Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung
von Wad und anderen führenden Parteimitgliedern. Aber du gehst gefälligst nicht mehr auf Tuchfühlung mit denen, verstanden?«
Carl nickte. Aha, so war das also. Es ging um Politik.
»Wir sind von der Frage nach dem Auto abgekommen.«
»Ja, darum kümmere ich mich. Geh jetzt runter und hol die Akten.«
Auf dem Weg zum Vorzimmer trat Carl gegen sämtliche verfügbaren Wandpaneele. Was für ein Scheißgespräch.
»Na, na, Carl«, sagte Lis. Sie reichte gerade einem schwarz gelockten Typen in der Winterjacke der Polizei irgendwelche Papiere.
Der drehte sich zu Carl um und nickte ihm zu. Das Gesicht kam ihm bekannt vor.
»Samir!« Wahrhaftig, das war doch Assads Lieblingsfeind. »Na, habt ihr drüben in Rødovre auch was zu tun? Oder hat sich Antonsen endlich pensionieren lassen und alle Fälle mit nach Hause genommen?«
Schlechter Scherz, das wusste er selbst, aber er grinste trotzdem.
»Danke, uns geht's gut. Es gibt nur ein bisschen Papierkram, der ausgetauscht werden muss.«
»Du, Samir, jetzt wo ich dich mal sehe. Was ist das eigentlich für ein Problem zwischen Assad und dir? Sag mir bloß nicht, da wäre nichts. Erzähl mir einfach, worum es geht. Weißt du, mir würde es helfen.«
»Na, wenn du schon selbst sagst, es würde dir helfen, dann hast du inzwischen ja wohl auch mitgekriegt, wie gestört er ist.«
»Gestört? Was meinst du damit? Das ist er doch überhaupt nicht. Worauf stützt du das?«
»Frag ihn bitte selbst, das ist nicht meine Sache. Aber der hat einfach 'n Knall, und das hab ich ihm auch gesagt, und das konnte er offenbar nicht vertragen.«
Carl nahm ihn am Arm. »Hör mal, Samir. Ich weiß nicht , was er vertragen kann und was nicht, du hingegen schon, sagt mir mein Gefühl, oder? Und wenn ihr es nicht von allein ausspuckt, du oder Assad, dann könnte es passieren, dass ich dich bei Gelegenheit mal auf andere Weise ausquetsche.«
»Prima, Mørck, das kannst du gerne versuchen.«
Er riss sich los und verschwand.
In dem Blick, mit dem Lis Carl ansah, lag eine Mischung aus Mitgefühl und Sorge. »Ärgere dich doch nicht so wegen des Autos, Carl. Da findet sich schon eine Lösung.«
Gerüchte verbreiteten sich in diesem Haus wahrhaftig mit Lichtgeschwindigkeit.
»Noch immer nichts von Assad gehört?«
Rose schüttelte den Kopf. Sie sah zutiefst besorgt aus.
»Warum bist du plötzlich so unruhig wegen ihm, Rose?«
»Weil ich ihn in den letzten Tagen ein paarmal sehr erschüttert erlebt habe. So war er vorher nie.«
Carl wusste, was sie meinte. Sie war schon helle.
»Rose, wir haben Order, Nørvigs Akten im zweiten Stock abzuliefern.«
»Dann solltest du wohl langsam in die Gänge kommen.«
Carl atmete tief durch, damit ihm nicht der Kamm schwoll. »Warum bist du so ungehalten, Rose?«
»Ach Carl, da mach dir jetzt mal keinen Kopf. Du hast im Moment doch eh keine Zeit für Gefühlsduselei.«
Er zählte innerlich bis zehn und erklärte ihr dann in aller Ruhe, wenn sie sich nicht sogleich mit den verdammten Akten auf den Weg machte, würde er sie bitten, nach Hause abzudampfen und Yrsa zu schicken.
Und in dem Moment meinte er das auch so.
Rose runzelte die Stirn. »Weißt du was, Carl? Ich glaube wirklich, du hast sie nicht alle.«
Er hörte, wie sie sich mit den Akten abquälte, und wählte derweil selbst immer wieder Assads Handynummer. Er war so angespannt, dass er kaum still sitzen konnte. Scheißstreich, den Assad ihm da mit dem blöden Feuerzeug gespielt hatte. Wenn er nicht bald eine rauchen konnte, würde er einen Krampf in den Beinen bekommen.
»Na, dann mach's mal gut«, schallte es plötzlich vom Korridor herüber. Carl drehte sich zur Tür und konnte gerade noch sehen, wie Rose im Mantel vorbeiging, die rosafarbene Riesentasche hatte sie sich über die Schulter geworfen. Deutlich vor Feierabend.
Das war's dann wohl.
Was für ein Mist! Carl grauste es bei dem Gedanken an die nächsten Tage. Garantiert schickte Rose morgen ihr Alter Ego Yrsa. Bestenfalls.
Das Handy rotierte vibrierend auf dem Tisch. Lis war dran.
»Ja, also, das mit dem Auto geht klar. Wenn du zum Parkplatz des Nationalen Ermittlungszentrums gehst, schicke ich dir jemanden, der dir den Wagen zeigt und den Schlüssel mitbringt.«
Carl nickte. Das wurde verflucht auch Zeit. Jetzt musste nur noch Assad wieder auftauchen. Rose hatte ihn mit ihrer blöden Unruhe doch tatsächlich angesteckt.
Zwei Minuten später stand Carl oben am Parkplatz und sah sich verwirrt um. Kein wartender Peugeot
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