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Carlottas Kerker

Carlottas Kerker

Titel: Carlottas Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lucas Crane lachte wieder, und Purdy drehte hastig den Kopf von ihm weg.
    Carlotta Crane übernahm wieder das Kommando. Sie öffnete die Tür. »Aussteigen!«
    Purdy hatte Mühe mit ihren gefesselten Händen, aber sie schaffte es und drehte sich vom Wagen weg.
    Nebel schlich und wogte um sie herum. Er war wie ein düsteres Grau aus alten Tuchflicken, die an keiner Stelle aufgerissen waren. Aber der Dunst war nicht so dicht, als dass sie nicht das Haus in ihrer Nähe gesehen hätte. Es baute sich wie ein Monster vor ihr auf.
    Carlotta Crane umfasste ihren linken Ellbogen. »Komm mit.«
    Sie gingen die wenigen Schritte auf die Tür zu. Wie es in der Nähe aussah, das interessierte Purdy nicht. Sie hatte nur Augen für die dunkle Tür, die sich nach dem Aufschließen vor ihr öffnete und den Blick in eine graue Dunkelheit freigab.
    »Geh schon hinein!«
    Purdy stolperte vor. Sie konnte nichts sehen, aber das änderte sich, als Carlotta das Licht einschaltete. Viel wohler wurde ihr nicht. Sie wusste schon beim ersten Blick, dass sie sich hier niemals zu Hause fühlen konnte. Alles war recht groß, ungemütlich, kalt, und auch die Möbel passten sich dieser Stimmung an.
    Man saß auf einem dunkelbraunen Leder, konnte sein Getränk auf einem schwarzen Steintisch abstellen und lief über einen Boden, der mit ebenfalls braunen Fliesen bedeckt war.
    Das war nichts für sie, das musste es auch nicht sein.
    Sie durfte sich in einen der Sessel setzen. Lucas Crane wollte zu ihr kommen, doch Carlotta stellte sich vor Purdy und breitete die Arme aus.
    »Ab in den Kerker!«
    Lucas glotzte sie an.
    »Ja, mach schon!«
    »Aber sie...«
    »... gehört dir. Aber nicht in dieser Gestalt, wenn du verstehst. Ich bringe sie dir früh genug.«
    Lucas nickte. Er zeigte sich sehr devot. Er drehte noch einmal seinen Kopf, um das Opfer anzuschauen.
    Purdy Prentiss schauderte zusammen, als sie seinen Blick sah. Die Augen hatten sich verändert. Sie waren jetzt fast gelb geworden, als wäre etwas... Anderes in ihm hochgestiegen.
    Es war düster in diesem hohen, großen Raum, denn das nicht besonders starke Licht stammte von alten Wandleuchten, die einen Schein verbreiteten, der wie schmutziger Honig wirkte. An verschiedenen Stellen hinterließ er einen matten Glanz auf den Bodenfliesen, doch die Tür durch die Lucas Crane verschwand, erreichte er nicht.
    Mit einem hörbaren Laut fiel sie hinter ihm zu. Jetzt waren die beiden Frauen allein.
    Die Staatsanwältin hatte sich wieder gefangen und fragte mit leiser Stimme: »Wollen Sie mir nicht die Fesseln abnehmen?«
    »Später.«
    »Was heißt das?«
    »Wenn ich Sie zu meinem Mann schicke.«
    »Und was passiert in der Zwischenzeit?«
    »Werden wir uns unterhalten.«
    »Wie nett«, spottete Purdy. »Werden Sie mir denn diesmal die Wahrheit erzählen, oder geht das Katz-und-Maus-Spiel weiter?«
    »Ach ja, Sie sind Staatsanwältin, und als solche müssen Sie daran interessiert sein, dass die Fälle stets aufgeklärt werden. Den Gefallen werde ich Ihnen jetzt tun.«
    »Danke.«
    Carlotta Crane lachte leise. »Was glauben Sie denn, was hier abläuft?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Purdy mit schwacher Stimme, denn in ihrem Hals kratzte es noch immer. »Aber es wird wohl nicht viel mit Psychologie zu tun haben.«
    »Oh, da irren Sie sich. Es ist die Psychologie der Begierde. Sie glauben gar nicht, wie begierig die Männer nach mir sind. Was sie alles tun, um mit mir zusammen sein zu können.«
    »Gewinnspiele, zum Beispiel.«
    »Das haben Sie gut erfasst. Ja, die Gewinner sind zu mir gekommen. Sie durften bei mir bleiben, und sie erlebten dann eine Nacht mit mir, aber sie ahnten nicht, dass es eine Schocktherapie werden würde. Das wurde ihnen zuvor nicht gesagt.«
    »Und wer hat sie geschockt? Sie?«
    »Nein, mein Mann. Oder mein Freund. Wir sind nicht verheiratet, auch wenn es die Menschen in West Mersea glauben. Wir leben in einer besonderen Partnerschaft zusammen. Ich schicke die Gewinner zu Lucas, nachdem sie mich haben ansehen dürfen. Und bei ihm, in meinem, in Carlotta’s Keller, erleben sie dann die Schocktherapie. Sie werden auf ihr neues Leben vorbereitet, denn sie sollen später zu uns gehören.«
    »Oh ja, das habe ich bemerkt. Alle drei haben sich selbst umgebracht. Es war wirklich die perfekte Schocktherapie. Gratuliere.« Purdy hob ihre gefesselten Hände an. »Ich habe sie auch bei Eric Paine erlebt.«
    Die Crane zog ein bedauerliches Gesicht. »Ja, das musste leider sein. Ich wusste

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