Carlottas Kerker
Schatten deutlicher zu sehen, weil er tiefer flog. Sie erkannte auch die gesamten Ausmaße dieser Kreatur und wurde unwillkürlich an ihr Leben in Atlantis erinnert, denn dort hatte es ähnliche schreckliche Wesen gegeben.
Etwas veränderte sich. Es war etwas Dunkles, es war ein Gegenstand oder ein Körper.
Er flog nach unten!
Die nächsten Sekunden erlebte die Staatsanwältin wie im Zeitlupentempo, obwohl alles blitzschnell über die Bühne lief. Es gab nichts, was den Gegenstand aufgefangen hätte, und so schlug er auf.
Nicht weit von Purdy Prentiss entfernt. Sie zuckte zusammen, als sie den Aufprall hörte.
Noch lief sie nicht hin, um nachzuschauen. Sie blieb stehen und sah, wie sich das Monster mit seiner Reiterin entfernte, denn es hatte seine blutige Pflicht getan.
Es war plötzlich so still geworden, dass Purdy schauderte. Sie ignorierte die Gänsehaut und ging dorthin, wo die Gestalt aufgeschlagen war.
Es war Eric Paine. Aber er sah nicht mehr so aus wie der Eric Paine, den sie kannte. Sein Körper war zu einer einzigen verdrehten, blutigen Masse mit zersplitterten Knochen geworden.
Sie schaute nicht länger als zwei, drei Sekunden hin. Dann drehte sich Purdy weg und griff zum Handy, wobei ihre Hand zitterte, als würde sie in eiskaltem Wasser stecken...
Ich fuhr durch die Nacht. In meinem Kopf schwebte noch immer die Stimme der Staatsanwältin, die mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Purdy Prentiss hatte nicht unbedingt cool geklungen. Es war schon zu merken gewesen, welch starke Emotionen sie erfasst hatten, und ich wollte mir selbst ein Bild von den Geschehnissen machen. Deshalb hatte ich zugestimmt. Suko hatte ich schlafen lassen. Er würde zwar sauer darüber sein, aber ich war der Meinung, dass einer von uns ausreichte.
Purdy Prentiss hatte mir natürlich einen kurzen Bericht gegeben, und sie hatte von einem Monster gesprochen, das durch die Luft geflogen war. Sie hatte auch eine Gestalt erwähnt, die auf dem Rücken des Monsters gehockt hatte, aber sie hatte nicht mit hundertprozentiger Sicherheit angeben können, wer diese Gestalt war. Bei Tageslicht wäre das anders gewesen, doch in der Dunkelheit hatte sie nichts Konkretes erkennen können.
Jedenfalls stand fest, wer der Tote war. Ein gewisser Eric Paine, Chefredakteur des Senders, in dem diese Gewinnspiele durchgezogen wurden. In Purdy’s Beisein war er aus seinem Büro geholt worden, und das auf eine Art und Weise, die wirklich erschreckend war.
Das Fenster war von außen zerstört worden. Dann war die Klaue erschienen und hatte sich den Mann geholt. Dagegen hatte auch die Staatsanwältin nichts unternehmen können.
Ich fragte mich, woher das Monster kam. Purdy hatte mir nur eine recht vage Beschreibung geben können. Ein monströses Untier, das trotzdem flog und so stark war, dass auf seinem Rücken ein Mensch Platz finden konnte.
Purdy hatte dabei auch an Atlantis gedacht. Auf diesem längst versunkenen Kontinent, auf dem sie in ihrem ersten Leben existiert hatte, hatte es die schrecklichsten Kreaturen gegeben, nicht nur die Drachenvögel des Schwarzen Tods mit ihren fliegenden Skeletten als Feinde. In den tiefen Schluchten und versteckt liegenden Höhlen hatte sich so einiges angesammelt, vor dem Menschen nur flüchten konnten, wollten sie nicht zur Beute werden.
Ich hätte mir mein Ziel lieber näher gewünscht, denn ich war trotz der Nachtstunde recht lange unterwegs, um den Sender zu erreichen, obwohl die Straßen frei waren.
Den letzten Teil des Weges wiesen mir auch die Drehlichter auf den Dächern der Streifenwagen. Auf das Gelände konnte ich noch fahren, dann stoppte mich eine Barriere aus Flatterband.
Ich hielt meinen Ausweis nach draußen und durfte passieren. Auch um diese Zeit gab es genügend Neugierige, die ihre Arbeitsplätze verlassen hatten und den Ort des Geschehens umstanden. Es war ein irgendwie gespenstisches Bild. Das künstliche Licht, die Dunkelheit dazwischen und darüber... kein Krimi-Regisseur hätte sich eine solche Szenerie besser ausdenken können.
Ich stoppte, als ich Purdy Prentiss sah. Sie erschien im Lichtschein meiner Scheinwerfer und winkte mir zu, denn sie hatte den Rover längst erkannt. Ich stieg aus und sah sie etwas zu einem Uniformierten sagen, bevor sie mir entgegenkam.
» Sorry , dass ich dich aus dem Bett geholt habe, John, aber ich wusste mir keinen besseren Rat. Und ich dachte auch, dass du dir mal an Ort und Stelle anschaust, was hier abgelaufen ist.«
»Schon okay,
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