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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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nicht ein.
    »Haben Sie sich schon überlegt, inwieweit Sie das Unternehmen Ihres Mannes weiterführen wollen?«, fragte er, als habe das Thema bereits früher zur Debatte gestanden.
    Sie schüttelte den Kopf. Wie konnte er eine solche Frage stellen? Sie war Laborantin. War ihrem Mann in seinem Unternehmen in ebendieser Funktion begegnet, und das war's.
    »Werden Sie in der Lage sein, morgen an der Beisetzung teilzunehmen?«, fragte er dann.
    Nete merkte, wie sie plötzlich die Unterlippe nach innen hinter die Schneidezähne sog. Wie ihre Atmung stockte und die ganze Welt zum Stillstand kam. Wie das Licht an der Decke plötzlich viel zu grell war.
    »Die Beisetzung?« Mehr brachte sie nicht heraus.
    »Ja. Tina, die Schwester Ihres Mannes, hat gemeinsam mit unserer Kanzlei für alles gesorgt. Die Anweisungen Ihres Mannes waren außerordentlich klar, sodass die Beisetzung und alles, was dazugehört, bereits morgen um dreizehn Uhr in der Kirche von Stokkemarke stattfinden kann. Nach seinem Willen in aller Stille, nur die Allernächsten werden anwesend sein.«
    Mehr konnte und wollte sie nicht hören.

4
    November 2010
    D as neue Telefon in Assads Büro war eine Sache für sich. Es hatte eine Tonfolge wie ein böhmisches Glockenspiel und legte gleich volle Pulle los. War Assad nicht in der Nähe, um abzunehmen, konnte man sich den Spaß erst mal eine ganze Weile anhören, ehe es verklang. Zweimal schon hatte Carl seinen Kollegen gebeten, das Dingens zu entfernen, aber Assad meinte, das offizielle Telefon des Präsidiums schnarre so, und wenn er dieses hier schon habe, könne er es doch auch benutzen, oder?
    Deinen schlimmsten Feinden wirst du zwischen deinen Freunden begegnen, dachte Carl, als das Telefon wieder einmal bimmelte. Mühsam befreite er seine Beine aus der untersten Schreibtischschublade.
    »Sieh endlich zu, dass dieses Gedudel aufhört!«, rief er und musste feststellen, dass Assads Stimme in dessen Butze [⊗] murmelte.
    »Hast du mitgekriegt, was ich gesagt habe?«, fragte Carl, als kurz darauf sein Kollege in der Tür erschien.
    Keine Antwort. Hatte der Rotz die Gehörgänge verstopft?
    »Das war eben Bak«, vermeldete Assad. »Er sagt, er steht in der Eskildsgade vor dem Kellerladen, in dem dieser Litauer haust, der Baks Schwester attackiert hat.«
    »Wie bitte? Børge Bak! Verdammte Scheiße, du hast doch wohl sofort den Hörer aufgeknallt, oder?«
    »Nein, das hat er selbst gemacht. Aber vorher hat er noch gesagt, wenn wir nicht kommen, dann sähe es für dich, Carl, am übelsten aus.«
    »Für mich? Ja, Herrgott noch mal, warum hat er denn dann dich angerufen?«
    Assad zuckte die Achseln. »Ich war heute Nacht hier, als er herkam und die Akte bei Rose reinlegte. Seine Schwester ist überfallen worden, das weißt du doch, oder?«
    »Ja, klar.«
    »Er hat gesagt, er wüsste, wer's war, und ich sagte, das solle er sich bloß nicht gefallen lassen.«
    Carl sah in Assads dunkle fiebrige Augen. Was zum Teufel dachte sich der Mann? Hatte er Dromedarwolle in der Birne, oder was?
    »Herr im Himmel, Assad! Bak ist kein Polizist mehr! Das, wobei wir mitmachen sollen, heißt in Dänemark Selbstjustiz, und Selbstjustiz ist strafbar. Weißt du, was das bedeutet? Das bedeutet Gratisverpflegung im Hotel Knasthof, für ziemlich lange Zeit. Und wenn du endlich wieder draußen bist, hast du nichts mehr zu brechen und zu beißen, das kommt noch hinzu. Adios, Amigo.«
    »Das Hotel kenne ich nicht, Carl. Und an Essen mag ich gerade sowieso nicht denken. Wenn ich so erkaltet bin wie jetzt, krieg ich keinen Bissen runter.«
    Carl schüttelte den Kopf. »Erkältet, Assad. Das heißt erkältet.« Hatten die Viren jetzt auch seinen Wortschatz in Mitleidenschaft gezogen?
    Carl reckte sich nach seinem Telefon und gab die Nummer des Chefs der Mordkommission ein. Die Stimme, die antwortete, klang reichlich nasal und längst nicht so energisch wie sonst.
    »Ja, ja«, nuschelte Marcus Jacobsen, als Carl ihn über Baks Anruf informierte. »Bak stand schon heute Morgen um acht bei mir auf der Matte und verlangte seinen alten Job zurück. Moment mal ...«
    Carl zählte acht Nieser, bis der arme Kerl wieder reden konnte. Noch ein infiziertes Terrain, das es zu meiden galt.
    »Bak hat ja recht, das ist das Problem. Dieser Litauer, Linas Verslovas, ist in Vilnius wegen eines vergleichbaren Überfalls verurteilt worden. Und es besteht kein Zweifel, dass seine Einnahmen aus dem Rotlichtmilieu stammen. Wir können es nur leider nicht

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