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Carlottas Kerker

Carlottas Kerker

Titel: Carlottas Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Purdy.«
    »Komm mit! Ich habe dafür gesorgt, dass der Tote noch nicht abtransportiert wurde.«
    »Sieht er schlimm aus?«
    »Er ist kein Anblick für schwache Nerven.«
    Den wollte sie nicht jedem gönnen, deshalb war der Tote auch abgedeckt worden. Ein zuständiger Arzt war ebenfalls bei der Mannschaft. Ein noch junger Mann, der in der Nähe stand und mir die Hand reichte. Dann hob er die Plane an.
    »Ganz weg, bitte!«, bat ich ihn.
    »Wie Sie möchten.«
    Der Anblick riss mich nicht von den Beinen, denn ich bin leider einiges gewohnt. Schlucken aber musste ich schon, und ich merkte auch, dass mir die Hitze in den Kopf stieg. Ein Scheinwerfer war so gedreht, dass sein Strahl die Leiche erfasste.
    Dass es ein Mensch war, sah ich sofort. Aber ich sah auch, was man mit ihm gemacht hatte. Dieses Flugmonster musste seinen Hass an ihm ausgelassen haben, denn er war buchstäblich zerrissen worden. Ich sah auch die tiefen Wunden, die dunkel und feucht glänzten, und suchte nach dem Gesicht.
    Das gab es nicht mehr. Die Krallen hatten die Haut regelrecht vom Schädel gerissen.
    Ich wandte mich schnell ab und nickte dem Arzt zu, der den Toten wieder zudeckte.
    Purdy Prentiss stand in der Nähe. Auch sie hatte noch mal hingeschaut und atmete schnaufend durch die Nase.
    »Ich glaube nicht, dass es ein Mensch getan hat«, sagte ich mit leiser Stimme.
    »Eben. Es ist dieses Flugmonster gewesen.«
    »Können wir ungestört sprechen?«
    Sie deutete auf den nahen Bau. »Dort gibt es so etwas wie eine Kantine. Sie hat zwar geschlossen, aber Kaffee können wir uns aus dem Automaten ziehen, wenn du willst.«
    »Gut. Und wie steht es mit den Kollegen hier?«
    »Denen habe ich gesagt, dass ich die Ermittlung leite.«
    » All right .«
    Schweigend gingen wir nebeneinander her und betraten das Gebäude des Senders. Ob der Betrieb noch lief, wussten wir nicht. Es interessierte mich im Moment auch nicht. Wir fanden den Raum in der unteren Etage. Die Kantine war hell erleuchtet und auch nicht leer. Einige Mitarbeiter saßen dort mit bleichen Gesichtern zusammen, und als sie uns sahen, war es mir, als würden sie die Köpfe einziehen.
    Aus dem Automaten holte Purdy zwei Becher Kaffee. In einer Ecke setzten wir uns zusammen, tranken die ersten Schlucke, und ich musste feststellen, dass die braune Brühe gar nicht so schlecht schmeckte. Auch hier verbesserte sich die Qualität.
    Wir schauten uns an, ohne etwas zu sagen. Purdy Prentiss wusste, dass sie es war, die reden musste. So hörte ich ihr in den folgenden Minuten zu, was genau sie erlebt hatte.
    »Alles ist einfach zu schnell gegangen, John. Diese verdammte Attacke war genau getimt.«
    »Das sehe ich auch so. Aber wir müssen nach dem Grund fragen. Kennst du einen?«
    Sie lächelte schief. »Nein. Ich weiß zu wenig über Paine.«
    »Jedenfalls steckt er mit drin. Ich denke, dass er für die andere Seite kein Unbekannter war.«
    »Du meinst, für diese Carlotta, John?«
    »Genau. Möglicherweise hat Paine dafür gesorgt, dass sie die Opfer bekommt. Er hat ihr die Menschen durch deren Gewinn regelrecht zugeführt.« Ich legte meinen Finger um den Becher. »Wenn wir den Hebel ansetzen, dann nicht mehr hier in London, sondern in West Mersea. Suko und ich werden uns dort mal umschauen.«
    Purdy runzelte die Stirn und sagte: »Du hast etwas vergessen, John.«
    »Was?«
    »Dass ich mit von der Partie bin. Ich werde euch nicht allein fahren lassen und...«
    »Klar, Purdy, damit habe ich schon gerechnet.«
    »Und du bist einverstanden?«
    »Sicher.«
    »Okay. Danke, John.«
    Ich hörte gar nicht hin, sondern murmelte: »Ich frage mich, warum sich dieses Monster Eric Paine geholt hat.«
    »Weil er zu viel wusste«, war Purdy überzeugt. »Er hätte Details verraten können. Einen anderen Grund sehe ich nicht.«
    »Könnte stimmen.«
    »Reicht dir aber nicht.«
    Ich nickte. »So ist es.«
    »Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Aber ich werde noch mal recherchieren, bevor wir losfahren.«
    »Du nicht, Purdy, sondern ich.«
    »Und wann?«
    »Jetzt.« Ich leerte meinen Becher und stand auf.
    »He, wo willst du hin?«
    »Hier gibt es zu viele Ohren, wenn ich telefoniere.«
    Beide Becher verschwanden in einem Abfallkorb. Niemand hielt uns auf, als wir den kleinen Kantinenraum verließen. Draußen sprach die Staatsanwältin noch mit den Leuten von der Spurensicherung, während ich mich in den Rover setzte und beim Yard anrief. Der Nachtdienst würde sich wieder freuen, wenn sie dort meine Stimme

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