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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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gar nicht war, wartete Guthrie, bis Caroline ihre Tür
aufgeschlossen hatte. Es war ein langer, har ter Tag gewesen, und das Bett
neben dem Fenster wirkte unendlich einladend.
    Für einen
Moment schien es so, als wollte Guthrie noch etwas sagen. Aber dann drehte er
sich um und entfernte sich verärgert. Doch Tob hatte sich derweil in Carolines
Zimmer geschlichen und kroch leise winselnd, den Bauch dicht auf dem Boden, zu
ihrem Bett hinüber.
    »Ich kann
es verstehen«, sagte Caroline beruhigend zu dem Tier, als sie die Tür
verschloß. »Ich würde auch nicht bei ihm schlafen wollen.«
    Sie hatte
sich gerade ausgezogen, saß in ihrem Nachthemd auf dem Bett und bürstete ihr
Haar, als es leise klopfte. Da Caroline viel gehört hatte über das, was alleinreisenden
Frauen alles zustoßen konnte, war sie froh, daß Tob bei ihr war. »Wer ist da?«
rief sie mit unsicherer Stimme.
    »Ich will
meinen Hund zurück«, verlangte Guthrie.
    Caroline
öffnete einen Spalt die Tür. »Er scheint lieber bei mir zu sein«, erwiderte sie
höflich.
    Ein Muskel
zuckte an Guthries Kinn, dann entspannte es sich wieder. Er pfiff leise durch
die Zähne, und der Hund sprang auf und lief zu seinem Herrn.
    Enttäuscht
schloß Caroline die Tür hinter ihm und drehte den Schlüssel um.
    Sie
verbrachte eine ungestörte Nacht und erwachte am nächsten Morgen noch vor
Sonnenaufgang. Da sie wußte, daß sie heute reisen mußte, zog sie ihren
verstaubten Hosenrock an und die Weste, die dazugehörte. Sie hatte gerade ihr
Haar aufgesteckt, als es an ihrer Zimmertür klopfte.
    In der
Annahme, es sei Guthrie, öffnete sie sofort. Aber dann stand sie Marshal Teemo
und einem ihr unbekannten Mann gegenüber. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals,
und das Blut schoß ihr in die Wangen, als sie die Möglichkeit bedachte, Guthrie
könnte ihre wahre Identität und ihre Absichten verraten haben. Dann war es sehr
wahrscheinlich, daß sie jetzt verhaftet wurde.
    »Morgen,
Miss Flynn«, grüßte der Marshal freundlich. Caroline erinnerte sich jetzt, daß
Guthrie sie als Seatons Schwester
vorgestellt hatte. »Guten Morgen«, erwiderte sie leise.
    »Das ist
Mr. Rafe Binchley, Madam«, fuhr der Marshal fort. »Er ist der Mann, der Zeuge
des Raubüberfalls und des Mordes war.«
    Caroline
musterte den Mann, der teilweise für Seatons Verurteilung verantwortlich war –
er war groß, schlank und unscheinbar, aber der Blick in seinen blaßblauen Augen
war unangenehm direkt. »Guten Morgen, Mr. Binchly«, begrüßte sie ihn förmlich.
    Er reichte
ihr die Hand und nickte stumm.
    »Rafe und
ich dachten, Sie würden vielleicht gern zum Gefängnis hinüberkommen, um mit uns
zu frühstücken«, fuhr Marshal Teemo fort. »Ihren Cousin haben wir schon eingeladen,
er wird auch gleich kommen.«
    Caroline
hatte noch nie eine Mahlzeit in einem Gefängnis zu sich genommen und hoffte
auch, daß daraus keine Gewohnheit wurde. Aber sie war hungrig und nicht
geneigt, dem Restaurant gegenüber einen zweiten Besuch abzustatten. Außerdem
war ihr John Teemo sympathisch, und sie vertraute ihm. »Danke, gern«, stimmte
sie lächelnd zu.
    Einen
Augenblick später erschien Guthrie auf dem Korridor, aber diesmal ohne seinen
Hund. Er drückte aufmunternd Carolines Arm, doch er sagte nichts.
    Die Sonne
ging langsam auf, als Caroline und ihre drei Begleiter zum Büro des Marshals
gingen. Eine Frau legte gerade Holz im Ofen nach, als sie das Gefängnis
betraten.
    Sie drehte
sich lächelnd zu ihnen um und schenkte dann aus einer blauen Emaillekanne
Kaffee für alle ein. Ihr ergrauendes Haar schimmerte im Licht der
Petroleumlampe. »Du könntest dir ruhig die Mühe machen, mich vorzustellen,
John«, sagte sie mit gutmütigem Vorwurf zu dem Marshal.
    »Meine
Frau«, gehorchte Mr. Teemo lächelnd.
    Bevor
Caroline ein Wort über die Lippen brachte, sprang Guthrie ein, und das war gut
so, denn sie hätte bestimmt ihren richtigen Namen genannt.
    »Das ist
Miss Caroline Flynn«, sagte er. »Und ich bin ihr Cousin, Jeffrey Mason.« Er
betonte den Vornamen leicht, um Caroline davor zu warnen, ihn mit seinem
wirklichen Namen anzusprechen.
    Danach war
Caroline viel zu verängstigt, um etwas zu sagen. Als aufrichtiger Mensch fiel
ihr das Lügen schwer, und so konzentrierte sie sich auf das reichhaltige
Frühstück und schwieg.
    Als alle
gegessen hatten, und es draußen hell geworden war, machten sich Caroline,
Guthrie und Mr. Binchly im Wagen des Zeugen auf den Weg zum Schauplatz des
Verbrechens. Im letzten Moment

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