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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Makel an ihrem guten Ruf erlauben kann. Wenn etwas davon
zur Schulverwaltung vordringt – und das wird es sicher – könntest du deine
Stellung verlieren.«
    Caroline
stellte sich vor, Seatons Frau zu sein und im Triumphzug mit ihm nach Bolton
zurückzukehren. Von allen Anklagen freigesprochen, würde Mr. Flynn seine
Rechtsanwaltspraxis wieder aufnehmen, und Caroline würde damit beschäftigt
sein, Gardinen zu nähen und Kinder zu bekommen. Ihre Stellung in der Schule
bereitete ihr dann bestimmt kein Kopfzerbrechen mehr.
    »Ich werde
vorsichtiger sein«, versprach sie.
    Miss Phoebe
berührte zärtlich ihre Hand. »Tu das bitte, Liebes.« Sie seufzte, als sie
aufstand und zum Schrank ging, um das Porzellan herauszunehmen. »Ich hoffe
sehr, daß du dir diesen Anwalt aus dem Kopf schlägst. Es gibt doch wirklich
genug nette junge Männer in Bolton, die dich mit Begeisterung heiraten
würden.«
    Caroline
verbarg ein Lächeln, als sie vom Tisch aufstand. »Keine Angst, Phoebe«, sagte
sie beruhigend, »ich werde verheiratet sein, bevor ihr wißt, wie euch
geschieht.«
    »Wer
heiratet?« fragte Miss Ethel, die gerade hereingekommen war, neugierig.
    Caroline
lachte. »Ich.«
    »Caroline
macht nur Spaß«, warf Miss Phoebe ein.
    »Ach so«,
sagte Miss Ethel, sichtbar enttäuscht. Dann griff sie in ihre Rocktasche. »Es
ist ein Brief für dich gekommen, Liebes. Hier ist er.«
    Caroline
erhielt nur selten Post, und wenn, dann schlug ihr Herz immer schneller. Selbst
nach all diesen Jahren hatte sie nie die Hoffnung aufgegeben, einmal etwas von
Emmy oder Lily zu hören.
    Aber der
Umschlag trug einen Absender aus Laramie, und Caroline erkannte sofort Seatons
elegante Handschrift. Ihre Finger zitterten ein wenig, als sie den Brief
öffnete, und in ihrem Magen breitete sich ein unangenehmes Gefühl aus.
    Was
überhaupt nicht die Reaktion war, die sie erwartet hatte.
    Liebe
Caroline, hatte er
geschrieben, es ist sehr einsam hier, und ich vermisse Dich von ganzem
Herzen ... Irgendwie müssen wir einen Weg finden, meine Freilassung zu
erreichen ... Ich schwöre Dir, bei allem, was mir heilig ist, daß ich diesen
Mann nicht
getötet habe ... Wir werden gemeinsam fortgehen, irgendwo anders ein neues Leben beginnen ...
    Caroline
faltete den Brief und steckte ihn in den Umschlag zurück. In Gedanken stand
sie jetzt vor Seaton, schaute in seine ernsten dunklen Augen, berührte sein
volles schwarzes Haar und schmiegte sich an seinen großen, schlanken Körper.
    Und zum
ersten Mal, seit der Alptraum begonnen hatte, verspürte sie eine Spur von
Zweifel. War es möglich, daß Seaton log?
    »Entschuldigt
mich«, sagte sie zu Miss Phoebe und Miss Ethel, die sie mit besorgten Mienen
beobachteten, eilte die Hintertreppe hinauf und über den schmalen Korridor zu
ihrem Zimmer.
    Hinter
ihrer verschlossenen Tür preßte sie eine Hand auf ihr Herz und atmete tief ein,
bis der schreckliche Verdacht verblaßte. Seaton Flynn war unschuldig, egal,
was die Geschworenen, der Richter oder Guthrie Hayes denken mochten. Er war
ebenso ein Opfer wie dieser arme Kutscher, der bei dem Überfall ums Leben
gekommen war.
    Oder nicht?
    Resolut
ging Caroline zu ihrem Schreibtisch und nahm die Zeichnung in die Hand, die sie
aus dem Gedächtnis von Lily und Emma angefertigt hatte. Eins nach dem anderen,
berührte sie die Gesichter ihrer Schwestern und fragte sich wehmütig, wo sie
sein mochten und ob es ihnen gut ging und ob sie glücklich waren.
    »Er war es nicht«,
sagte sie ihren fernen Schwestern, und ihre großen Augen betrachteten sie
ernst.

2

    Guthrie
hielt den Wagen an,
als er sein Lager am Fluß der Berge erreichte, befestigte die Bremse und ließ
die Zügel sinken. Tob sprang von der Ladefläche und lief aufgeregt zwischen
Guthries Füßen herum, als er den braunen Wallach abschirrte und gackernde
Hühner in alle Richtungen auseinanderstoben.
    Beim
Gedanken an Caroline Chalmers Besuch im Hellfire-and-Spit-Saloon grinste
Guthrie und schob die schwarze Augenklappe auf den Kopf – er trug sie nur für
den Fall, daß es jemanden in Bolton gab, von dem er nicht erkannt werden
wollte. Dann brachte er das Pferd zu einer Ansammlung von Bäumen, wo ein Bach
vorbeifloß, in dem das Tier trinken konnte. Auch genügend Gras war hier
vorhanden, so daß das Pferd auch fressen konnte.
    Mit einer
langen Leine band er den Wallach an einen Pfosten, den er zu diesem Zweck in
die Erde getrieben hatte.
    Seine
Gedanken waren noch immer bei Caroline, als er ins Lager

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