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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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redest doch mit mir.»
    «Nicht am Telefon. Wenn ich
dich treffe.»
    «Liegt was Besonderes an?»
    Ihre Stimme klang bekümmert,
aber sie sagte lediglich: «Es geht um den Volleyball.»
    «Hat es bis Samstag Zeit?».
    «Sicher», sagte sie, aber nicht
sehr überzeugend.
    «Irgendwelche Prüfungen
morgen?»
    «Nur eine Klassenarbeit. In
Spanisch.»
    «Besser du als ich», sagte ich.
    « Es verdad », pflichtete
sie mir kichernd bei.
    « Adios, amiga .» Ich
legte den Hörer auf. Vor mir stand einer und wartete aufs Telefon. Ich hatte
ihn nicht einmal bemerkt.
    Früher war es einfacher, etwas
zu finden, wo ich mit Paolina hingehen konnte. Das Puppentheater in Brookline
war herrlich, aber inzwischen ist sie zu alt für derlei. Sie sind so frühreif,
es ist zum Auswachsen. Und eine der Regeln der Big Sisters lautet, nicht zuviel
Geld auszugeben. Die Kinder stammen aus armen Familien, und wir sollten nicht
wie Märchen-Patentanten auftreten. Nur wie Freunde.
    Auf dem Weg zu Margarets Haus
zurück beschloß ich, Paolina zu dieser Wildtierfarm in New Hampshire
mitzunehmen. Die Bäume oben im Norden mußten in voller Herbstfärbung sein, und
Tiere mag sie. Sie besaß bereits zwei knochige Katzen, und sofern bloß Marta in
den Handel einwilligte, würde sie sofort die rote Emma bekommen.
    Paolina nennt die rote Emma
Esmeralda, weil sie grün ist. Sie versucht, ihr ein paar spanische Sätze
beizubringen, und behauptet, der Vogel hätte eine bessere Aussprache als ich.
    Mit seinen drei Namen kann das
arme Tier wahrscheinlich überhaupt nichts lernen, denn es steckt mitten in
einer Identitätskrise.
    Ich fuhr um Margarets Block
herum, um festzustellen, ob dort noch Polizisten herumlungerten. Keine
Blauweißen vorn, keine anonymen Lieferwagen, keine verdächtigen Limousinen ohne
Kennzeichen mit betont lässigen, zeitunglesenden Kerlen auf den Vordersitzen.
Die Tür war nicht polizeilich versiegelt worden, aber an dem pudrigen Belag auf
dem Ananas-Türklopfer aus Messing konnte ich sehen, daß die Laborfritzen ein
und aus gegangen waren. Sie mußten eine feine Palette meiner Fingerabdrücke
bekommen haben.
    Da ich den Schlüssel der
Vordertür in der Tasche hatte, war ich im Nu drinnen. Ich hatte ihn bei der
Fahrt im Krankenwagen aus Margarets Handtasche stibitzt. Als Enkelin ehrenhalber
hielt ich es für meine Pflicht, ihr wenigstens ein Kleid und Schuhe ins
Hospital zu bringen.
    Und als Privatdetektivin konnte
ich endlich tun, was ich an dem bewußten Morgen schon vorhatte. Eugenes Zimmer
durchsuchen.
     
     
     

10
     
    Ich rede mir ein, über
Hausarbeit erhaben zu sein, aber ein Blick auf Margarets Wohnzimmer, und ich
war in arger Versuchung, in die Küche zu sprinten und Besen, Scheuerlappen,
Eimer, Meister Proper, Blitzblank, irgendwas zu holen. Die Erinnerung
daran, wie es erst in der Küche aussah — nämlich noch schlimmer — , hielt mich
zurück. Das und die Angst, auf einmal, was Gott verhüten möge, eine
hausfrauliche Ader zu entwickeln.
    Wenn das Polizeilaborteam sich
überhaupt die Mühe gemacht hatte, ins Wohnzimmer zu gehen, dann hatte es
jedenfalls weder Möbel zurechtgerückt noch irgendwelche Kissen wieder gestopft,
den Teppich nicht gesaugt und ebensowenig den Kaminsims abgestaubt. Vielleicht
hatten sie ein paar Porzellanscherben zusammengefegt, aber es lag immer noch
genug auf den zerkratzten Fußbodendielen herum. Vom Eingangsraum aus sahen die
Scherben wie exotische Blütenblätter aus.
    Paolina hat einmal für den
Kunstunterricht ein Aquarell von drei durchnäßten, zusammengeknüllten gelben
Kleenextüchern neben ein paar Orangenschalen gemalt. Ich habe das Bild in
meinem Schlafzimmer, gerahmt. Ich mag es. Ihr Lehrer nicht. Ihr Lehrer hat sie
gefragt, warum sie Abfall malt.
    Paolina erzählte mir, von
weitem hätte es nicht wie Abfall ausgesehen. Auf dem Bild wirken die Kleenextücher
und Orangenschalen, sachte im Rinnstein treibend, wie verzauberte Teichrosen.
    Genauso war es mit Margarets
zerbrochenen Tellern und Gefäßen. Aus der Ferne Blumen. Von nahem Abfall.
    Ich versuchte, zwei purpurrote
Glasstücke zusammenzusetzen, um sie gleich wieder angeekelt auf den Boden zu
werfen. Vielleicht konnte ich Roz bestechen, sauberzumachen. Niemand sollte aus
dem Hospital in ein Haus zurückkehren, das den Eindruck macht, als sei es von
einer Abbruchbirne getroffen worden. Und Margaret Devens, das beteuerte ich mir
selbst, würde heimkehren.
    Polizistenfüße hatten eine
Schmutzspur auf dem Treppenbelag

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