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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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wie eine Krankenschwester namens Gitte Charles. Können Sie sich an sie erinnern?«
    Wieder erschienen die senkrechten Falten auf ihrer Stirn. »Ja, das kann ich. Ich vergesse niemanden von dort.«
    »Auch Gitte Charles ist zu der Zeit verschwunden.«
    »Aha? Wie merkwürdig.«
    »Ja, und Rita Nielsen.«
    Das gab der Frau einen kleinen Ruck. Die Falten verschwanden, dafür strafften sich die Schultern.
    »Rita? Wann?«
    »Sie hat nur zweihundert Meter von hier in einem Kiosk in der Nørrebrogade am 4. September 1987 um zehn nach zehn am Vormittag Zigaretten gekauft. Das ist das Letzte, was man von ihr weiß. Außerdem wurde ihr Mercedes unten am Kapelvej gefunden. Das ist beides nicht sehr weit von hier, nicht wahr?«
    Nete Hermansen presste die Lippen zusammen. »Ja, aber das ist ja entsetzlich! Rita hatte mich um die Zeit herum besucht. War es der 4. September? Ich erinnere mich gut, dass es im Spätsommer war, aber nicht mehr an das genaue Datum. Ich hatte einen Punkt in meinem Leben erreicht, an dem ich mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen musste. Zwei Jahre zuvor hatte ich meinen Mann verloren, und ich steckte fest, kam nicht weiter. Deshalb hatte ich Rita und Tage eingeladen.«
    »Rita Nielsen hat Sie also besucht?«
    »Ja, sie war hier.« Sie deutete auf den Tisch. »Wir saßen hier und tranken aus denselben Tassen wie Sie jetzt. Sie blieb wohl zwei Stunden zum Tee. Sie wiederzusehen war merkwürdig, aber auch gut, das weiß ich noch genau. Wir haben uns ausgesprochen. Auf Sprogø waren wir nicht immer die besten Freundinnen, Sie verstehen.«
    »Aber es wurden doch Suchaufrufe ausgestrahlt. Warum haben Sie sich nicht darauf gemeldet?«
    »Ja, aber das ist ja entsetzlich, was mag denn mit ihr passiert sein?«
    Sie starrte einen Moment vor sich hin. Falls sie auf seine Frage nicht antwortete, stimmte etwas nicht.
    »Und warum ich mich nicht gemeldet habe?«, wiederholte sie schließlich die Frage. »Das konnte ich doch nicht. Ich bin am nächsten Tag nach Mallorca geflogen, um dort ein Haus zu kaufen, das weiß ich genau. Und so habe ich wohl ein halbes Jahr kein dänisches Fernsehen gesehen. Das Winterhalbjahr über halte ich mich normalerweise in Son Vida auf. Hier, in Dänemark, bin ich zurzeit einzig und allein aus gesundheitlichen Gründen, ich habe Nierensteine, und das möchte ich gern in Dänemark in Ordnung bringen lassen.«
    »Sie haben sicher Unterlagen zu dem Haus?«
    »Natürlich. Aber sagen Sie einmal! Es kommt mir fast so vor, als würde ich gerade verhört? Wenn ich unter irgendeinem Verdacht stehe, sollten Sie es mir lieber direkt sagen.«
    »Nein, Frau Hermansen. Aber wir müssen gewisse Fragen klären, und eine davon ist tatsächlich, warum Sie auf besagte Suchaufrufe nicht reagiert haben. Dürften wir die Unterlagen zu dem Haus auf Mallorca nun sehen?«
    »Na, da ist es ja gut, dass sie nicht mehr auf Mallorca liegen«, reagierte sie etwas pikiert. »Bis letztes Jahr waren sie nämlich dort, bis bei uns allen in der Straße eingebrochen wurde. Da sichert man sich natürlich ab.«
    Sie wusste genau, wo sie die Papiere aufbewahrte. Legte sie vor Carl auf den Tisch und deutete auf das Kaufdatum. »Ich habe das Haus am 30. September gekauft, davor hatte ich drei Wochen gesucht und verhandelt. Der Vorbesitzer wollte mich betrügen, aber das ist ihm nicht gelungen.«
    »Aber ...«
    »Ja, schon klar, das ist lange nach dem 4. September, das weiß ich auch. Aber so ist es eben. Es würde mich nicht wundern, wenn ich die Flugtickets noch irgendwo hätte. Aus denen könnten Sie ersehen, dass ich tatsächlich nicht zu Hause war. Nur - die werde ich nicht ganz so schnell finden.«
    »Ach, ich würde mich auch mit einem Stempel im Pass oder irgendeinem anderen Beleg begnügen«, sagte Carl. »Vielleicht bewahren Sie den alten Pass ja noch irgendwo auf?«
    »Den habe ich noch, aber dafür müssten Sie ein andermal wiederkommen. Den muss ich erst suchen.«
    Er nickte. Vermutlich stimmte, was sie sagte. »Was für ein Verhältnis hatten Sie zu Gitte Charles? Können Sie das beschreiben?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Sie haben recht, die Frage ist vielleicht falsch formuliert. Es ist so, dass wir im Fall Gitte Charles nur sehr wenige Informationen haben. So gut wie niemand, der sie kannte, lebt heute noch. Deshalb ist es schwer, einzuschätzen, was für ein Mensch sie war, und insofern vielleicht auch, warum sie verschwand. Wie würden Sie Gitte Charles charakterisieren?«
    Das fiel ihr

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