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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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um stolz darauf zu sein.«
    Ich starrte sie an. Es war praktisch wortwörtlich dasselbe, was sie damals auf Porquerolles zitiert hatte. Ich räusperte mich. »Germaine?«
    »Vielleicht gefiel ihr dieser Name besser.«
    »Marga würde es als Harmonie des Zufalls bezeichnen.«
    Nel schüttelte den Kopf. »Sie benutzt ein Pseudonym, das ist alles. Ich habe das Buch im Zug gelesen und irgendwie kam es mir die ganze Zeit bekannt vor. Als ich dann die Stelle mit Max dem Kripobeamten las, war ich mir ganz sicher. Es ist von Caroline.«
    »Max Winter?«
    »Max Schneemann.«
    »Der schreckliche Schneemann.«
    CyberNel biss sich auf die Lippen, klemmte das Buch unter den Arm und ging vor mir her ins Haus. Sie bog schnurstracks links ab zu meinem Schreibtisch hinter der Glasschiebetür.
    »Was hast du vor?«
    »Anrufen.“
    »Warte doch mal.«
    Sie schlug das Buch auf einer Seite ganz vorne auf, strich darüber, sodass es offen liegen blieb, und drehte meinen Stuhl, um an die Telefonbücher hinter meinem Schreibtisch zu kommen. »Baarn, gehört das zu Utrecht?«
    »Zu Hilversum, glaube ich. Was hast du denn vor?«
    Sie fand das Telefonbuch, legte es neben den Roman und fing an zu suchen. »Ich habe schon bei Valerie angerufen, aber da meldet sich niemand. Ich versuche es mal bei dem Verlag, der ist in Baarn.«
    »Und was willst du sagen?«
    »Die wissen doch bestimmt, wo ihre Autoren zu erreichen sind.«
    »Jetzt warte doch mal«, sagte ich noch einmal.
    »Hast du Angst, ich könnte mich blamieren?«
    »Nein, aber trotzdem schadet es nie, vorher nachzudenken.« Ich nahm mir einen Hocker und setzte mich wie ein Klient vor meinen eigenen Schreibtisch. »Bist du dir ganz sicher?«
    Sie schaute mich mit festem Blick an. »Hundertprozentig.«
    »Worum geht es in dem Buch?«
    »Eine junge Frau sucht Kontakt zu ihrem Vater und wird im Laufe dieses Prozesses erwachsen. Irgendwann ist er plötzlich verschwunden, deshalb schaltet sie die Kriminalpolizei ein, doch der Vater befindet sich lediglich in Begleitung einer Stripperin auf einer Kreuzfahrt. Ein einfaches Thema, nichts Neues, aber wunderschön geschrieben, rührend und noch dazu voller Humor. Das kleine Geschenk ist die Mutter der jungen Frau, mit der sie sich am Ende versöhnt. Wirklich ergreifend, vor allem wenn man die Realität kennt. Es ist Carolines Traumwelt.«
    »Wusstest du, dass sie ein Buch schrieb?«
    »Nicht wirklich. Sie hat zwar andauernd geschrieben, wollte aber nichts Näheres darüber sagen, außer, es sei einfach nur eine Geschichte. Sie wurde so verlegen, dass ich nicht weiter nachgehakt habe. Aber ich wusste, dass sie fertig damit war, auch der Ermittler kam bereits darin vor. Sie hat die Figur nur verändert, weil sie dich kennen lernte.«
    Wenn ich irgendjemandem auf der Welt vertrauen konnte, dann Nel. Trotzdem wandte ich ein: »Aber du hast doch noch nicht einmal einen ganzen Tag mit ihr verbracht.«
    Sie grinste wie eine Sphinx. »Mit dir habe ich auch nur einen Abend verbracht und du warst auch noch betrunken.« Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. »Ich irre mich nicht. Übrigens ist das Buch ein großer Erfolg. Ich habe es gekauft, weil es in allen Zeitungen überschwänglich gelobt wird. Die Autorin wird als moderne Jane Austen gepriesen.«
    »Und warum hat sie es unter einem Pseudonym veröffentlicht?«
    »Caroline ist kamerascheu. Dir brauche ich das ja nicht zu erklären. Vielleicht war es eine Idee des Verlegers. Viele Schriftsteller tun das, sie ist da keine Ausnahme.«
    »Vielleicht will sie unerkannt bleiben.«
    »Könnte sein.« Ihr schien plötzlich etwas einzufallen. »Du meine Güte«, sagte sie. »Weißt du noch, was Dolf Romein erzählt hat? Dass Caroline wegen irgendetwas ganz aufgeregt war, was sie nur ihrem Vater erzählen wollte? Eine Überraschung? Was könnte das anderes sein, als dass sie dieses Buch geschrieben und einen Verleger gefunden hatte?«
    An dieser Stelle musste mal jemand den Advocatus Diaboli spielen. »Das ist kein Beweis, höchstens ein Indiz.«
    »Du kannst einem ganz schön auf die Nerven gehen.« Nel warf mir einen ungeduldigen Blick zu und fuhr mit dem Zeigefinger die Seite des Telefonbuchs hinunter.
    »Mirabel Verlag.« Sie wählte die Nummer und ich reichte nach vorn und drückte auf die Mithörtaste.
    Niemand nahm ab. Eine Stimme vom Band verkündete die Bürozeiten. Ich schaute auf die Uhr und unterbrach die Verbindung, bevor Nel eine Nachricht aufsprechen konnte.
    »Jetzt ist morgen früh«, flüsterte Nel

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