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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Garten nicht gestattet ist«, belehrte ihn Carl und versuchte, aus der Entfernung zu erkennen, um welche Papiere es sich handelte. Vermutlich kompromittierende Dokumente.
    »Oho, wo soll das denn stehen? Derzeit herrscht schließlich keine Trockenheit, oder?«
    »Wir machen uns gern die Mühe und rufen bei der Feuerwehr von Gentofte an und erfragen die Vorschriften der Kommune für das Verbrennen von Abfall.« Carl wandte sich an Assad. »Sei so gut, Assad, und überprüf das.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Herrje, was soll das denn? Das sind doch nur alte Papiere, wen sollte das stören?«
    Carl zog seine Polizeimarke. »Wenn Sie dabei sind, Material zu vernichten, das womöglich Fragen zu Curt Wads und Ihren eigenen Aktivitäten beantworten kann, mag das durchaus jemanden stören.«
    Was in den nächsten Sekunden passierte, hätte sich Carl nicht in seinen wildesten Phantasien träumen lassen. Wie konnte ein Mann dieses Alters, der noch dazu so behäbig wirkte, dermaßen schnell und effektiv reagieren?
    Mit einem Schwung hob er sämtliche Papiere auf einmal aus der Schubkarre, warf sie in das Ölfass, nahm eine Plastikflasche mit Feuerzeugbenzin, die auf dem Rasen stand, zog den Verschluss ab und warf sie obendrauf.
    Die Wirkung war einzigartig, und Carl und Assad machten unwillkürlich einen Riesensatz zurück, als nach einem gewaltigen Knall die Feuersäule in die Höhe schoss und fast die Krone der großen alten Rotbuche mitten im Garten erreichte.
    »So«, sagte der Mann. »Jetzt können Sie die Feuerwehr anrufen. Was wird mich das schon kosten? Fünftausend Kronen Bußgeld? Zehntausend? Na und.«
    Er wollte kehrtmachen und zum Haus zurückgehen, aber Carl hielt ihn fest.
    »Weiß Ihre Tochter Liselotte, für welche Schweinerei sie ihren guten Namen hergibt?«
    »Liselotte? Schweinerei? Wenn Sie an ihren Posten als Vorsitzende von Benefice denken, darauf kann sie stolz sein.«
    »Ach ja? Ist sie auch stolz auf die Abtreibungen, den Mord an unschuldigen Kindern? Teilt sie Ihr verqueres Menschenbild? Oder haben Sie ihr vielleicht nichts davon erzählt, was der Geheime Kampf treibt?«
    Die Eiseskälte in Lønbergs Augen konnten auch die Flammen nicht erwärmen.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden. Wenn Sie etwas Konkretes vorzulegen haben, können Sie übermorgen meinen Anwalt anrufen. Sein Büro ist am Montag ab halb neun zu erreichen. Er heißt Caspersen, wenn Sie das wissen wollen, und steht im Telefonbuch.«
    »Ah ja«, kam es von hinten, von Assad. »Caspersen. Den kennen wir aus dem Fernsehen. Einer von Klare Grenzen, nicht wahr? Seine Telefonnummer hätten wir tatsächlich gern, vielen Dank auch.«
    Dieses couragierte Eingreifen Assads versetzte dem Hochmut des Mannes einen deutlichen Dämpfer.
    Carl beugte sich abschließend vor und erklärte fast flüsternd: »Vorerst verabschieden wir uns, Wilfrid Lønberg. Ich glaube, wir haben für den Moment genug gesehen und gehört. Grüßen Sie Curt Wad und sagen Sie ihm, jetzt würden wir eine seiner alten Freundinnen in Nørrebro aufsuchen. ›Der Fall Hermansen‹ - war das seinerzeit nicht die gängige Bezeichnung?«

    Nørrebro war Kriegszone. Schnell hochgezogene Häuser hatten den Nährboden für jede Menge sozialer Probleme geschaffen, und in deren Gefolge hatten sich Kriminalität, Gewalt und Hass eingenistet. Die Sozialarbeit in diesem Viertel hatte sich radikal gewandelt seit jenen Zeiten, als sie sich in erster Linie darauf beschränken konnte, hart arbeitenden Menschen zu einem einigermaßen würdigen Leben zu verhelfen. Nur wenn man an den Seen entlangging, konnte man noch die Größe vergangener Zeiten erkennen.
    Antonsen, der draußen in Rødovre Dienst tat, behauptete immer, die Seen seien noch der beste Teil der Stadt, und das stimmte. Wenn man die schönen Häuser dort in Reih und Glied stehen sah, geschützt von großen Kastanienbäumen und mit Aussicht auf das Wasser, auf dem Schwäne in Gruppen dümpelten, dann ahnte man nichts von der Spielwiese der Rocker- und Migrantenbanden nur hundert Meter weiter. Dort sollte man nach Einbruch der Dunkelheit tunlichst nicht mehr herumspazieren.
    »Ich glaube, sie ist zu Hause.« Assad deutete auf die Fenster ganz oben.
    Wie alle anderen Fenster in dem grau geklinkerten Haus waren auch diese hell erleuchtet.
    »Frau Nete Hermansen, hier ist die Polizei.« Carl hatte sich dicht vor die Sprechanlage an der Haustür gestellt. »Ich würde Ihnen gern einige Fragen stellen. Würden Sie

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