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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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alle Fallstricke kannte. Und so wusste er natürlich, dass man auf gar keinen Fall allein und ohne Unterstützung eines Kollegen einen geschlossenen Raum betrat.
    Nun standen Carl und Assad im strömenden Regen an der angegebenen Adresse, nur Bak war weit und breit nicht zu sehen. Also war er in die Falle getappt.
    »Er hat gesagt, er würde auf uns warten«, versicherte Assad und deutete zum Eingang eines reichlich heruntergekommenen Kellerladens mit mattierten Scheiben.
    »Bist du dir sicher, dass die Adresse stimmt?«
    »Ist eine Bombe sicher, Carl?«
    Da hat Assad wohl was falsch verstanden, dachte Carl, während er den verblassten Zettel las, der an den Rahmen der Kellertür geheftet war. Kaunas Trading/Linas Verslovas stand da. Das wirkte ganz unschuldig, aber solche Firmen pflegten ebenso schnell einzugehen, wie sie entstanden, und ihre Inhaber und deren Machenschaften waren oft undurchsichtiger als das Wasser im Hafenbecken von Hirtshals.
    Auf der Fahrt hierher hatte Assad aus Linas Verslovas Strafregister vorgelesen. Er war mehrfach zur Vernehmung im Präsidium gewesen und jedes Mal hatte man ihn laufen lassen müssen. Beschrieben wurde er als skrupelloser Psychopath mit unglaublichem Geschick, naive Osteuropäer zu überreden, für ein paar lumpige Dollar die Schuld für seine krummen Geschäfte auf sich zu nehmen. Das Gefängnis Vestre Fængsel war voll von der Sorte.
    Carl drückte auf die Klinke und schob die Tür auf, woraufhin die Klingel über der Tür bimmelte. Vor ihnen lag ein länglicher Raum, der bis auf das, was der Vorbesitzer auf dem Fußboden liegen gelassen hatte - Verpackungsmaterial und zerknülltes Papier -, vollkommen leer war.
    Da hörten sie aus dem Hinterzimmer ein dumpfes Geräusch. Es klang wie ein Faustschlag, aber ohne das übliche anschließende Stöhnen.
    »Bak!«, rief Carl. »Bist du da drinnen?« Er legte die Hand auf die Pistolentasche und machte sich bereit, die Waffe zu ziehen und zu entsichern.
    »Ich bin okay«, war hinter der verschrammten Tür zu hören.
    Carl schob sie vorsichtig auf. Der Anblick, der sich ihnen bot, war sehenswert.
    Beide Männer hatten ihren Teil abbekommen, aber der drahtige kleine Litauer war sehr viel übler zugerichtet. Um seinen Hals schlang sich ein tätowierter Drache, der durch den ihn umgebenden Bluterguss fast dreidimensional wirkte.
    Carl spürte, wie sich sein Gesicht zur Grimasse verzog. Gut, dass ich nicht mit so 'ner Visage rumlaufen muss, dachte er.
    »Was zum Teufel machst du da, Bak? Bist du noch ganz frisch?«
    »Er hat mich mit dem Messer verletzt.« Bak deutete mit dem Kopf zum Fußboden, wo das Messer lag. Die Spitze war blutig. Es war eins dieser verdammten Butterfly-Messer, deren Klinge auf eine einzige Berührung hin heraussprang. Wie Carl diesen Mist hasste. Wenn es nach ihm ginge, müsste jeder, der damit erwischte wurde, richtig blechen, ruhig eine halbe Million.
    »Bist du wirklich okay?«, fragte er und Bak nickte.
    »Oberflächlicher Einstich am Unterarm, das geht. Das war ein Abwehrmanöver, du kannst also Selbstverteidigung ins Protokoll schreiben«, sagte er und knallte dem Litauer die Faust so passgenau auf die Nasenwurzel, dass Assad zusammenzuckte.
    »Verdammt!«, brüllte der Kerl mit rollendem Akzent, während Carl sich zwischen die beiden stellte. »Ihr habt's gesehen. Ich hab nix getan. Genau so ist er hier reingebrochen. Hat mich einfach geschlagen. Was soll ich da machen?« Der Litauer war kaum älter als fünfundzwanzig, steckte aber schon bis zum Hals in der Scheiße.
    In abgehackten Sätzen erklärte der Typ, dass er vollkommen unschuldig sei. Er wisse nichts von irgendeinem Überfall auf irgendwen in irgendeinem Bordell, und das habe er der Polizei schon tausendmal erzählt.
    »Los komm, Bak, wir gehen. Jetzt!«, sagte Carl, woraufhin Bak dem Mann noch einen Fausthieb versetzte, dass der rückwärts torkelte.
    »Nee, der kommt nicht ungeschoren davon! Meine Schwester dermaßen zu verstümmeln!« Bak drehte sich zu Carl um. Sein ganzes Gesicht zitterte. »Ist dir klar, dass sie ihr Augenlicht auf einem Auge verliert? Dass die eine Seite ihres Kopfes aus nichts als Narbengewebe bestehen wird? Nee, Carl, der Kerl muss weg.«
    »Wenn du nicht sofort aufhörst, ruf ich die Jungs vom City Revier. Dann bist du an der Reihe, Bak.« Carls Stimme klang eiskalt. Er meinte es ernst.
    Assad schüttelte den Kopf. »Moment mal.« Er ging um Carl herum, packte Bak und riss ihn mit einem Ruck von dem Litauer weg, dass

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