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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Schlag ins Gesicht für Caroline, obwohl sie von Anfang an
vermutete hatte, daß Guthrie dazu neigte, nur die negativen Seiten des Falls zu
sehen. »Warum bist du dann hier?« fragte sie hitzig. »Warum hast du die Uhr
deines Vaters für ein Pferd eingetauscht, damit ich reiten kann, wenn du gar
nicht vorhast, mir zu helfen?«
    Er seufzte
und betrachtete die flache, grasbewachsene Ebene, die sich vor ihnen
erstreckte. »Wenn du bereit gewesen wärst, nach Hause zurückzukehren und dir
einen netten Mann zum Heiraten zu suchen, hätte ich dir kein Pferd besorgt.
Aber da du so versessen darauf bist, die Sache durchzustehen, egal, was
geschehen mag, kann ich dich nicht gut alleinlassen. Ich würde mein Leben lang
keinen Schlaf mehr finden – und wenn ich neunundneunzig würde.«
    Caroline
schluckte. »Wahrscheinlich wärst du froh, wenn du mir nie begegnet wärst«,
meinte sie zaghaft. »Dann könntest du jetzt Adabelle heiraten und dein Leben so
führen, wie du es willst.«
    »Richtig,
kleine Lehrerin«, bestätigte Guthrie schroff, ohne sie dabei anzusehen.
    Sie atmete
tief ein, bevor sie sprach. »Du mußt Mr. Binchly für einen glaubwürdigen Zeugen
halten.«
    Guthrie
warf ihr einen Blick zu, und für einen Moment erschien ein humorloses Lächeln
um seinen Mund. »Er schien zu wissen, wovon er sprach.«
    Caroline
biß sich auf die Lippen. »Ja«, gab sie schließlich zu. »Aber ich denke
trotzdem, daß er sich irrt.«
    Guthrie
seufzte nur.
    »Ist es
nicht so?« beharrte Caroline, um die Unterhaltung nicht abreißen zu lassen.«
    »Ist was so?« entgegnete er gereizt.
    »Ich meine,
wünschst du dir nicht, mir nie begegnet zu sein?«
    Guthrie
betrachtete sie und schien sich seine Antwort gründlich zu überlegen. »Nein«,
sagte er. »Aber so wird es wahrscheinlich sein, bevor das alles vorbei ist.«
    Caroline
triumphierte innerlich. Was immer später geschehen mochte, jetzt war Guthrie
froh, sie zu kennen. Warum ihr das so wichtig war, fragte sie sich jedoch
lieber nicht. »Vielleicht doch nicht«, entgegnete sie nachdenklich.
»Vielleicht wirst du deinen Enkelkindern eines Tages erzählen, daß du einen
unschuldigen Menschen vor dem Galgen bewahrt hast.«
    Guthrie
stützte sich auf das Sattelhorn und schaute sie nicht an, als er trocken
erwiderte: »Wer weiß, ob ich je Enkelkinder haben werde. Vielleicht muß ich
deinetwegen den Rest meines Lebens in einem Gefängnis zubringen.«
    Der Gedanke
entsetzte Caroline. »Nein, das wäre eine zu große Ironie des Schicksals«,
meinte sie, »wenn man bedenkt, daß du bisher nur Leute aus Gefängnissen befreit
hast.«
    »Schön, daß
du so denkst«, erwiderte er trocken.
    »Wen hast
du eigentlich getötet?« fragte sie, bevor sie Zeit hatte, die mögliche Wirkung
ihrer Frage zu bedenken.
    Zu ihrer
Überraschung antwortete Guthrie tatsächlich darauf. »Einen Mann namens
Pedlow«, sagte er. »Wir hatten schon während des Krieges eine kleine
Auseinandersetzung. Später suchte er mich dann.«
    Caroline
war so gespannt, daß sie kaum atmen konnte. »Und?«
    »Er fand
nicht mich, sondern Anne. Sie war allein zu Hause.« Eine entsetzliche Kälte
erfaßte Caroline und drohte sie zu ersticken. Die üblichen Geräusche – das
Hufgeklapper der Pferde, Tobs Hecheln, ihr eigenes Atmen – schienen zu verstummen,
als sie mit angehaltenem Atem darauf wartete, daß Guthrie seinen Bericht
fortsetzte.
    »Sie
starb«, sagte er knapp.
    Caroline
schloß die Augen, um die schrecklichen Bilder fernzuhalten, die sich ihr
aufdrängten. Ohne zu fragen, wußte sie, daß dieser Mann, Pedlow oder wie immer
er auch hieß, Anne ermordet hatte. »Es tut mir so leid«, sagte sie leise und
legte eine Hand auf Guthries Arm.
    Sie spürte,
wie seine Muskeln sich verkrampften, aber er zog den Arm nicht zurück.
    »Du hast
gefragt«, meinte er rauh. »Jetzt weißt du es.«
    Danach
machte Caroline keinen Versuch mehr, die Unterhaltung fortzusetzen. Lieber
hätte sie ihre Worte ungesagt gemacht.
    Kurz nach
Mittag erreichten sie ein Wasserloch, das von Hufabdrücken umgeben war und wo
sie die Pferde tränkten. Guthrie reichte Caroline seine Feldflasche.
    »Wann
werden wir in Laramie sein?« fragte sie, nachdem sie etwas von dem lauwarmen
Wasser getrunken hatte.
    Guthrie
schaute sie nicht direkt an und trank zuerst, bevor er antwortete: »In drei
oder vier Tagen, wenn alles gut geht.«
    Der
Gedanke, noch mehr Nächte unter freiem Himmel zu verbringen, entmutigte
Caroline. Es war nicht vorherzusehen, was geschehen

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