Carlottas Kerker
das geht nicht.«
»Bitte?«
»Ähm... wir... können die Sendung nicht aus dem Programm nehmen. Unmöglich. Da haben wir die meisten Zuschauer. Was meinen Sie, was mir die Leute sagen, die Geld in diesen Sender hineingesteckt haben und auch etwas zu melden haben?«
»Das ist mir egal, Mr. Paine.«
»Und welche Gründe gibt es?«, fragte er nach einer Weile.
»Sie werden Ihnen noch schriftlich zugestellt werden, damit Sie etwas in der Hand haben.«
»Das kann ich alles nicht nachvollziehen«, flüsterte er. »Nein, das ist zu hoch für mich.«
»Ab morgen werden Sie Ihr Programmschema ändern müssen. Ich versichere Ihnen, dass ich keine Witze mache. Es ist wirklich so. Wir können das nicht mehr durchgehen lassen.«
Plötzlich war Eric Paine nicht mehr so tough, wie er sich die ganze Zeit über gegeben hatte. Er bewegte sich jetzt fahrig, als er sich bückte und unter seinen Schreibtisch griff. Dort war eine Flasche Whisky versteckt gewesen. Jetzt nicht mehr, denn nun setzte er sie an und trank einen langen Schluck.
»Das ist wie Medizin«, flüsterte er, als er die Flasche wieder abgesetzt hatte. »Das habe ich jetzt gebraucht.«
»Das ist Ihre Sache, Mr. Paine. Nur sollten Sie daran denken, dass es kein Spaß ist, was ich Ihnen da gesagt habe.«
Der Chefredakteur holte tief Luft. Dann schlug er mit beiden Händen trommelnd auf den Schreibtisch. »Verdammt noch mal, ich komme in Teufels Küche, wenn ich das mache!«
»Das sind andere Menschen auch gekommen, Mr. Paine. Ich kann Ihnen nichts anderes sagen, als dass es dabei bleibt. Sie müssen sich damit ab finden, ob Sie nun wollen oder nicht.«
Er trank wieder einen Schluck aus der Flasche. »Scheiße!«, flüsterte er dann. »Das ist alles eine große Scheiße...«
»Ich kann es nicht ändern.«
»Und wann bekomme ich alles schriftlich, damit ich etwas in den Händen habe?«
»In den nächsten Tagen«, erklärte Purdy. »Aber in der folgenden Nacht hat das Programm ein etwas anderes Gesicht.«
Paine schwieg. Auch für Purdy Prentiss gab es nichts mehr zu sagen. Der Mann wusste Bescheid. Er würde seine Konsequenzen ziehen müssen und in...
Sie stutzte. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, denn sie hatte hinter dem Fenster eine Bewegung gesehen. In der Dunkelheit war nicht genau zu erkennen, was dort ablief, aber aus dieser Bewegung wurde ein Schatten, und der besaß Umrisse, deren Größe die Staatsanwältin erschreckte. Sie hatte den Eindruck, gegen einen riesigen Vogel zu schauen, der sich dem Fenster näherte.
Eric Paine war die Veränderung im Gesichtsausdruck der Staatsanwältin aufgefallen.
»He, was haben Sie?«
»Ich weiß nicht genau. Da ist etwas...«
»Wo?«
»Hinter Ihnen.«
»Klar, da ist das Fenster.«
»Ja, schon, das Fenster. Aber jenseits der Scheibe...« Bisher war ihre Stimme noch recht normal gewesen, aber das änderte sich, als sie schrie: »Weg! Sie müssen weg!«
Paine begriff nicht so schnell. Aber er drehte seinen beweglichen Stuhl doch herum.
Er hatte ihn nicht mal um 180 Grad gewendet, als es passierte. Da war der Schatten plötzlich dicht an der Scheibe, und er war so groß, dass er den gesamten Fensterausschnitt verdeckte.
Etwas rammte gegen die Scheibe!
Noch im gleichen Moment zersplitterte das Glas, und Eric Paine erlebte die Hölle...
***
Die Scheibe war von einer mächtigen Klaue oder Pranke durchstoßen worden. Sie war so groß, dass sie mit einem Griff den Hals des Mannes umklammerte, der sich vor Schreck nicht bewegen konnte und wie angegossen auf dem Stuhl hockte.
Lange blieb er nicht so, denn das Wesen mit seiner mörderischen Klaue riss ihn in die Höhe wie jemanden, der kein Gewicht besaß. Seine Beine schnellten dabei hoch und prallten noch gegen die Schreibtischkante, bevor ihn die Klaue in Richtung Fenster zerrte, um mit ihm zu verschwinden.
Alles hatte nur Sekunden gedauert. Erst nach dieser Zeit kam Purdy Prentiss dazu, einzugreifen. Sie sprang von ihrem Stuhl hoch, aber sie musste erst um den Schreibtisch herum, um in die Nähe des Mannes zu gelangen.
Dass die Tür hinter ihr aufgerissen wurde, bekam sie nicht mit. Aber sie hörte die Schreie der Sekretärin, die so spitz und grell klangen, dass ihre Trommelfelle davon vibrierten.
Die Scheibe war zerstört. Es gab genügend Platz für die Bestie, die den strampelnden Mann durch die Öffnung zerrte.
Purdy sprang noch mit einem gewaltigen Satz auf ihn zu, um ihn zu packen.
Sie erwischte die Schuhe, aber sie rutschte mit den Händen ab,
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