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Carina - sTdH 3

Carina - sTdH 3

Titel: Carina - sTdH 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Erinnerung an
den furchtbaren gestrigen Tag überfiel.
    Aber sie
konnte sich nicht ewig in ihrem Zimmer verbergen. Ihr Vater wollte sie
sprechen. Sie drehte sich zurück und schaute auf die Uhr. Elf Uhr! Wie konnte
sie nur so tief und so lange schlafen, wo ihr so viel Unangenehmes bevorstand?
    Jetzt waren
die Neuigkeiten wohl schon herum. Guy und seine gemeinen Freunde hatten sicher
dafür gesorgt, daß sie zum Gespött des ganzen Dorfes wurde. Lord Harry mußte
sie verabscheuen, denn sogar so ein Trottel wie er hatte seinen Stolz.
    Und ihr
Vater erst ...
    Carina schauderte
und kletterte aus dem Bett, um sich ganz schnell fertigzumachen. Sie war
bereits in einem ihrer besten Komplets – einem rundgeschnittenen Gewand aus
feinem Leinen unter einem Oberwurf aus smaragdgrünem Cord und einer breiten Seidenschärpe
mit Quasten um ihre schlanke Taille – auf dem Weg nach unten, als ihr
schlagartig bewußt wurde, daß sie genau dieses Kleid eingepackt und in einer
der Hutschachteln zurückgelassen hatte.
    Mit weichen
Knien ging sie in ihr Zimmer zurück und öffnete die Türen des großen Schrankes
mit der Einlegearbeit, als handle es sich um die Büchse der Pandora.
    Da hing
ihre Kleidung ordentlich nebeneinander, die Kleider, die Mäntel, die Umhänge
und die Schultertücher. Ihre Schuhe waren fein säuberlich wie ein Regiment
Soldaten darunter aufgereiht. Sie rannte zur Kommode und zog die Schubladen
auf. Ihre Unterwäsche lag ordentlich in zusammengelegten Stößen da – Musselin,Leinen,
Seide und Spitze.
    Sie sank
auf das Bett, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Jemand war, während sie
schlief, in ihrem Zimmer gewesen und hatte den Inhalt der Hutschachteln
weggeräumt. Und da waren ja auch die vertrackten Schachteln selbst, ordentlich
auf dem Schrank aufeinander gestapelt!
    Betty!
Natürlich war es Betty gewesen.
    Ein Diener
von Lady Wentwater hatte die Hutschachteln abgegeben, und Betty hatte sie
ausgepackt.
    Jetzt
würden alle ihr Geheimnis kennen. Nun gut, es war besser, die Sache gleich
durchzustehen.
    Carina ging
langsam nach unten und durch die Halle. Ihr Vater streckte den Kopf aus seinem
Studierzimmer. »Ich möchte dich kurz sprechen, Carina«, rief er.
    Da hatte
sie's.
    Carina
straffte ihren Rücken und ging hinein.
    »Setz
dich«, sagte der Vikar mit freundlicher Stimme.
    Carina
setzte sich und wunderte sich über sein Verhalten.
    Der Vikar
saß hinter seinem Schreibtisch. Er machte sich nervös an seiner
Schnupftabaksdose zu schaffen und zupfte dann an seinem Federkiel herum.
    Schließlich
blickte er auf. »Du willst Desire doch heiraten, oder?«
    »Ja, Papa«, antwortete
Carina schwach. »Ich habe es dir gestern abend gesagt.«
    »Das klingt
wie Musik in meinen Ohren, aber es ist doch zu schön, um wahr zu sein. Das tust
du doch nur mir zuliebe.«
    »Wann habe
ich je dir zuliebe etwas getan, Papa?« fragte Carina, die so verdattert war,
daß ihre Aufrichtigkeit wieder die Oberhand gewann.
    »Nie«,
antwortete der Vikar mit einem erleichterten Grinsen. »Gut, dann ist ja alles
in Ordnung. Habt ihr schon einen Termin festgesetzt?«
    »Nein,
Papa.«
    »Na gut, du
wirst warten wollen, bis die Mädchen wieder aus dem Ausland zurück sind.«
    »Möglicherweise,
Papa. Ich muß Lord Harry fragen.«
    »Oh.« Das
Gesicht des Vikars wurde wieder ernst angesichts dieser ungewöhnlichen
Unterwürfigkeit.
    Er musterte
besorgt ihr Gesicht. Sie war über irgend etwas beunruhigt, und, jawohl, sie
hatte auch Angst! Warum hatte er eigentlich solche Schuldgefühle? Er hatte sie
doch zu nichts gezwungen. Aber wenn sie doch bloß glücklich aussehen würde.
    Sein
Gesicht hellte sich auf. Sie hatte noch nicht gefrühstückt. Ein leerer Magen
war nach Ansicht des Vikars die Hauptursache für schlechte Laune und
Niedergeschlagenheit.
    »Geh
jetzt«, sagte er wieder etwas fröhlicher. »Frühstücke erst einmal, wir sprechen
dann später miteinander.«
    Noch
zögerte Carina, sie konnte nicht glauben, daß ihr Vater nichts von der Sache
mit Guy Wentwater erfahren hatte.
    »Betty
hätte mich eher wecken sollen«, sagte Carina. »Es ist meine Aufgabe, die
Mädchen in die Schule zu schicken.«
    »Sie wären
heute sowieso nicht gegangen«, antwortete der Vikar. »Wir waren ja alle die
halbe Nacht im Gange.«
    Carina ging
langsam in die Halle, wo sie beinahe mit Betty zusammenstieß.
    »Ach, Miss
Carina!« rief Betty aus. »Die Hutschachteln sind heute früh gekommen, aber Sie
waren so müde, da habe ich sie ausgepackt, während

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