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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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Erdhocken durch auf den
Fahrweg zu, aber langsamer, als er je gelaufen war; lief durch Sand und tiefes
Wasser und saugendes Gras, schlang die Nachtluft hinunter und schluchzte sie
wieder hinaus, lief mit Schlagseite wie Jim, hinkte bald auf dem einen Bein,
bald auf dem anderen, und warf den Kopf nach vorn, um Tempo zu gewinnen. Er
wußte nicht, worauf er zulief. Er hatte sein Bewußtsein hinter sich gelassen;
auf den schwarzen Revolver und die Wildlederriemen gebannt; auf die Schrauben
und Muttern, aus denen Kugeln geworden waren, als Jim sie methodisch in die
Kammer fädelte und sein gefurchtes Gesicht sich dem Lampenlicht zukehrte,
bleich und ein wenig blinzelnd in dem hellen Schein.
     
    George
Smiley begegnet einem der zahlreichen, unerfreulichen Cousins seiner schönen
Frau
     
    »Ich darf
nicht zitiert werden, George«, warnte der Minister in seiner schleppenden
Sprechweise. »Keine schriftlichen Notizen, kein Wort zuviel l. Ich muß auf
meine Wähler Rücksicht nehmen. Sie brauchen das nicht, und Oliver Lacon auch
nicht oder, Oliver?«
    »Ich
weiß«, sagte Smiley. »Bedauere sehr.«
    »Sie
würden es noch mehr bedauern, wenn Sie meinen Wahlkreis hätten«, erwiderte der
Minister.
    Wie
vorauszusehen war, hatte bereits die Frage, wo sie sich treffen sollten, einen
albernen Streit ausgelöst. Smiley hatte Lacon klargemacht, daß es unklug wäre,
sich in seinem Büro in Whitehall zu treffen, da sich dort ständig Leute aus
dem Circus herumtrieben, von Boten, die Depeschentaschen ablieferten, bis zu
Percy Alleline höchstpersönlich, der vorbeischaute, um über Irland zu sprechen.
Der Minister seinerseits lehnte sowohl das Hotel Islay wie die
Bywater Street ab, mit der willkürlichen Behauptung, beide seien unsicher. Er
war unlängst im Fernsehen aufgetreten und stolz darauf, daß die Leute ihn
erkannten. So entschieden sie sich nach einigem Hin- und Hertelefonieren für
Mendels ziemlich alleinstehenden Tudor-Wohnsitz in Mitcham, wo er und sein
blankpoliertes Auto auffielen wie ein Paar weiße Raben, und nun saßen sie,
Lacon, Smiley und der Minister, in dem schmucken Vorderzimmer mit den dichten
Netzgardinen und der Platte mit frischen Lachsbrötchen auf dem Tisch, während
ihr Gastgeber oben stand und den Zugang bewachte. Auf dem Fahrweg versuchten
Kinder, den Chauffeur auszuhorchen, wem das Auto gehörte.
    Hinter dem
Kopf des Ministers stand eine Reihe Bücher über Bienen. Sie waren Mendels
Leidenschaft, wie Smiley wußte; er bezeichnete alle Bienen, die nicht aus
Surrey stammten, als »exotisch«. Der Minister war ein noch junger Mann, sein
dunkler Kiefer sah aus, als sei er ihm bei einer unziemlichen Keilerei
ausgerenkt worden. Er hatte einen Kahlkopf, der ihm ein ungerechtfertigt
reifes Aussehen verlieh, und den gräßlich schleppenden Tonfall eines
Eton-Boys. »Also, welche Anregungen liegen vor?« Er beherrschte auch die Kunst
autoritärer Dialogführung. »Nun, ich würde vorschlagen, daß Sie als erstes
alle Verhandlungen einstellen, die in letzter Zeit mit den Amerikanern gelaufen
sind. Ich denke an den geheimen Anhang ohne Titel, der in Ihrem Safe verwahrt
ist«, sagte Smiley, »der sich mit der möglichen weiteren Verwertung von Witchcraft-Material befaßt.«
    »Nie davon
gehört«, sagte der Minister.
    »Ich
verstehe natürlich völlig die Beweggründe. Es ist immer verlockend, an die
Creme dieses enormen amerikanischen Apparates heranzukommen, und mir ist klar,
was dafür spricht, ihnen dafür Witchcraft abzutreten.«
    »Was
spricht also dagegen?« fragte der Minister, als spräche
er mit seinem Börsenmakler.
    »Wenn der
Maulwurf Gerald existiert«, begann Smiley. Von allen ihren Vettern, hatte Ann
einmal stolz gesagt, habe nur Miles Sercombe nicht einen einzigen versöhnlichen
Charakterzug. Zum erstenmal glaubte Smiley, daß sie recht hatte. Er kam sich
nicht nur idiotisch vor, sondern auch unlogisch. »Wenn der Maulwurf existiert,
worüber wir uns einig sein dürften . . . « Er wartete, aber niemand verneinte.
»Wenn Gerald existiert«, wiederholte er, »so wird nicht nur der Circus vom
Amerikageschäft profitieren, sondern auch die Moskauer Zentrale, denn sie
werden von Maulwurf Gerald alles bekommen, was Sie den Amerikanern abkaufen.«
    Verdrießlich
ließ der Minister die flache Hand auf den Tisch klatschen, auf dessen Politur
ein feuchter Abdruck zurückblieb. »Herrgott, ich verstehe kein Wort«,
erklärte er. »Dieses Witchcraft-Zeug ist
verdammt fabelhaft! Vor einem Monat war's die

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