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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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über die Brille hinweg an.
    »Wir drehen uns alle selber den
Strick, an dem wir baumeln werden, wie, George?«
    »Wie Spinnen, die sich im eigenen
Netz erdrosseln, Chef«, sagte Collins munter und schoß ein noch strahlenderes Lächeln
auf eine Stelle zwischen den beiden Männern ab.
    Aber Smiley war völlig in sein
Exemplar von Kirows Aussage vertieft und allen Späßen unzugänglich.
    »Überspringen wir das nächste Jahr
von Brüderchen Kirows Leben und Lieben und kommen wir gleich zu seiner
nächsten Begegnung mit Karla«, schlug Enderby, unangefochten von Smileys
Wortkargheit, vor. »Die nächtlichen Vorladungen ... die Norm, nehme ich an.« Er
blätterte ein paar Seiten weiter. Smiley tat desgleichen. »Wagen fährt vor
Kirows Moskauer Domizil vor - warum zum Teufel können sie nicht einfach Wohnung sagen? -, er wird aus dem Bett getrommelt und mit unbekanntem Ziel
abtransportiert. Führen schon ein kurioses Leben, diese Gorillas von der
Moskauer Zentrale, wie? Wissen nie, ob ein Orden oder eine Kugel auf sie
wartet.« Er bezog sich wieder auf den Bericht: »Paßt das alles, George? Die
Fahrt und so weiter? Eine halbe Stunde im Auto, kleines Flugzeug etcetera?«
    »Das Dreizehnte Direktorium hat
drei oder vier Niederlassungen, einschließlich eines großen Ausbildungslagers
in der Nahe von Minsk«, sagte Smiley.
    Enderby blätterte nochmals weiter.
    »Also, Kirow ist jetzt wieder bei
Karla: im Niemandsland, selbe Nacht. Karla und Kirow ganz unter sich, kleine
Blockhütte, Art Eremitenklause, kein Drum und Dran, keine Zeugen-jedenfalls
keine zu sehen. Karla kommt sofort zur Sache: Wie würde Kirow ein Posten in
Paris gefallen? Würde Kirow sehr gut gefallen, Sir -« Er schlug die nächste
Seite auf. »Kirow hat das Dreizehnte Direktorium schon immer bewundert, Sir,
bla, bla - immer schon Karla-Fan gewesen-, kriechen, krabbeln, kriechen. Hört
sich an wie Sie, Sam. Interessant, daß Kirow fand, Karla wirke müde - merken
Sie was? -, nervös. Karla steht unter Streß, raucht wie ein Schlot.«
    »Das hat er immer getan«, sagte
Smiley.
    »Was hat er getan?«
    »Er war von jeher ein sehr starker
Raucher«, sagte Smiley.
    »Was Sie nicht sagen!«
    Enderby blätterte weiter: »Jetzt
Kirows Auftrag«, sagte er.
    »Karla instruiert ihn. >In
offizieller Mission bekleide ich einen Posten in der Handelsabteilung der
Botschaft, und als Sondermission sollte ich die Kontrolle und Führung der
Konten sämtlicher Außenstellen des Dreizehnten Direktoriums in folgenden
Städten übernehmen . . .< Kirow zählt sie sodann auf. Bonn gehört dazu,
aber nicht Hamburg. Mitgekommen, Sam?«
    »Auf der ganzen Linie, Chef.«
    »Nicht im Labyrinth verirrt?«
    »Keinen Schritt, Chef.«
    »Schlaue Lümmel, diese Russkis.«
    »Teuflisch.«
    »Wieder Kirow: >Er schärfte mir
die immense Wichtigkeit meiner Aufgabe ein< - bla, bla -, >erinnerte an
meine ausgezeichnete Arbeit im Fall Orlow und wies mich an, daß ich meine
Berichte inAnbetracht des besonders delikaten Charakters der von mir
wahrzunehmenden Tätigkeit direkt an Karlas Privatbüro schicken und hierfür
einen Spezial-Code benutzen würde . . .< Aufschlagen Seite fünfzehn -«
    Seite fünfzehn aufgeschlagen,
Chef«, sagte Collins.
    Smiley hatte die Stelle bereits
gefunden.
    »> Zusätzlich zu meiner Arbeit
als Revisor des Dreizehnten Direktoriums für die westeuropäischen Außenstellen
würde ich jedoch, wie Karla mir mitteilte, mit gewissen geheimzubleibenden
Aktivitäten betraut werden, zwecks Erstellung von Tarn-Vitae oder Legenden für
künftige Agenten. Sämtliche Mitglieder seines Direktoriums seien damit befaßt,
sagte er, aber die Ausarbeitung von Legenden unterliege dennoch verschärfter
Geheimhaltung, und ich dürfe unter gar keinen Umständen mit irgend jemandem
darüber sprechen. Weder mit meinem Botschafter noch mit Major Pudin, Karlas
ständigem operativem Vertreter in unserer Pariser Botschaft. Ich sagte
natürlich zu und trat nach Ableistung eines Sonderkursus in Sicherheit und
Kommunikation meinen Posten an. Ich war noch nicht lange in Paris, als Karla
mir in einem persönlichen Fernschreiben mitteilte, daß dringend eine Legende für
eine Agentin benötigt werde, Alter etwa einundzwanzig Jahre.< Jetzt sind
wir soweit«, kommentierte Enderby voll Genugtuung. »>Karlas Fernschreiben
nannte mir mehrere Emigrantenfamilien, die unter entsprechendem Druck
einwilligen könnten, eine solche Agentin als ihre eigene Tochter auszugeben,
denn für Karla ist Erpressung ein

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