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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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ich.
    «Danke.»
    «Spiel noch eine Sekunde mit
der Katze», sagte ich entschuldigend, sobald wir im Wohnzimmer waren. «Ich bin
gleich wieder da.» Ich drehte den Wasserhahn in der Küche so weit wie möglich
auf, um das Geräusch beim Öffnen der Hintertür zu übertönen, griff mir die
beiden Müllbeutel und hievte sie ins Badezimmer.
    Das Geld roch etwas, denn ich
hatte eine Schicht von Margarets Küchenabfall über die Packen verteilt, für
alle Fälle, als Tarnung. Wahrscheinlich hat mich das auf die Idee gebracht.
    Ich hatte für T. C. ein neues
Katzenklo erstanden, eins von diesen Plastikdingern, weil ich dachte, Seine
Majestät würde es seiner alten abgenutzten Kiste vorziehen, aber von wegen.
Also nahm ich die Plastikwanne, füllte sie mit dem Geld, rüttelte, bis die
Bündel eine ebenmäßige Fläche bildeten, und packte T. C.s alte Kotkiste
darüber. Sie paßte perfekt. Niemand wäre darauf gekommen, daß der Kater sein
Geschäft auf einem Vermögen verrichtete.
    Ich spülte die Toilette und
ging hinein zu Lieutenant Mooney.
    Mooney zieht keine Uniform an,
weder im Dienst noch privat. Er trägt Oxford-Hemden mit Button-down-Kragen und
Tweed-Jacken. Pullunder, Jeans. Es sieht weich und bequem aus, wie das Bild,
das ein Harvard-Professor vielleicht gern abgeben würde, nur daß sich Mooneys
Hemden um die Art von Bizeps spannen, die man nicht bei der Korrektur von
Prüfungsarbeiten am Schreibtisch bekommt.
    Er hatte sich in den
Schaukelstuhl gesetzt, was sehr aufmerksam von ihm war, denn das Sofa ist nicht
für Männer seiner Größe geschaffen. Er musterte das Zimmer mit der gleichen
konzentrierten Aufmerksamkeit, die er Kriminalfällen zukommen ließ.
    «Ich mag es hier», sagte er,
«aber es ist anders, als ich erwartet hatte.»
    «Enttäuscht?»
    «Nein. Es ist nur nicht so, wie
ich dich sehe.»
    «Ist auch nicht meins, wenn du
es genau wissen willst. Ich habe mich nicht so eingerichtet. Das war meine
Tante.»
    «Aha», sagte er.
    Das einzige Zimmer im Haus, das
ich wirklich mein eigen nenne, ist mein Schlafzimmer. Ich habe es wegen der
drei großen Fenster ausgesucht — dadurch bekommt mein Zimmerpflanzenurwald eine
Menge Morgensonne ab. An diesem Raum habe ich von Grund auf alles renoviert.
Ich habe die Fußbodendielen abgeschliffen. Ich habe die Tapeten mit Dampf
abgelöst. Ich habe sechzehn Farbschichten — sechzehn! — von den Fensterrahmen
heruntergebeizt, bis das natürliche Holz zum Vorschein kam. Das Bett ist
riesig, überdurchschnittlich groß, denn ich war es leid, immer mit den Füßen
über den Matratzenrand zu baumeln. Ich mache mein Bett zweimal pro Jahr,
deshalb kaufe ich bei Filene’s schöne Bettwäsche im Sonderangebot, immer uni,
und nie Pastellfarben. Ich habe diese wunderbar warme Steppdecke, auch ein
Sonderangebot, mit anthrazitfarbenem Bezug. Ich wollte ein Messingkopfteil fürs
Bett haben, aber so was von teuer! Also habe ich mir eins aus weißem
Korbgeflecht zugelegt, das heißt, eigentlich zwei Kopfteile für Einzelbetten,
unsichtbar mit Draht zusammengeschnürt.
    Kleiderschrank und Nachttisch
sind andeutungsweise chinesisch, billig aufgegabelt in einem Antiquitätenladen
in Cape Cod. Zimmerpflanzen, Bücher, mein großer beleuchteter Globus, meine
Platten- und Tonbandsammlung und meine Gitarre sind der ganze Zimmerschmuck.
Ich hätte gern ein einziges wirklich gutes Ölgemälde, aber bisher hat Roz
nichts geliefert. Die Stereoanlage, die solchen High-Tech-Glanz verbreitet, daß
man tatsächlich geblendet ist, hat wahrscheinlich mehr gekostet als alles
andere in dem Zimmer zusammengenommen, den alten Schwarzweiß-Fernseher
miteingeschlossen, den ich nebst weniger geliebter Kleidung im Einbauschrank
habe.
    Wer weiß, vielleicht bekommt
Mooney eines Tages mein Schlafzimmer zu sehen. Ich frage mich, ob er dann wohl
findet, daß es mir entspricht.
    Er machte Pluspunkte, weil er
nicht so loslegte, wie es die meisten Polizisten zu tun pflegen, und Fragen
nach Margaret herausbellte. Er hatte lange genug mit mir zusammengearbeitet, um
zu wissen, daß ich dann keinen Ton sagen würde. Er ging auf Umwegen an seine
Sache heran, und das machte ihn für meine Begriffe gefährlich.
    Er sagte: «Was machst du denn
jetzt eigentlich mit dem Katzenzaster?»
    Eine Schrecksekunde lang sah
ich nur noch die Geldscheinbündel unter T. C.s Katzenstreu. Dann konnte ich
wieder klar denken. «Ach ja», sagte ich schnell und erholte mich von dem
Schock, «ich habe die Typen angerufen. Sie wollen nur,

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