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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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607, kein Mensch mit Schlüssel weit und breit. Er runzelte die Stirn und wollte gerade Lis anrufen, als ein Stück entfernt jemand die Lichthupe eines parkenden Wagens betätigte.
    Carl machte einen langen Hals und sah Rose auf dem Beifahrersitz des Autos sitzen, das nicht halb so groß war wie seine Hosentasche. Er musste schlucken, allein schon wegen der heftigen Farbe, die ihn daran erinnerte, dass der Edelpilzkäse, den er vor zwei Monaten in den Kühlschrank gelegt hatte, mit Sicherheit noch immer dort lag.
    »Was ist das denn für 'n Ding? Und was zum Teufel treibst du hier, Rose?«, rief er durch die weit offenstehende Fahrertür.
    »Das ist ein Ford Ka, und du willst doch zu Assad, right?«
    Er nickte. Vor der Intuition dieses schwarz getünchten Wesens musste man ständig den Hut ziehen.
    »Da will ich natürlich mit. Und das hier ist der Wagen, den Marcus Jacobsen für den Rest des Jahres für dich geliehen hat.« Er sah, dass sie sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen konnte. Aber dann wurde sie ganz schnell wieder ernst. »Na los, Carl, steig ein. Es wird bald dunkel.«

    Abwechselnd knieten sie in der Heimdalsgade vor dem Briefschlitz in Assads Wohnungstür. Wie erwartet gab es dort keine Spur von Möbeln. Ebensowenig von Assad.
    Als Carl das letzte Mal hier gewesen war, hatte ihn ein tätowiertes Brüderpaar mit unaussprechlichen Namen und kokosnussgroßen Bizepsen angesprochen. Dieses Mal musste er sich mit dem üblichen Lärm eines Mehrfamilienhauses begnügen und dem Geschrei in einer Sprache, die ebenso gut Serbokroatisch wie Somalisch sein konnte. Seltsamer Mikrokosmos.
    »Frag mich nicht, warum, aber er hat sich ziemlich lange in einem Haus draußen am Kongevejen aufgehalten«, erklärte Carl, als er sich wieder in die Hutschachtel auf Rädern quetschte.
    Eine Viertelstunde fuhren sie, ohne ein Wort zu reden. Dort, wo die Straße nach Bistrup in den Kongevejen mündete, standen sie schließlich vor einem weißgekalkten Bauernhaus, das mit dem Waldrand zu verschmelzen schien.
    »Hier ist er bestimmt nicht, Carl«, sagte Rose. »Bist du sicher, dass die Adresse stimmt?«
    »Die hat er jedenfalls angegeben.«
    Beide blickten auf das Namensschild mit den zwei urdänischen Namen. Vielleicht hatten die Leute an Assad vermietet? Wer kannte nicht jemanden, der zwei Häuser besaß und nun knietief im Schlamassel steckte, weil der Immobilienmarkt im Keller war? Das kam eben dabei heraus, wenn die Finanzminister mit dem Arsch dachten und die Banken mit der Brieftasche.
    Keine zehn Sekunden, nachdem sie geklingelt hatten, stand eine muntere Frau mit schwarzen Haaren vor ihnen und versicherte unbekümmert, falls sie jemanden namens Assad kennen würden, der kein Dach überm Kopf habe, könnte der ohne Weiteres zwei Tage gegen Bezahlung auf ihrem Sofa nächtigen. Aber sie und ihre Freundin kannten ihn leider nicht.
    Da standen sie nun.
    »Weißt du nicht mal, wo deine eigenen Angestellten wohnen, Carl?«, zog ihn Rose auf, als sie sich wieder ins Auto zwängten. »Und ich hab immer geglaubt, du würdest Assad nach Hause fahren und so. Hätte nie gedacht, dass dich deine Neugier in der Hinsicht im Stich lassen würde.«
    Carl schluckte schwer an der Beleidigung. »Hm. Und was weißt du über Assads häusliche Verhältnisse, Frau Superschlau?«
    Sie starrte mit leerem Blick durch die Windschutzscheibe. »Nicht viel. Anfangs hat er manchmal von seiner Frau und den beiden Töchtern geredet, aber das ist lange her. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er noch mit denen zusammenwohnt.«
    Carl nickte langsam, dasselbe hatte er auch schon gedacht. »Und wie steht's mit Freunden? Hat er mal irgendwelche Freunde erwähnt? Könnte ja sein, dass er bei einem von denen untergekommen ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe so das Gefühl, dass Assad gar kein Zuhause hat.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich hab den Eindruck, dass er derzeit im Präsidium schläft. Und um den Schein zu wahren, geht er nachts mal für ein paar Stunden weg, nehme ich an. Aber wir haben ja keine Stechuhren, um das zu kontrollieren. Insofern kann man da nur mutmaßen.«
    »Und Klamotten, was ist damit? Er hat ja nicht jeden Tag dasselbe an. Irgendwo muss er doch eine homebase haben, oder?«
    »Wir könnten mal seine Schubladen und Schränke im Präsidium checken, vielleicht liegen seine Sachen dort. Und die Wäsche kann man überall in der Stadt reinigen lassen. Jetzt, da wir darüber reden, meine ich

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