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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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fand, sie gehörte eigentlich hierher; ebenso
ein Springbrunnen.
    »Ich bin
nämlich ein Bekannter von Mr. Collins«, sagte Smiley.
    »Wenn Mr.
Collins zu sprechen ist. Vielleicht erwartet er mich sogar.«
    Der Mann
am Telefon murmelte »danke« und hängte auf. Er führte Smiley zur Innentür und
drückte sie auf. Nicht das geringste Geräusch war zu hören, nicht einmal ein
Schaben auf dem Seidenteppich.
    »Mr.
Collins ist hier, Sir«, flüsterte er respektvoll. »Die Getränke gehen auf
Kosten des Hauses.«
    Die drei
Empfangsräume gingen ineinander über; sie waren durch Säulen und Bogen optisch
abgeteilt und mit Mahagony getäfelt.
    In jedem
Raum stand ein Tisch. Der dritte war zwanzig Meter entfernt. Die Beleuchtung
erhellte nichtssagende Stilleben in gewaltigen Goldrahmen und die grünen
Flanellbezüge der Tische. Die Gardinen waren zugezogen, die Tische etwa zu
einem Drittel besetzt, jeder mit vier bis fünf Spielern, alles Männer, aber man
hörte nichts als das Klicken der Kugel im Rad und das Klicken der Chips, wenn
sie verteilt wurden, und das sehr leise Flüstern der Croupiers. »Adrian
Hebden«, sagte Sam Collins mit einem Zwinkern in der Stimme. »Lange nicht
gesehen.«
    »Hallo,
Sam«, sagte Smiley, und sie schüttelten sich die Hände. »Kommen Sie mit in
meine Höhle«, sagte Sam und nickte dem einzigen anderen Mann zu, der
herumstand, einem sehr dicken Mann mit zu hohem Blutdruck und einem
zerschlagenen Gesicht. Der dicke Mann nickte zurück.
    »Gefällt's
Ihnen?« erkundigte sich Sam, als sie einen mit roter Seide bespannten Korridor
durchschritten. »Sehr eindrucksvoll«, sagte Smiley höflich.
    »Genau«,
sagte Sam. »Eindrucksvoll. Genau das ist es.« Er trug einen Smoking. Sein Büro
war in Plüsch gehalten, der Schreibtisch hatte eine Marmorplatte und
Klauenfüße, aber der Raum selber war klein und keineswegs gut belüftet, eher
wie eine Requisitenkammer im Theater, dachte Smiley, voller alter
Versatzstücke. »Später kann ich mich vielleicht sogar mit eigenem Geld
beteiligen, in einem Jahr oder so. Sind harte Jungs, aber sehr auf Draht, muß
man sagen.«
    »Bestimmt«,
sagte Smiley. »Wie wir, in den alten Tagen.«
    »Genau.«
    Er war
gepflegt und trat unbefangen auf, und er hatte ein gepflegtes schwarzes
Schnurrbärtchen. Smiley konnte ihn sich ohne dieses Bärtchen nicht vorstellen.
Er war um die fünfzig. Er hatte viele Jahre im Fernen Osten verbracht, wo sie
einmal gemeinsam eine Blitzaktion gegen einen chinesischen Geheimsender
durchgeführt hatten. Haut und Haar fingen an, grau zu werden, aber im übrigen sah
er noch immer aus wie fünfunddreißig. Er konnte grinsen wie ein Schuljunge,
seine Kameradschaftlichkeit war aufrichtig. Er hielt beide Hände über dem Tisch
wie beim Kartenspiel und blickte Smiley mit einem Besitzerstolz an, als wäre er
sein Vater oder sein Sohn oder beides.
    »Wenn
unser Freund über fünf kommt«, sagte er und lächelte noch immer, »geben Sie
Laut, Harry, ja? Im übrigen halten Sie die Klappe, ich versuche gerade, einen
Ölscheich rumzukriegen.« Er sprach in einen Apparat auf seinem Schreibtisch.
»Wo ist er jetzt?«
    »Drei
plus«, sagte die schnarrende Stimme. Smiley vermutete, sie gehöre dem lädierten
Mann mit dem Überdruck. »Dann kann er noch acht verlieren«, sagte Sam milde.
Halten Sie ihn am Tisch, das ist wichtig. Machen Sie einen Helden aus ihm.« Er
schaltete ab und grinste. Smiley grinste zurück. »Wirklich, ein großartiges
Leben«, versicherte Sam. »Auf jeden Fall besser, als Waschmaschinen verkaufen.
Bißchen komisch natürlich, sich um zehn Uhr früh in den Smoking zu schmeißen.
Erinnert mich an diplomatische Tarnung.« Smiley lachte. »Geht sogar ehrlich
zu, ob Sie's glauben oder nicht«, ergänzte Sam, ohne eine Miene zu verziehen.
»Man muß nur gut rechnen können.«
    »Das
können Sie bestimmt«, sagte Smiley wiederum äußerst höflich.
    »Möchten
Sie Musik hören?«
    Es war
Tonband-Musik und kam aus der Decke. Sam drehte so laut auf, wie sie es
ertragen konnten.
    »Also, was
kann ich für Sie tun?« fragte Sam und grinste noch breiter.
    »Ich
möchte mit Ihnen über die Nacht sprechen, in der die Schüsse auf Jim Prideaux
fielen. Sie waren Offizier vom Dienst.« Es entstand eine lange Pause. Sam
rauchte braune Zigaretten, die wie Zigarren rochen. Er zündete eine an, ließ
das Ende Feuer fangen und sah dann zu, wie die Flamme verglühte. »Schreiben Sie
Ihre Memoiren, alter Junge?« fragte Sam. »Wir rollen den Fall erneut

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