Carlotta steigt ein
daß ich Thomas mitbringe,
und dann bekomme ich — beziehungsweise wir — das Geld.»
«Müßt ihr unbedingt beide hin?»
«Ja.»
«Das ist das einzige
Hindernis?»
«Ganz schön unüberwindlich,
oder?»
«Wenn du mir einen netten
Antrag machst, zum Beispiel auf einem Knie, und mir noch einen Strauß
Gänseblümchen kaufst, könnten wir heute abend schon heiraten», sagte Mooney.
«Die Heiratserlaubnis gibt’s
erst nach drei Tagen», erwiderte ich.
«Ich kenne einen
Friedensrichter, der Schmiergeld nimmt. Ich würde mich nicht einmal mit einem
Verlobungsring aufhalten.»
«Würdest du deinen Namen
ändern?» fragte ich voller Sarkasmus. «Den ganzen Namen?»
«Frauen können jeden Namen
ihrer Wahl annehmen, wenn sie heiraten. Warum nicht ich auch?»
«Wenn es nicht in
betrügerischer Absicht geschieht, Mooney.»
«Na hör mal, ich würde die Ehe
nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich rede nicht von einer schnellen
Nummer mit anschließender Scheidung.»
«Also ehrlich, Mooney, mach
keine Witze. Ich kenne mich aus.»
«Nicht alle Kerle verwandeln
sich in der Hochzeitsnacht in Mr. Hyde.»
Richtig. Selbst Cal wartete
eine Weile damit. Mooney hat Cal bei einer Gelegenheit kennengelernt. Ihn sogar
verhaftet. Himmel, war ich jung, als ich geheiratet habe. Ich wußte damals
überhaupt nicht, was das Wort «Suchtpersönlichkeit» bedeutet. Cal war vom
ersten Tag an eine wandelnde Zeitbombe. Er rauchte nicht bloß, er rauchte Kette
und steckte sich die nächste Zigarette am Stummel der vorigen an, trotz seines
bellenden Hustens. Er trank nicht bloß Bier, er gurgelte Sechserpackungen hinunter.
Er spielte nicht bloß Gitarre, er hielt nächtliche Marathons ab, schnappte sich
den Baß, wenn der Bassist ausfiel, sprang herum und schrie und sang, bis die
Nachbarn aufheulten. Er liebte nicht bloß, er...
Nun, vielleicht hätten wir’s
trotzdem geschafft, wenn er nicht Kokain entdeckt und gemerkt hätte, daß er
dieses weiße Pulver, das er durch die Nase schnupfte, mehr mochte, hochschätzte
und anbetete, als er mich liebte oder nötig hatte.
Ich weiß, daß ich nicht so
darüber denken sollte. Ich sollte es als Krankheit sehen. Aber versuchen Sie
einmal, Ihre Denkungsart zu kontrollieren. Noch dazu, wenn Sie von einer
jüdischen Mutter großgezogen worden sind, deren besondere Spezialität Schuldgefühle waren. Dann sagen Sie sich: Was habe ich bloß falsch gemacht? Was habe ich bei
ihm versäumt?
«Hey», sagte Mooney leise,
«komm zurück. Du brauchst also einen Ehemann namens Thomas, um zu kassieren.
Und was sonst noch?»
«Sonst nichts.»
«Bei diesen Wettbewerben sind
meist noch andere Bedingungen zu erfüllen. Zum Beispiel, daß ihr beide
mindestens fünfzig Riesen im Jahr verdienen müßt, daß du im Besitz einer
Kreditkarte von einem angesehenen Kreditinstitut bist und dergleichen mehr.
Hast du das Kleingedruckte gelesen?»
«Es gibt keins. Warte mal, ich
zeige es dir.» Ich ging in die Küche und riß den Gewinnerbrief von der
Kühlschranktür ab, brachte ihn hinein und hielt ihn hin. Er las ihn aufmerksam,
ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken, genauso, wie er Polizeiberichte
durchging.
«Scheint in Ordnung zu sein»,
sagte er.
«Ja», sagte ich ebenso lahm.
«Wahrscheinlich sollte ich es der Verbraucherberatung zeigen. Oder dem
Justizminister. Da muß doch ein Haken sein, oder?»
«Überlaß die Sache mir», sagte
er und faltete den Brief zusammen. «Hast du was dagegen, wenn ich mir das für
ein, zwei Tage ausleihe?»
«Ich weiß nicht recht», sagte
ich.
«Nun hör aber auf, Carlotta.
Was hast du denn schon zu verlieren?»
«Zwanzigtausend», sagte ich und
ging damit auf sein Lächeln ein.
«Na und?»
«Mooney», sagte ich, während
ich meine Schuhe fortschleuderte und in das ächzende Sofa sank, «danke dir für
alles. Aber versau mir das nicht. Gut, wenn sie pleite sind, dann geh hin und
nimm sie fest. Aber wenn sie Geld haben, legal oder nicht, dann darfst du sie
auf keinen Fall verknacken, bis ich eine Möglichkeit aufgetan habe, T. C.s
zwanzig Riesen einzusammeln.»
«Ich bin vorsichtig», sagte er.
«Vertrau mir nur.»
«Ha», entgegnete ich, «traue
einer einem Polizisten.»
Jetzt endlich fing er von
Margaret Devens an, und ich wich gute fünfzehn Minuten seinen Fragen aus.
Ich muß furchtbar müde gewesen
sein, denn ich war tatsächlich fast so weit, ihm alles in den Schoß zu werfen.
Meine angeborene Vorsicht behielt die Oberhand. Ich gab zu, daß Margaret
Weitere Kostenlose Bücher