Carla geht Ihren Weg
hören."
Ihm fiel das Gespräch vom Vormittag ein. Da hatte er sich schon maßlos aufgeregt. Christel hatte angerufen. Sie sei über Weihnachten in Berlin und wollte Tim eine Woche zu sich nehmen.
Robert war verärgert. Konnte sie ihm das nicht vorher mitteilen. Seine ganze Planung kam durcheinander. Er wollte doch mit Tim in den Urlaub fahren, was er ihr auch in einem unmissverständlichen Ton mitteilte.
"Ich komme morgen, denn ich habe das Recht ihn zu sehen," brüllte sie aufgebracht in den Hörer.
Wutentbrannt beendete Robert das Gespräch und knallte den Hörer hin.
Was bildete sie sich eigentlich ein. Ließ die ganze Zeit nichts von sich hören, und dann müssen alle nach ihrer Pfeife tanzen.
Als er sich schließlich nach einer ganzen Weile beruhigt hatte, ging er in das Kinderzimmer. Tim lag auf dem Teppich und spielte mit seinen Actionfiguren. Robert wusste nicht so recht, wie er es ihm beibringen sollte. Mit ihrer Fahrt in den bayerischen Wald wurde es ja nun nichts.
Als er es ihm dann doch schonend beigebracht hatte, gab es natürlich Tränen.
"Wir wollten doch morgen verreisen. Du hast es mir versprochen."
Robert war sichtlich mit der Situation überfordert.
"Ja, ich weiß aber was soll ich machen? Deine Mama hat dich doch schon so lange nicht mehr gesehen."
Er versuchte die leidige Angelegenheit herunterzuspielen.
"Aber du hast es versprochen.", wiederholte Tim weinerlich.
Robert tat Tim furchtbar leid.
"Wir holen die Reise ein anderes Mal nach. Versprochen!"
Tim sprang hoch, rannte in das Bad und knallte die Tür hinter sich zu.
Dabei rief er:" Ich will nicht zu Mama, da ist es nicht schön!"
Robert ließ ihn gewähren.
Das hätte man alles vermeiden können, wenn seine Frau sich eher gemeldet hätte. Aber so war sie eben. In diesem Moment hasste er sie. Robert wollte den Urlaub stornieren, was so kurz vorher nicht mehr möglich war.
Seine Eltern wollte er erst morgen telefonisch darüber unterrichten. Sonst regte sich Oma Hilde jetzt erst wieder darüber auf. Sie und Christel hatten sich von Anfang an nicht besonders gut verstanden.
Nach dem Abendessen, Kartoffelsalat mit Würstchen, verabschiedeten sich Robert und Tim von Oma und Opa. Bepackt gingen sie zum Auto.
Es war schon dunkel und ein paar Schneeflocken fielen vom Himmel. Aus den Fenster und Vorgärten leuchteten die Lichterketten und schön geschmückte Weihnachtsbäume. Es war ein wunderschöner Anblick.
Oma Hilde winkte zum Abschied und schaute ihnen nachdenklich hinterher.
Sie war froh, dass Tim bei Robert aufwuchs. Manchmal sind die Väter doch die besseren Mütter. Christel war ihr nie sonderlich sympathisch gewesen. Sie hatte oft so eine schnippische Art an sich. Doch Hilde hatte sich nie in ihre Ehe
eingemischt, obwohl ihr oft nicht gefiel, wie Christel mit ihrem Sohn umgegangen war. Um des lieben Friedens willen, hatte er sich oft zu viel gefallen gelassen. Hoffentlich hatte er mit seiner nächsten Frau mehr Glück. Auch wenn die Kinder erwachsen waren, machte man sich noch Sorgen. Das hörte wohl nie auf.
Seufzend ging sie wieder in die Wärme.
Am 1. Weihnachtsfeiertag kam Tim in aller Frühe barfüßig an das Bett von seinem Vater. Er schüttelte ihn ungeduldig.
"Papa, es schneit ganz viel."
Robert rieb sich die Augen und schaute zum Fenster hinaus. Tatsächlich, es hatte geschneit. Eine zarte Schneedecke bedeckte die Gehwege.
"Papa , ich will mit dir fahren.", drängelte Tim erneut.
Schließlich rief Robert noch einmal bei Christel an. Er erklärte ihr zum wiederholten Mal wie sehr sich Tim auf die Reise freute.
Sie stritten hin und her.
Sie bestand auf ihr Recht und drohte gleich wieder mit einem Anwalt.
Dann machte Robert ihr doch das Angebot, was er eigentlich vermeiden wollte. Aber für Tim nahm er auch das in Kauf.
"Komm uns doch im bayerischen Wald besuchen. Ich besorge dir eine Unterkunft und dann sehen wir weiter."
Wider Erwarten gab sie ihr Einverständnis. Robert atmete auf.
Er rannte in das Bad und teilte Tim, der gerade seine Zähne gründlich putzte, die gute Nachricht mit.
"Koffer packen, Tim. Bald fahren wir los."
"Hurra, hurra!". Tim tanzte voller Übermut durch die Zimmer.
Er war ganz begeistert. Am Mittag ging es tatsächlich los. Tim spielte auf dem Rücksitz mit seiner tragbaren Spielkonsole, die er zu Weihnachten bekommen hatte. Robert musste sich auf den Verkehr konzentrieren. Es waren viele Autos auf der Autobahn, die alle Richtung Süden, in die Winterferien fuhren.
Es
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