Carlottas Kerker
Fälle. Sagt Ihnen der Name Carlotta etwas?«
»Ahhh...« Sein Mund blieb erst mal für eine Weile offen. »Darum geht es also.«
»Sehr richtig.«
»Und was wollen Sie wissen?« Er beugte sich leicht nach vorn.
»Ich möchte erfahren, wie dieser Gewinn im Detail aussieht.«
»Er ist zumindest der Hauptgewinn.«
»Damit kann ich schlecht etwas anfangen.«
Paine faltete die Hände, als wollte er beten, was sich Purdy bei ihm kaum vorstellen konnte. Ihr fiel erst jetzt auf, dass in seinem rechten Ohrläppchen ein goldener Ring blinkte. »Wir sind ein junger Sender. Wir haben es im letzten Jahr geschafft, unseren Marktanteil zu erhöhen und...«
»Pardon, aber ich bin kein Controller, Mr. Paine.«
»Ja, ja, schon gut. Ich bin beim Thema. Es geht doch nur um Zuschauer und Marktanteile. Wenn Sie die Leute noch in der Nacht vor den Schirm locken wollen, dann müssen Sie etwas bieten. Das klappt entweder mit Sex oder durch irgendwelche Gewinnspiele. Und wir haben uns eben darauf konzentriert.«
»Dann ist eine Nacht mit Carlotta der Hauptgewinn?«
»Bingo.« Paine schnickte mit den Fingern. »So ist es. Einmal bei Carlotta sein, das lockt.«
»Wird jede Nacht ein Gewinn verlost?«
»Nein, das ist nur selten. Wir manipulieren das, aber die Leute sind scharf darauf, bei Carlotta zu landen. Deshalb machen sie auch mit. Und sie können wirklich bei ihr eine Nacht verbringen.«
»Zusammen mit ihr im Bett – oder?«
Eric Paine grinste breit. »Bei unserem Spiel geht es einzig und allein um ein Essen mit ihr. Ob Carlotta auch den Rest der Nacht mit dem Gewinner zusammenbleibt, das muss sie selbst entscheiden. Wir haben bisher drei davon gehabt...«
»Haben die Ihnen erzählt, was geschehen ist?«
»Leider nicht. Ich habe sie seit dieser Nacht mit Carlotta nicht gesprochen. Aber beschwert hat sich auch niemand.«
»Gut, dann würde mich interessieren, wer Carlotta ist und wie Sie an sie herangekommen sind.«
»Durch Zufall.«
»Aha.«
»Ja, ja, auch wenn Sie mir nicht glauben. Es war in einer Disco. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich sie sah. Ein geiles Outfit.« Er lächelte fast gierig. »Sie hatte etwas an, aber sie wirkte trotzdem nackt. Wir tanzten, verzogen uns dann, und am anderen Morgen kamen wir auf meinen Job zu sprechen. Außerdem erfuhr ich, dass sie nicht in London lebt, sondern in der Nähe von West Mersea. Da hat sie ein Haus. Sie war auch an meinem Job interessiert und kannte auch unseren Sender. Sie selbst rückte mit dem Vorschlag heraus, mal einen tollen Hauptgewinn einzuschleusen. Da stellte sie sich selbst zur Verfügung.«
»Sie haben zugestimmt.«
»Klar, sofort, was denken Sie denn? Das ist doch der Klopfer überhaupt.«
»Stehen Sie denn mit ihr in Kontakt?«
»Muss ich ja. Ich habe Carlotta Crane hin und wieder angerufen. Aber nur am Abend.«
»Warum nicht tagsüber?«
»Sie wollte es nicht. Keine Ahnung.«
»Waren Sie schon mal bei ihr zu Hause?«
»Einmal.«
»Und? Beeindruckt?«
Paine verzog die Lippen und nickte mit schief gelegtem Kopf. »Das kann man wohl sagen. Tolles Haus. Mit Meerblick. Etwas außerhalb, aber nicht zu einsam. Ist aber nichts für mich.«
»Warum nicht?«
»Nein, ich brauche Action, Leben. Ich muss die Spannung hier haben. Das Studio ist meine Welt. Ab und zu schlafe ich hier sogar. Solange die Quoten stimmen, ist alles okay.«
» So sehen Sie die Dinge.«
»Die muss ich so sehen.«
»Haben Sie sich nie darüber Gedanken gemacht, dass Sie die Gewinner nicht eben ins Glück geschickt haben?«
»Was? Was sagen Sie da? Ha, Sie müssten Carlotta Crane kennen. Das ist ein echter Schuss. Die ist stark, die... ha... ha... ich sage Ihnen, da wäre jeder normale Mann froh.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Aber Sie sind ja eine Frau. Sie verstehen so etwas nicht.«
»Nun ja, da mögen Sie Recht haben. Aber es gibt auch andere Dinge im Leben als nur die Äußerlichkeiten.«
»In diesem Fall nicht.«
»Gut, jetzt möchte ich auf den eigentlichen Grund meines Besuchs kommen.«
»He, da bin ich aber gespannt.« Eric Paine rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her.
»Das können Sie auch. Nur weiß ich nicht, ob es Ihnen so gefallen wird. Ich möchte, dass Sie diesen Teil Ihrer Sendung aus dem Programm nehmen. So einfach ist das.«
Eric Paine sagte nichts. Er konnte nichts sagen, weil es ihm unmöglich war, mit offenem Mund zu reden. So erstaunt war er. Er deutete nur ein Kopfschütteln an.
»Was sagen Sie, Mr. Paine?«
»Das...
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