Carre, John le
hinausging.
Sie hörten nichts, obwohl sie die Ohren spitzten. Eine Weile später ertönte
Wasserplätschern hinten im Korridor, wo Jim sich offenbar die Hände wusch. »Er
war pinkeln«, sagte Spikely und erntete ein nervöses Gelächter. Aber als sie im
Gänsemarsch das Klassenzimmer verließen, entdeckten sie, säuberlich gefaltet,
säuberlich getötet, die Eule, die auf dem Misthaufen neben der Senke auf ihr
Begräbnis wartete. Jemand hatte ihr, wie die Beherzteren feststellten, den Hals
gebrochen. Nur ein Wildhüter, erklärte Sudeley, verstehe sich darauf, eine Eule
so perfekt zu töten.
Im anderen
Teil des Hauses Thursgood waren die Meinungen über Jim weniger ungeteilt. Der
Geist Mr. Maltbys starb schwer. Matron erklärte ihn, genau wie es Roach tat,
für heldenhaft und schutzbedürftig: es sei ein Wunder, daß er mit diesem Rücken
das Leben meisterte. Marjoribanks sagte, er sei in betrunkenem Zustand unter
einen Bus geraten. Es war auch Marjoribanks gewesen, der bei jenem für Jim so
glorreichen Lehrermatch auf den Sweater hingewiesen hatte. Marjoribanks war
kein Kricketspieler, war aber hinuntergegangen und hatte an Thursgoods Seite zugesehen.
»Glauben
Sie, daß der Sweater koscher ist?« hatte er in scherzhaftem Tonfall gekräht,
»oder glauben Sie, er hat ihn geklaut?«
»Leonard,
das ist sehr unfair«, rügte Thursgood und klopfte seiner Labradorhündin die
Flanken. »Beiß ihn, Ginny, beiß den bösen Mann.«
Aber als
Thursgood dann wieder in seinem Arbeitszimmer war, hatte seine Heiterkeit sich
gelegt, und er wurde äußerst nervös. Mit falschen Oxford-Leuten wußte er
umzugehen, hatte er doch während seiner Amtszeit schon mit Altphilologen zu tun
gehabt, die kein Griechisch konnten, und mit Geistlichen, die keinen Schimmer
von Theologie hatten. Wenn man solche Burschen mit den Beweisen für ihren Betrug
konfrontierte, so brachen sie zusammen, weinten und gingen fort, oder sie
blieben für das halbe Gehalt. Männer jedoch, die ihre tatsächlichen Fähigkeiten
geheimhielten, gehörten einer unbekannten Spezies an, von der er nur wußte,
daß er sie nicht mochte. Nachdem er im Universitäts-Almanach nachgeschlagen
hatte, rief er die Agentur an, einen gewissen Mr. Stroll.
»Um welche bestimmte Information geht es?« fragte Mr.
Stroll unter gräßlichem Röcheln.
»Um keine bestimmte.« Thursgoods Mutter saß über einer Näharbeit und schien nicht
zuzuhören. »Nur, wenn man einen schriftlichen Lebenslauf anfordert, dann
möchte man einen vollständigen. Der keine Lücken aufweist. Nicht, wenn man die
volle Gebühr bezahlt.«
An dieser
Stelle kam Mr. Thursgood der verzweifelte Verdacht, er habe Mr. Stroll aus
einem Schlummer geweckt, in den sein Gesprächspartner nun wieder zurückgesunken
sei. »Ein sehr patriotisches Haus«, bemerkte Mr. Stroll endlich. »Ich habe ihn
nicht wegen seines Patriotismus engagiert.«
»Er war im
Krankenhaus«, keuchte Mr. Stroll weiter wie durch greuliche Schwaden von
Zigarettenrauch. »Bettlägerig. Rückenmark.«
»Meinetwegen.
Aber ich nehme an, er hat nicht die ganzen letzten fünfundzwanzig Jahre im
Spital verbracht. - Touche«, flüsterte
er seiner Mutter zu und hielt die Hand über die Sprechmuschel, und wiederum
fragte er sich, ob Mr. Stroll nicht eingeschlafen sei.
»Sie haben
ihn bloß bis Quartalsende«, rasselte Mr. Stroll endlich. »Wenn er Ihnen nicht
paßt, feuern Sie ihn. Sie wollten eine Aushilfe, Sie haben eine Aushilfe
gekriegt. Sie wollten was Billiges, Sie haben was Billiges gekriegt.«
»Sei dem,
wie ihm wolle«, entgegnete Thursgood unverzagt, »aber ich habe Ihnen eine
Gebühr von zwanzig Guineas gezahlt, mein Vater hat viele Jahre lang mit Ihnen gearbeitet,
und ich habe ein Recht auf verbindliche Auskünfte. Sie schreiben hier - darf
ich vorlesen? - Sie schreiben hier, vor seiner Versetzung auf verschiedenen
Auslandsposten mit kommerziellen Angelegenheiten und Recherchen beschäftigt. Das gibt
doch wirklich wenig Aufschluß über sein Berufsleben, wie?«
Die Mutter
nickte beipflichtend über ihrer Näharbeit. » Überhaupt keinen«,
sagte sie laut.
»Das wäre
das erste. Ich möchte aber noch einiges.«
»Nicht zu
viel, Darling«, warnte seine Mutter. »Ich weiß zufällig, daß er anno 1938 in
Oxford war. Warum hat er nicht fertiggemacht? Was ist schiefgegangen?«
»Ich
vermeine mich zu entsinnen, daß es um jene Zeit ein Zwischenspiel gegeben
hat«, sagte Mr. Stroll nach einem weiteren Jahrhundert. »Aber Sie sind wohl zu
jung,
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