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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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bitte aufmachen?«
    »Was für Fragen?«
    »Nichts Besonderes. Nur Routine.«
    »Ach, wegen der Schießerei neulich in der Blågårdsgade? Ja, die habe ich deutlich gehört. Aber seien Sie so nett und treten Sie einen Schritt zurück und zeigen Sie Ihre Polizeimarke, damit ich sie sehen kann. Ich lasse nicht jeden ins Haus.«
    Carl gab Assad ein Zeichen, dass er bei der Tür stehen bleiben solle. Er selbst zog sich so weit zurück, dass das Licht aus den Erdgeschossfenstern auf sein Gesicht fiel.
    Nach einer Weile sah er, dass oben ein Fenster geöffnet wurde und dort eine Gestalt erschien.
    Carl reckte den Arm mit der Marke hoch.
    Dreißig Sekunden später war der Türsummer zu hören.
    Als sie schließlich schweißgebadet und kurzatmig im vierten Stock ankamen, stand dort die Wohnungstür schon weit offen. Ganz so ängstlich war die Dame wohl doch nicht.
    Carl und Assad traten in einen leicht moderig riechenden Flur.
    »Oh!«, rief Nete Hermansen erschrocken, als sie Assads dunkles Gesicht hinter Carls Rücken erblickte. Eine Reaktion, die bestimmt auch dem rauen Auftreten der Migrantenbanden draußen vor der Haustür geschuldet war.
    »Sie brauchen sich vor meinem Assistenten nicht zu fürchten. Er ist der harmloseste Mensch, den man sich vorstellen kann«, log Carl.
    Assad streckte ihr die Hand hin. »Guten Tag, Frau Hermansen.« Er machte einen Diener wie ein Schuljunge beim Abschlussball. »Hafez el-Assad, aber nennen Sie mich einfach Assad. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    Sie zögerte, nahm dann aber doch seine Hand.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee?«, fragte sie und ignorierte Carls Kopfschütteln und Assads eifriges Nicken.
    Das Wohnzimmer war wie das der meisten älteren Frauen eine Mischung aus schweren Möbeln und Erinnerungsstücken aus einem langen Leben. Gerahmte Familienfotos glänzten allerdings mit Abwesenheit. Carl rief sich Roses Kurzzusammenfassung von Nete Hermansens Biografie in Erinnerung. Für das Fehlen solcher Fotos gab es sicher gute Gründe.
    Mit dem Tee auf einem Tablett kam sie zurück, leicht hinkend, aber trotz ihrer dreiundsiebzig Jahre noch ziemlich gut aussehend. Hellblondes Haar, bestimmt gefärbt, eleganter Haarschnitt. Offensichtlich machte Geld eben doch einen Unterschied, auch oder gerade bei einem schwierigen Leben.
    »So ein schickes Kleid«, sagte Assad.
    Sie antwortete nicht, schenkte ihm aber als Erstem ein.
    »Geht es um die Schießerei in der Blågårdsgade letzte Woche?« Sie setzte sich zwischen die beiden Männer und platzierte ein Tellerchen mit Keksen vor Carl.
    Carl lehnte dankend ab und setzte sich etwas aufrechter hin.
    »Nein, es dreht sich darum, dass 1987 einige Menschen verschwanden, die seither nie wieder aufgetaucht sind. Und wir haben die Hoffnung, dass Sie uns dabei helfen können, der Lösung des Rätsels etwas näher zu kommen.«
    Sie runzelte leicht die Stirn. »Nun ja, wenn ich kann.«
    »Mir liegt hier ein Ausdruck mit einigen Lebensdaten von Ihnen vor, denen ich entnehmen kann, dass Sie es nicht immer leicht hatten. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle sagen, dass wir, die wir in diesen Fällen ermitteln, sehr erschüttert waren, als wir von der unsäglichen Behandlung erfuhren, der Sie und andere Frauen ausgesetzt waren.«
    Hier zog sie eine Augenbraue hoch. War ihr das unangenehm? Vermutlich.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Dinge aus der Vergangenheit aufrühre, aber mehrere dieser verschwundenen Personen hatten anscheinend Verbindungen nach Sprogø. Darauf werde ich später zu sprechen kommen.« Er trank einen Schluck Tee. Für seinen Geschmack etwas bitter, aber besser als Assads Sirup. »In erster Linie sind wir hier, weil wir im Zusammenhang mit dem Verschwinden Ihres Cousins Tage Hermansen im September 1987 ermitteln.«
    Sie neigte den Kopf. »Mein Cousin Tage! Ist er verschwunden? Ja, das tut mir aber leid. Das wusste ich gar nicht. Ich habe seit urewigen Zeiten keinen Kontakt zu ihm.«
    »Aha. Wir waren heute Vormittag in seiner kleinen Werkstatt in Brenderup auf Fünen, und dort haben wir diesen Briefumschlag gefunden.«
    Er zog ihn aus einer Plastikhülle und zeigte ihn ihr.
    »Ja, das stimmt. Ich hatte Tage eingeladen, mich zu besuchen. Aha, deshalb also habe ich nie eine Antwort bekommen.«
    »Sie haben nicht zufällig eine Kopie des Briefes? Einen Durchschlag vielleicht?«
    Sie lächelte. »Oh nein, bestimmt nicht. Den Brief hatte ich von Hand geschrieben.«
    Er nickte.
    »Sie waren zur selben Zeit auf der Insel

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