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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Sie schliefen. Sie haben
Ihre Gedanken wohl auch nicht ganz beisammengehabt, daß Sie Ihre besten Sachen
für die Armen spenden wollten!«
    »Was?«
fragte Carina erbleichend. »Hutschachteln? Was für Hutschachteln?« fragte sie,
während ihre Gedanken verzweifelt einen Halt suchten.
    »Genau das
habe ich Lord Harry gefragt. Er stand da, wo Sie jetzt stehen, in aller
Herrgottsfrühe und schaute auf diese Hutschachteln. ›Was ist das?‹ habe
ich gefragt, und er hat gesagt, daß irgend jemand sie geschickt hat, weil Sie
aus Versehen gute Kleider eingepackt haben. Da habe ich gesagt, daß sie vom
Herrenhaus kommen müssen, weil dahin haben Sie sie ja mitgenommen.«
    »Und was
hat Lord Harry daraufhin gesagt?« fragte Carina gespannt. Dabei fiel ihr ein,
daß sie ihm erzählt hatte, sie bringe sie den Armen von Hopeminster. So viele
Lügen!
    »Ja, Miss,
er hat mich nur ganz geistesabwesend angeschaut, und dann hat er gesagt, ich soll
sie aufhängen und Sie nicht wecken, weil Sie letzte Nacht so lange auf waren.
Er ist ja so rücksichtsvoll, ja wirklich.«
    »Ja«, sagte
Carina und ging ins Eßzimmer. Was für ein Glück, daß Lord Harry rein ... rein
gar nichts kapierte. Aber wenn er nicht jeweils im richtigen Moment dagewesen
wäre, hätte ihr Vater bestimmt die Geschichte mit Guy Wentwater
herausgekriegt.
    Guy
Wentwater.
    Im Eßzimmer
war niemand. Carina nahm sich Tee und merkte kaum, daß er eiskalt war. Sie
setzte sich hin und dachte an Guy Wentwater, und je mehr sie an ihn dachte,
desto enttäuschter über das Leben und die Liebe wurde sie.
    Er hatte
sie betrogen, und sie hatte sich selbst betrogen mit ihren Hirngespinsten von
der Vereinigung zweier Seelen, ihr Gott hatte sie betrogen, deshalb gab es ihn
nicht, erinnerte sie sich wütend.
    Aber ihre
Liebe zu Guy war eine so starke Droge gewesen, daß ihr plötzliches Absetzen
heftige Entzugserscheinungen auslöste. Ihr ganzes Wesen sehnte sich nach
Bestätigung.
    Wenn er in
diesem Augenblick zur Tür hereingekommen wäre und gesagt hätte, er sei
betrunken gewesen, und sich zerknirscht für sein Verhalten entschuldigt hätte,
dann hätte sie ihm verziehen, und es wäre ihr möglich, wieder auf diesen
rosaroten Wolken zu schweben.
    Aber die
Erinnerung war schrecklich und demütigend. Die Bosheit in seinen Augen ließ
sie nicht los.
    Sie aß in
Gedanken versunken zwei Scheiben kalten Toast.
    Aber er war
betrunken, kehrte sie hartnäckig zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen zurück.
Sehr sogar. Und Männer waren nun einmal seltsam, wenn sie angeheitert waren.
Selbst ihr eigener Vater hatte sich letztes Jahr nach einer erfolgreichen
Jagdpartie abstoßend betrunken und war glatt in die Halle und die Treppe hinauf
geritten.
    Ihre Stirn
umwölkte sich, als sie an ihn dachte. Er war an allemschuld, mit
seinem geschminkten Gesicht, seinen ungehobelten Manieren, seinem Mangel an
Kinderstube und seinem unglaublich schrecklichen, knarrenden Korsett.
    Die Tür
ging auf, und Lord Harry Desire kam hereingeschlendert.
    »Bereit?«
fragte er.
    »Zu was?«
wollte Carina müde wissen.
    »Mit mir
auszufahren. Wenn Sie sich recht erinnern, verabredeten wir uns heute nacht
dazu.«
    Carina
konnte sich an keine derartige Abmachung erinnern, aber sie war zu überdreht,
um es zu sagen. Sie bemerkte nur ergeben, daß sie ihren Hut holen wolle, und
eilte hinauf.
    Sie setzte
den erstbesten Hut auf, der glücklicherweise zu ihrem Kleid paßte. Er war aus
grüner Seide gefertigt und stand ihr besonders gut. Sie dachte daran, daß er
in einer der Hutschachteln gewesen war und daß sie ihn für Guy hatte tragen
wollen.
    Zwei große
Tränen blieben an ihren Wimpern hängen. Sie wischte sie ärgerlich weg, und ging
zu Seiner Lordschaft hinunter. Erst als sie merkte, daß sie in die Auffahrt zu
Lady Wentwaters efeuberanktem Haus einbogen, brach sie ihr Schweigen.
    »Wir können
sie nicht einfach besuchen!« sagte sie verzweifelt. »Man erwartet uns nicht.«
    »Doch, wir
sind eingeladen«, sagte er und lenkte sein Gespann vor das Haus.
    Ein
Stalldiener kam herbeigerannt, um die Pferde zu übernehmen. Lord Harry hüpfte
leichtfüßig hinunter und half dann Carina aus der Kutsche.
    »Ich bin
Lady Wentwater auf dem Gartenfest begegnet«, sagte er, »und ich habe
versprochen, ihr einen Besuch abzustatten. Fehlt Ihnen etwas? Sie sind ganz
weiß geworden.«
    »Nein«,
sagte Carina, aber ihre Knie zitterten. »Es ist alles in Ordnung; gehen wir
hinein.«
    Denn sie
war zu dem Entschluß gekommen, daß ihr

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