Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
Vom Netzwerk:
Weile her, seit —»
    «Außerdem brauche ich jemanden,
mit dem ich reden kann.»
    «Ich kann mich überall
unterhalten, Carlotta. Auch bei einer Verabredung.»
    Wir aßen eine Zeitlang unser
Eis. Der Punk mit dem Irokesenschnitt fiel fast vom Stuhl, so intensiv lauschte
er.
    «Also», sagte ich schließlich,
«irgendjemand hat auf der Wache nach mir gefragt?»
    Mooney sagte: «Richtig. Zurück
zum Geschäftlichen.»
    «Laß mich raten.» Ich
wiederholte Glorias Personenbeschreibung. «Der Typ war mittelgroß,
mittelkräftig, dunkel, irgendwie hübsch —»
    «Du kennst ihn?»
    «Noch nicht.»
    «Hast du irgendwelche
Schwierigkeiten?»
    «Nicht, daß ich wüßte.»
    «Er hat gesagt, er wäre vom
Sozialamt.»
    Ich atmete erleichtert auf.
Sozialamt. Wahrscheinlich etwas mit Paolina. Sie konnten Paolina und mich von
Kopf bis Fuß überprüfen und würden doch auf nichts anderes stoßen als
grenzenlose Zuneigung.
    «Nur sah er nicht nach
Sozialamt aus», sagte Mooney. «Zu geschniegelt. Zu gut gekleidet. Teure Schuhe.
Deshalb habe ich, als er weg war, zwei Groschen investiert; da arbeitet niemand
dieses Namens.»
    «Welches Namens?»
    «George Robinson. Er hatte eine
Visitenkarte.»
    «Achtzehn Dollar die Schachtel
zu dreihundert Stück, ja?»
    «Sie sah gut aus», sagte
Mooney.
    «Scheiße.»
    «Paß lieber auf, wer hinter dir
her ist.»
    «Ich hab schon einen steifen
Hals», sagte ich.
    «Kann ich sonst noch was für
dich tun?»
    «Sonst noch was?» wiederholte
ich.
    «Fällt dir was ein?»
    «Hör mal, wie wär’s, wenn wir
die fünfzig Scheinehen, die du mir schuldest, vergessen und du mir dafür einen
Gefallen tust?»
    «Ein 50-Dollar-Gefallen klingt
nach Schwierigkeiten, Carlotta.»
    «Ich möchte nur, daß du herausfindest,
ob etwas legal ist, in einer hypothetischen Situation.»
    «Hypothetisch», wiederholte er.
    «Ja.»
    «Und?»
    «Es geht darum, für eine Katze
aufzutreten.»
    «Auf allen vieren herumzulaufen
und zu miauen?»
    «Es ist wichtig, Mooney. Es
dreht sich um T. C.»
    «Macht jemand deinen Kater
nach?»
    «Mooney, wenn ich dir jetzt
davon erzähle, mußt du versprechen, mir die Sache nicht zu verpatzen. Ich
meine, ich erzähle es dir als einem Freund, nicht als Bullen.»
    «Das ist immerhin schon ein
Fortschritt.»
    «Ich will nur wissen, welche
Schwierigkeiten ich bekommen könnte, wenn ich beispielsweise dich oder jemand
anders als Thomas C. Carlyle ausgebe.»
    «Mich, ja?»
    «Zum Beispiel.»
    «Ich würde sagen, es kommt
darauf an», sagte er. «Worauf?»
    «Werde ich gestreichelt?»
     
     
     

6
     
    Am nächsten Morgen wachte ich
in einem Wirrwarr von Laken auf, mit einem sauren Nachgeschmack von Bier auf
der Zunge. Komisch, daß weder Eis noch Zahnpasta diesen typischen Biergeschmack
verdrängen. T. C., zusammengerollt auf einem Kissen neben mir, ist nicht allzu
empfindlich, deshalb kümmerte mich mein Mundgeruch nicht weiter. Entweder hatte
ich vergessen, meinen Wecker zu stellen, oder ich hatte ihn ausgestellt und
weitergeschlafen. Als ich mir gerade ein beruhigendes Ja-du-hattest-Schlaf-dringend-nötig
einreden wollte, stellte ich fest, daß es Dienstag morgen war. Das hieß, daß
ich noch zwanzig Minuten Zeit hatte bis zu meinem regelmäßigen
8-Uhr-früh-Volleyballspiel beim YWCA.
    Ich schlug die Laken zurück und
sprang aus dem Bett.
    Der Y ist der einzige Verein,
wo man hingehen kann, wenn man verschlafen hat. Niemand kümmert sich darum, ob
man Make-up aufgelegt hat oder nicht. Lippenstift wird beim Y vor 9 Uhr mit
Argwohn betrachtet.
    Ich sprinte für die Y-Birds,
und das sagt alles. Wir spielen Killer-Volleyball und nicht etwa so ein
Sandkastenspielchen, und das dreimal die Woche. Darum schillern meine Knie und
Ellbogen auch in allen Farben von dunkelrotblau bis gelb. Ich bin innigst
vertraut mit dem Holzboden der YMCA-Turnhalle am Central Square und würde um
nichts auf der Welt ein Spiel auslassen.
    Am Volleyball liegt es auch,
daß die Fingernägel an meiner rechten Hand kurz und gerade geschnitten sind.
Die Nägel an der linken Hand halte ich kurz, weil ich Blues-Gitarre spiele,
nicht so gut, wie früher einmal, aber doch verdammt gut, wenn man bedenkt, wie
wenig ich heutzutage übe. Akustische Gitarre. Die guten alten Sachen: Lightnin’
Hopkins, Son House, Reverend Gary Davis. Keine schmalzigen Liebeslieder, nur
echten Blues.
    Ich möchte noch darauf
hinweisen, daß ich zwar dreimal die Nase gebrochen habe, so daß sie jetzt einen
kleinen Knick zur Seite hat, aber nie beim

Weitere Kostenlose Bücher