Caroline
Carport abreißen, weil er ohne Genehmigung gebaut wurde. Danach hört sich’s jedenfalls an«, sagte Nel.
»Unser schöner Carport?«
Sie rückte näher an mich heran. »Was für ein Krach!«
»Das ist der Milchmann mit seinem Lastwagen.«
»Oder eine Panzerdivision.«
Ich fing an, an ihr herumzufummeln. »Morgens früh bin ich besonders scharf auf dich.«
Der Türklopfer dröhnte durchs Haus.
»Verschieben wir’s auf morgen früh«, entschied Nel.
Die Haustür ließ sich nicht öffnen, da die vorderen Eingangstüren auf dem Land nur selten benutzt werden. Ich schob ein Fenster im Gästezimmer nebenan hoch und streckte den Kopf nach draußen. Bokhof stand auf dem Deich.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. »Machst du so einen Höllenlärm?«
»Ich habe an die Hintertür geklopft, aber du hast mich nicht gehört«, sagte er munter. »Gut, dass hier vorne noch ein Klopfer dran ist.«
»Und was macht da sonst noch so einen Krach?«
Bokhof grinste. »Ich wollte dich überraschen. Du hast nicht zufällig eine Tasse Kaffee für mich? Ich bin doch nicht zu früh, oder?«
Ich zog das Fenster herunter.
CyberNel stand schon an der Glastür im Wohnzimmer. »Da arbeitet jemand«, sagte sie. »Ist das unser Nachbar?«
Bokhof kam ums Haus herum, ich öffnete die Hintertür und ging nach draußen. Ein schwerer Traktor war rückwärts die Einfahrt heruntergekommen und stieß jetzt im Leerlauf tuckernd blauen Qualm aus. Ein dunkelhaariger junger Mann lud Holzscheite vom Anhänger und stapelte sie neben dem Carport auf.
»Morgen zusammen!«, sagte Bokhof. »Das ist also Mevrouw. Wir haben uns bis jetzt noch nicht kennen gelernt.«
»Guten Tag, wie geht’s?«, sagte Nel. Ihre Hand verschwand in der Pranke des Obstbauern.
»Ich bin Harm. Das da ist mein Sohn. Er stapelt euch die Scheite ordentlich auf. Wir haben in einer alten Plantage die Bäume gefällt, und da dachte ich, Max freut sich bestimmt über ein bisschen Holz, damit er mit seiner neuen Dame am offenen Kamin sitzen kann. Nichts brennt so gut wie Apfel- und Birnbaum.«
Max, dachte ich. »Wie nett von dir, Harm.«
»Seiner neuen Dame?«, fragte Nel interessiert.
»Jede Dame ist für mich neu«, sagte Bokhof mit einem Nicken, wobei er sich hauptsächlich an Nel wandte, die hübsch aussah in ihrem hastig übergeworfenen Bademantel. »Dein Mann hat mich bei der Geschichte mit meiner Mieterin ziemlich anständig behandelt, dabei hätte er mir eine Menge Unannehmlichkeiten bereiten können. So was vergessen wir hier nicht.«
»Ach ja?«, fragte Nel. »Was für Unannehmlichkeiten?«
»Familiärer Art.« Ich sah, wie seine Gedanken in die Zeit zurückwanderten, als meine Nachbarin Jenny ermordet wurde und er eine Zeit lang der Hauptverdächtige war, weil er nicht zu verraten wagte, was ihm ein wasserdichtes Alibi verschafft hätte, nämlich dass er zur Tatzeit in einem Sexclub gewesen war.
»Das sind Männergeschichten«, sagte ich. »Trinkt dein Sohn auch eine Tasse Kaffee?«
»Nicht, bevor er nicht alles ordentlich aufgestapelt hat.«
Ich nickte. »Ordnung muss sein.«
Er trottete hinter uns her in die Küche. Nel brühte Kaffee auf. Bokhof setzte sich breitbeinig auf einen Stuhl und fragte: »Willst du immer noch den Heuschober für die neue Firma von deiner Frau mieten?«
»Na klar«, sagte Nel. »Aber ich müsste ihn ein bisschen umbauen.«
»Dann weiß ich schon den richtigen Mann für dich, Harry Need, ein Bauunternehmer aus Acquoy.«
»Auch ein Dienstagabendfreund?«, erkundigte ich mich.
Er wirkte gekränkt. »Ich gehe nur noch Billard spielen«, log er. »Wenn ich Need Bescheid sage, macht er euch ein anständiges Angebot. Und ich mache euch einen anständigen Mietvertrag.« Er drehte sich um zu Nel. »Du würdest dasselbe zahlen wie … äh … die vorige Mieterin, ich muss es nur noch in Euro umrechnen. Seid ihr eigentlich verheiratet?«
Nel schenkte ihm Kaffee ein und sagte: »Wenn es je dazu kommt, laden wir den ganzen Deich zur Hochzeit ein.«
Er schlürfte an seinem Kaffee und schaute mich an. »Diese neuen Leute aus Den Haag, die jetzt im Haus der Bracks wohnen, brauchst du erst gar nicht einzuladen«, sagte er. »Van Stangeren heißen die, oder so ähnlich. Er ist Ingenieur. Die tragen die Nase ganz schön hoch. Passen gar nicht hierher. Hast du sie schon gesehen? Ingrid und Peter haben sich wenigstens vorgestellt und hin und wieder ein Deichfest mit den Nachbarn veranstaltet. Über die Sache wird immer noch viel Scheiße
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