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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ungebrochener Energie und Lebensfreude, war im
Vorgarten, als Caroline nach Hause kam, und suchte die ersten Knospen in ihrem
geliebten Rosensträuchern. Sie lächelte erfreut, als Caroline summend durch das
Gartentor kam.
    »Du hast
diesen verflixten Mr. Flynn also endlich überwunden!« sagte die alte Dame mit
einem Seufzer der Erleichterung.
    »Im
Gegenteil«, erwiderte Caroline und fügte mit einem verschwörerischen Flüstern
hinzu: »Bald werde ich der ganzen Welt beweisen, daß Seaton nicht schuldig
ist.«
    Miss Ethels
Gesicht erstarrte. »Aber das ist er doch, Liebes«, entgegnete sie. »Hast du vergessen,
daß einer der Passagiere der Postkutsche ihn erkannte und identifizierte?«
    Caroline
ging weiter, obwohl ihre Schritte nicht mehr so beschwingt waren wie vorher.
»Es war ein Irrtum«, widersprach sie. »Der wirkliche Räuber ist jemand, der
Seaton ähnlich sieht, das ist alles.« Sie drehte sich nicht um, weil sie
wußte, daß sie dann sehen würde, wie Miss Ethel den Kopf schüttelte.
    Im Salon
saß Miss Phoebe auf dem Sofa, trank Tee und plauderte mit einer Nachbarin. Sie
neigte den Kopf und hob grüßend die Hand, als Caroline an der offenen Tür
vorbeiging.
    Miss Phoebe
hatte vorgehabt, nach ihrer Ankunft in Bolton, damals vor dreizehn Jahren,
einen Mr. Gunderson zu heiraten, aber ein Schoschonenkrieger hatte den
zukünftigen Bräutigam erschossen, bevor Miss Phoebe noch mit dem Auspacken
fertig gewesen war. Trotz Horden von eifrigen Bewerbern um ihre Hand – wie fast
alle Städte im Westen litt auch Bolton unter drastischem Frauenmangel – hatten
weder Miss Phoebe noch Miss Ethel je wieder Interesse gezeigt, eine Ehe
einzugehen.
    In der
geräumigen Küche hängte Caroline ihren schlichten marineblauen Mantel an einen
Haken neben der Tür und machte sich ein belegtes Brot zurecht, Beim Duft des
Hammelbratens, der im Ofen schmorte, war ihr das Wasser im Munde zusammengelaufen.
    Als wenig
später Miss Phoebe hereinkam, saß Caroline an dem großen
Tisch und bereitete ihren Unterricht für den nächsten Tag vor.
    »Ist Mrs.
Cribben fort?« fragte Caroline, die diese Dame als entsetzlich langweilig
empfand.
    »Ja«,
erwiderte Miss Phoebe. Ihr Haar war ergraut, wie das ihrer Schwester, aber sie
war noch immer eine attraktive Frau. »Es wäre nett gewesen, wenn du sie
wenigstens begrüßt hättest. Schließlich ist sie die treibende Kraft gewesen,
die den Bürgermeister überredete, eine neue Saloonsteuer zu erheben, damit wir
neue Textbücher für die Schule kaufen konnten.«
    Caroline
nickte seufzend. Sie war eine verantwortungsbewußte Lehrerin, und die
Angelegenheiten der Schule waren ihre eigenen, aber im Augenblick konnte sie
nur an Mr. Guthrie Hayes denken. Er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Was
mochte das Barmädchen ihm nur zugeflüstert haben, um ihn zu einem solchen
Grinsen zu veranlassen? Ob die beiden später hinaufgegangen waren, um diese ...
diese skandalösen Dinge zu tun, von denen sie gehört hatte?
    Ganz
unbewußt ballte Caroline die Faust.
    Was machte
Guthrie Hayes überhaupt in Bolton?
    »Caroline«,
sagte Miss Phoebe vorwurfsvoll.
    Caroline
zuckte zusammen. »Entschuldige«, meinte sie errötend. »Was sagtest du?«
    »Ich sagte,
daß Mrs. Cribben mir erzählte, Hypathia Furvis hätte ihr berichtet, du
wärst in diesen ver ... in diesen schrecklichen Saloon gegangen ...« Sie
machte eine Pause und erschauerte. »Am hellichten Tag!«
    Caroline
schluckte und starrte ihre gütige Adoptivmutter betroffen an. Das Blut stieg
ihr bis unter die Haarwurzeln. Sie sah keinen Zorn in dem zarten,
gutgeschnittenen Gesicht, aber Miss Phoebe wirkte zutiefst enttäuscht. »Dort
saß ein Herr, den ich sprechen mußte«, erklärte sie lahm.
    »Warum?«
wollte Miss Phoebe wissen.
    Nur mit der
größten Überwindung gelang es Caroline, die Frau zu belügen, die wie eine
Mutter zu ihr war. »E-er ist der Vater einer meiner Schüler«, schwindelte sie
und wandte den Blick ab.
»Calvin war nicht zur Schule gekommen, und ich wollte wissen, warum.«
    »Hättest du
nicht zu ihm nach Hause gehen können?«
    Caroline
zwang sich, Miss Phoebe anzusehen. Eine Lüge war eine Lüge, aber hier handelte
es sich schließlich um ganz außergewöhnliche Umstände. »Calvin sagte mir,
seine Mutter sei sehr krank«, schmückte sie ihre Geschichte noch weiter aus.
»Ich wollte die arme Frau nicht stören.«
    Miss Phoebe
seufzte. »Ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, Caroline, daß eine
Lehrerin sich keinen

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