,
stammelte Carina. »Ich fürchte, ich habe Sie zu sehr bedrängt. Vielleicht
wollen Sie mich überhaupt nicht heiraten.«
    »O doch,
das will ich«, lachte er. »So sehr, daß ich Sie wegen Vertragsbruchs anzeigen
werde, wenn Sie nicht zu Ihrem Wort stehen.«
    »Unsinn«,
sagte Carina und zwang sich zu lachen. »Nur Damen tun das. Nur eine Dame darf
eine Klage einreichen.«
    »Dann werde
ich Geschichte machen«, meinte er gutgelaunt. »Wir sollten wenigstens warten,
bis meine Schwestern aus Paris zurückkommen«, sagte Carina.
    »Ach, und
warum?«
    »Ich möchte
sie bei der Hochzeit dabeihaben.«
    »Einverstanden«,
stimmte er zu. »Wenn Sie mir versprechen, daß wir heiraten, sobald sie wieder
in London sind.«
    »Ja,
natürlich«, erwiderte Carina. Irgend etwas würde bis dahin schon zu ihrer
Rettung geschehen.
    »Wenn das
so ist, meine Liebe«, sagte er leichthin, »dann werde ich mich noch heute nach
London zurückbegeben. Ich habe die Gastfreundschaft Ihrer Familie schon viel zu
lange in Anspruch genommen.«
    Er brachte
seine Pferde an einer Wegbiegung zum Stehen und küßte sie sanft und ohne
Leidenschaft. »Sie brechen Ihr Versprechen auch nicht?« fragte er mit
ungewohntem Ernst.
    Sie schaute
auf in seine klaren blauen, unschuldigen Augen, und es wurde ihr klar, daß es
kein Entrinnen gab.
    »Nein, ich
breche mein Versprechen nicht«, sagte sie.
    »Vergessen
Sie das nicht«, sagte er obenhin, als er sein Gespann wieder in Bewegung
setzte, »daß ich nichts erbe, wenn ich beim Tod meines Onkels nicht verheiratet
bin.«
    »Was
geschieht dann mit dem Geld? Ich meine, wer erbt es?« fragte Carina, obwohl sie
kaum auf die Antwort hörte, da sie ja hoffte, ein Wunder

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