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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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zu
betteln. Es war äußerst peinlich, weil ich gerade zwei Freunde hier hatte.«
    »Sind sie
noch da?«
    »Ja, aber
Sie werden sie doch in Ruhe lassen?«
    »Wir werden
sehen. Weiter!«
    »Das ist
alles. Als Miss Carina feststellte, daß ich sie nicht heiraten will, floh sie
aus der Gartentür. Und das ist die ganze Geschichte.«
    Ein
Schweigen trat ein. Guy schielte zur Klingelschnur und fragte sich, ob er sie
erreichen könne. Dieser Lord konnte ihn von einem Ende des Zimmers zum anderen
befördern, und kein Diener würde kommen. Sie hatten einmal ein lautstarkes
Gelage unterbrochen, und er hatte ihnen befohlen, nie mehr hereinzukommen, wenn
er sie nicht ausdrücklich rief. Und seine Tante schlief wie eine Tote.
    Lord Harry
seufzte leise, streckte seine Beine aus und musterte angelegentlich das
glänzende Leder seiner Reitstiefel.
    Dann
richtete er seine Augen auf Guy.
    »Dieses
Mal«, sagte Lord Harry im gleichen entspannten Umgangston, »sagen Sie mir die
Wahrheit. Fangen Sie von vorn an.«
    Guy wand
sich hin und her und brachte sein Bett ganz durcheinander. »Lassen Sie mich
aufstehen und mich anziehen, dann können wir reden«, bat er.
    »Nein«,
antwortete Lord Harry gleichmütig. »Beginnen Sie von vorne.«
    Guy dachte
blitzschnell nach. Offensichtlich war dieser vermaledeite Lord rasend in
Carina verliebt. Vielleicht glaubte er deshalb eine andere Geschichte, nämlich,
daß er, Guy, Carina liebte, aber aus reinem Edelmut nicht mit ihr durchgebrannt
war.
    So begann
er fast mit der Wahrheit; den verstohlenen Augenblicken auf dem Friedhof und
auf dem Weg. Dann ging er wieder dazu über, zu lügen. Er sagte, sosehr er
Carina liebe, wisse er doch, daß ihr Vater das Mädchen verstoßen würde, wenn
sie ihn heiratete, und Carina würde schließlich die Entfremdung von ihrer
Familie bereuen, und deshalb habe er sie abgewiesen.
    Wieder
folgte ein langes Schweigen, als er geendet hatte.
    Lord Harry
seufzte noch einmal.
    »Noch
einmal«, sagte er dann. »Beginnen Sie von vorne und, sagen Sie dieses Mal die
Wahrheit.«
    »Also
alles, was recht ist!« platzte Guy heraus. »Sie schleichen sich hier ein und –«
    Er
unterbrach sich entsetzt und starrte entsetzt auf das Schwert, das Lord Harry
gezogen hatte und ihm an die Kehle hielt.
    Guy hatte
in seinem ganzen Leben noch nie solche Angst gehabt. Die Ruhe, die auf diesem
schönen Gesicht über ihm lag, hatte etwas Schreckliches und Ungeheuerliches an
sich.
    »Sie können
mir doch nicht die Schuld dafür geben«, stammelte er. »Sehen Sie, es war so
...«
    Zwei
Stunden später schlüpfte Lord Harry Desire mit zwei Hutschachteln in der Hand
leise aus Lady Wentwaters Haus. Seine Fingerknöchel waren offen und bluteten,
aber er war sich sicher, daß weder Benjie Rowse noch Bill Wilson wagen würden,
auch nur ein Wort zu sagen. Alle drei Männer würden Hopeworth am nächsten
Morgen verlassen haben.
    Er pfiff
zuversichtlich vor sich hin, als er auf das Dorf zuging.
    Squire
Radford hörte das Pfeifen und schwang seine Stöckchenbeine über die Bettkante.
Er suchte mit den Füßen nach seinen Hausschuhen und ging zum Fenster, um
hinauszusehen.
    In der
blaßgrauen Dämmerung ging Lord Harry Desire am Dorfteich entlang und trug zwei
Hutschachteln. Seine elegante Erscheinung spiegelte sich im kalten glasklaren
Wasser des Weihers, bis eine eifrige Ente über das Spiegelbild schwamm und es
in lauter kleine Stückchen zerteilte, die auf der Oberfläche schimmerten.
    Wie
seltsam, dachte der Squire. Ein junges Mädchen geht mitten in der Nacht mit
zwei Hutschachteln weg, und jetzt kommt Lord Harry Desire mit ihnen zurück.
Vielleicht waren es gar nicht dieselben Hutschachteln. Vielleicht handelte es
sich um eine Wette.
    Er seufzte
und kroch in sein warmes Bett zurück. Er hätte diesen Lord Harry liebend gerne
näher kennengelernt. Aber zum allerersten Male überhaupt kam weder eine
Einladung aus dem Pfarrhaus, noch kam der Vikar zu Besuch.
    »Charles
muß irgend etwas Schlimmes im Schild führen«, sorgtesich der
Squire. »Ich gäbe etwas darum, wenn ich wüßte, was.«
    Carina
erwachte am Morgen mit hämmernden Kopfschmerzen. Es war ein schneidend kalter
Tag, und die Sonne schien so hell, daß sich ihre Strahlen in den Glasflaschen
auf dem Toilettentisch brachen.
    Betty war
bereits im Zimmer gewesen, hatte Feuer gemacht und die Vorhänge aufgezogen.
    Daphne war
schon aufgestanden und nach unten gegangen.
    Carina
drehte sich um und verbarg ihr Gesicht in den Kissen, als sie die

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